Vorständin Claudia Nemat auf dem MWC 2024
So nutzt die Telekom KI für neues Business
Glasfasernetze und schneller 5G-Mobilfunk5G-Mobilfunk? Ja, das wird die TelekomTelekom auch künftig anbieten. Doch zudem will sich der Carrier zunehmend als Lösungsanbieter profilieren. Wie bei vielen anderen Ausstellern auf dem Mobile World Congress (MWC) 2024 nimmt dabei auch beim Messe-Auftritt der Telekom das Thema KI einen breiten Raum ein. Top-500-Firmenprofil für Telekom Alles zu 5G auf CIO.de
Auf der Messe sprach Claudia Nemat, Telekom-Vorständin für Technologie und Innovation, bereits von der "Magenta AI" mit deren Hilfe man Netze mit KI für die KI und die User baue. Entsprechend breitgefächert ist das Portfolio, das die Bonner in Barcelona zeigen. Es reicht von schnelleren KI-gestützten Netzen bis hin zu neuen Anwendungen und Konzeptstudien auf KI-Basis:
T-5G-SA, schnellere 5G-Netze ab der zweiten Jahreshälfte 2024,
MagentaBusiness API - kommerzielle APIs für das Netz,
KI für das Netz - from planning to protection,
neue KI-Anwendungen,
T-Concept - Router der Zukunft mit KI.
T-5G
Mehr Performance im 5G-Netz verspricht die Telekom unter dem Label T-5G für das zweite Halbjahr 2024. Dann will der Carrier seine 5G-Netze auf 5G SA (SA = Stand alone) aufrüsten. Allerdings will die Telekom laut Nemat nicht nur auf 5G SA setzen, sondern die Technik noch mit eigenen Netzmanagement-Techniken verfeinern, um so auch unter schwierigen Bedingungen eine bessere Performance gewährleisten zu können.
Ferner ist der breite Rollout des Netzwerk-Slicing geplant, das Kunden auch in ausgelasteten Funkzellen dedizierte Quality of Services (QoS) gewährleistet, indem eine Art virtuelles 5G-Netz bereitgestellt wird. Eine Anwendung dafür könnte für Telekom-Vorständin Nemat etwa die Live-Videoübertragung sein. Statt teurer eigener Übertragungstechnik könnte so künftig einfach das 5G-Netz verwendet werden - auch für 4k-Videoübertragungen.
Bundespolizei testet 5G-Slicing
Ein anderer Anwender, der 5G-Slicing bereits in einem großen Pilotversuch testet, ist die Deutsche Bundespolizei. Sie will das Mobilfunknetz künftig sowohl zur Sprach- als auch zur Datenkommunikation verwenden.
Über das Netz sollen dann etwa Anwendungen wie Pass- und Ausweisabfragen oder der sichere Zugang zum Intranet der Bundespolizei realisiert werden. Dazu erhält die Bundespolizei laut Nemat dedizierte SIM-Karten, für die der Verkehr optimiert werde, um sicherzustellen, dass in jeder Situation eine Verbindung gewährleistet sei. Nach Abschluss der Testphase soll dann der bundesweite Rollout erfolgen.
MagentaBusiness API
Unter der Markennamen MagentaBusiness API will die Telekom Geschäftskunden standardisierte Netzwerk-Schnittstellen (APIs) bereitstellen, so dass sie eigene Anwendungen realisieren können. So hat die Telekom beispielsweise mit Sony eine Live-Video-Lösung getestet, die die Netzwerk-APIs verwendet, um das 5G-Netz optimal zu nutzen und eine niedrige Latenz sowie zuverlässige Bandbreite zu bieten.
Zum MWC hat die Telekom mit Number Verify eine neue API vorgestellt. Diese soll dabei helfen, digitale Identitäten von Kunden zu schützen und Online-Betrug zu verhindern. Über die API kann eine App die Mobilfunknummer eines Nutzers im Hintergrund verifizieren. Im Gegensatz zu bisherigen Verfahren sei dazu keine Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS mehr erforderlich.
Darüber hinaus arbeiten die Betreiber mit SIM Swap bereits an der nächsten API. Mit dieser Netzwerk-API kann überprüft werden, ob eine bestimmte Telefonnummer kürzlich die SIM-Karte gewechselt hat. Dies soll helfen, Angriffe zur Übernahme von Konten zu verhindern, bei denen Betrüger mit Hilfe von Social-Engineering-Techniken und gestohlenen persönlichen Daten die Kontrolle über die SIM-Karte eines Kontoinhabers übernehmen. Stellt etwa eine Bank fest, dass sich die Beziehung zwischen der Telefonnummer und der SIM-Karte des Kunden kürzlich änderte, kann sie so entscheiden, ob sie die Transaktion genehmigt oder nicht.
KI für das Netz
Welche Rolle KI und GenAI schon heute für das Netz spielen, veranschaulicht Nemat an zwei Zahlen: So könnten die rund 2,5 Millionen neuen Glasfaseranschlüsse in Deutschland ohne KI und automatisierte Planung nicht realisiert werden. Und selbst der Techniker vor Ort, der unter anderem die Glasfasern spleißt, sei ohne KI verlassen, wenn es gelte, Informationen in über hunderttausenden von PDF-Seiten zu finden.
Ebenso sei ohne KI-UnterstützungKI-Unterstützung schon heute ein reibungsloser Netzbetrieb nicht mehr zu gewährleisten. "Denn 19.000 Angriffe pro Minute auf unser Netz", so Nemat weiter, "können sie nur noch automatisiert abwehren." Dementsprechend soll das Telekom-Netz künftig mit KI-Hilfe autonom und selbstheilend agieren. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de
Neue KI-Anwendungen
Für die User will die Telekom ab 2025 neue netzbasierte Sicherheitsprodukte unter dem Label "Magenta Security on Net" vermarkten. Im Gegensatz zu bisherigen Sicherheitslösungen werden diese Produkte, wie es heißt, keine Software auf den Endgeräten benötigen. Vielmehr könne der User konfigurationsfrei dedizierte Security-Eigenschaften dazubuchen.
Security unterwegs
Geschäftskunden könnten dann etwa unterwegs von ähnlichen Schutzmaßnahmen wie Secure Access Service Edge (SASE) oder Zero-Trust im Firmennetz profitieren. Dabei will man die wichtigsten SASE-Funktionen über Mobilfunk im Telekom-Netz als auch beim Roaming in fremden Netzen bieten. Ferner könnten auch unterwegs Sicherheitsrichtlinien realisiert werden, so dass beispielsweise Inhalte in Echtzeit inspiziert werden, bevor sie vom Gerät aus in das Firmennetz gelangen.
App-freies Smartphone
Eine weitere Idee für die KI-Nutzung unterwegs ist, wie berichtet, ein App-freies Smartphone. Statt verschiedene Apps von Airlines, Kalender etc. zu nutzen, soll der User künftig seine Buchung in natürlicher Sprache über einen KI-Concierge tätigen.
KI-Sprach-Assis statt Call Center
Mit GenAI dürften auch auf die Call-Center-Branche gewaltige Umwälzungen zukommen. So testet die Telekom eigenen Angaben zufolge bereits mit Banken in Ungarn und Kroatien einen KI-Sprachassistenten.
Dank GenAI könnten die Anrufer sich mit dem Assistenten ganz normal unterhalten und seine Antworten würden menschlich klingen, so dass nicht das Gefühl entstehe, mit einem Roboter zu kommunizieren. Erste Zahlen scheinen den Erfolg des Ansatzes zu bestätigen: So soll sich die Wartezeit für die anrufenden Kunden um mehr als 80 Prozent reduziert haben. Gleichzeitig sei die Kundenzufriedenheit um 40 Prozent gestiegen.
KI für Telcos
Die Telekom selbst will in Sachen Kundensupport ebenfalls verstärkt auf KI setzen. Gemeinsam mit vier Partnern gründet sie ein Joint Venture, das ein Large Language Modell (LLM) zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Telcos sowie entsprechende KI-Apps entwickeln soll (Siehe auch: "Telekom will KI-Joint-Venture gründen").
Einen Artikel dazu, wie sich die Telekom die Zukunft des Routers vorstellt, finden Sie hier.