KI-Business-Ratgeber
So setzen Sie ChatGPT effektiv ein
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit der bislang kostenlos verfügbaren KI-Anwendung ChatGPT (Chat Generative Pretrained Transformer) ermöglicht es Open AI interessierten Nutzern, sich ohne Programmieraufwand und technische Kenntnisse einen tieferen Eindruck über die Fähigkeiten - aber auch Defizite - von generativer KI verschaffen.
Davon sollten auch Sie Gebrauch machen, denn wie in letzter Zeit häufig zu hören ist: "Nicht KI stiehlt Ihren Job, sondern eine Person, die KIKI einzusetzen versteht." Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de
Textverarbeitung auf Steroiden
Wie ChatGTP selbst im CW-Interview erklärte, wurde die Lösung mit einer großen Menge an Textdaten trainiert, die aus dem Internet gesammelt wurden, und kann eine Vielzahl von Aufgaben der natürlichen Sprachverarbeitung ausführen, wie beispielsweise Textgenerierung, Textzusammenfassung, Textkomplettierung, Textklassifizierung und Frage-Antwort-Systeme.
Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Lösung außer den Trainingsdaten nur auf Informationen zugreifen kann, die als Kontext in das Eingabefeld kopiert werden. Außerdem reicht das Material der Trainingsdaten nur bis Ende 2021, Fragen zum aktuellen Twitter-Chef oder der Zusammensetzung der Ampelkoalition in Deutschland wird ChatGPT nur ungenügend oder falsch beantworten.
Die Grundvoraussetzungen
Doch ChatGPT und ähnliche KI-Lösungen sind nicht nur ein Thema für Schüler und Studenten. Das KI-Rennen ist damit auch offiziell für alle denkbaren Unternehmensbereiche gestartet. Dabei muss man nicht - wie CarMax, KPMG und andere First Movern - Azure Open AI nutzen. Bereits die (noch) frei verfügbare Version auf der Webseite von Open AI bietet etliche Möglichkeiten, ChatGPT ohne API-Einbindung einzusetzen. Doch wie lässt sich das KI-Tool im Berufsalltag einsetzen, etwa im Kundenservice, im Marketing, in der Bildung und in der Finanzbranche?
Klar verständlich machen mit Prompts
Dazu muss man sich zunächst ein paar Grundlagen beachten: Dreh- und Angelpunkt für den erfolgreichen Einsatz von ChatGPT sind die so genannten Prompts, also Textanweisungen, um das Anliegen gegenüber dem KI-Chatbot zu konkretisieren. Anders als beispielsweise bei der Google-Suche muss man dazu nicht mit kryptischen Kommandos arbeiten, sondern kann eigene Worte und Sätze verwenden. Diese werden dann in Tokens (Silben) zerlegt und in ein API Request für ein passendes KI Model übersetzt. Beispiele auf der Website von Open AI zeigen, was dabei unter der Haube passiert.
Wichtig beim Prompt Engineering ist:
Je spezifischer die Vorgaben, desto besser. Während ChatGPT bereits bei Anweisungen wie "Schreibe eine Geschichte" loslegt, wird das Ergebnis durch Feintuning, also hier genauere Vorgaben (hier etwa: lustig, traurig…) deutlich besser.
Längere Aufgaben in Unteraufgaben aufteilen. Nicht nur die Länge des Ausgabetextes, auch die des Inputs ist limitiert - insofern, dass die Anzahl der Tokens für Input und Output auf 4.000 limitiert ist.
Der Bot merkt sich die Vorgaben in einer Sitzung, diese werden am linken Rand der Open-AI-Webseite angezeigt. Hat man also zuvor ein Gedicht in Shakespeare-Form verlangt, und will nun einen Geschäftsbrief verfassen, sollte man ChatGPT erst bitten, alles zuvor Geschriebene zu vergessen oder gleich einen neuen Chat beginnen. Auch das Erstellen mehrerer Bots für verschiedene Aufgaben oder Rollen ist möglich.
Außerdem sollte man eine Vorgabe mit einer ersten Aufgabe oder Frage zu beenden, damit ChatGPT darauf reagieren kann.
In wenigen Schritten selbst konfigurieren
Außer bei Open AI selbst findet man dazu im World Wide Web, auf Github und insbesondere LinkedIn inzwischen Tausende von meist englischsprachigen Beispielen für Prompts, mit denen man ChatGPT in einen Karriereberater, Buchhalter, Doktor, Innenausstatter, Personal Trainer und vieles mehr verwandelt. Diese bieten einen guten Einblick in die schier endlosen Möglichkeiten, ChatGPT zu nutzen.
Die Prompts müssen jedoch nicht zwingend eins zu eins übernommen werden - und sind oft auch nur bedingt übertragbar. Wie ein Blick auf die Beispiele verrät, handelt es sich dabei ohnehin nur um einfache Aufgabenstellungen, denen spezifische Schlüsselwörter beigemischt wurden. So kann die KI etwa durchaus etwas mit Marketing-Begriffen wie F-A-B-Methode (Features-Advantages-Benefit) anfangen oder kennt die maximale Zeichenlänge für einen Post auf Facebook oder Twitter.
Mit ChatGPT den E-Mail-Verkehr in Schwung bringen
Als Chatbot ist ChatGPT natürlich hervorragend für Konversationen und allgemein das Erstellen von Text geeignet - eine Fähigkeit, die das Tool in mehrerlei Hinsicht zu einem fast perfekten E-Mail-Assistenten macht.
Dabei kann die Lösung in vielfältiger Weise genutzt werden, etwa um:
Elemente wie E-Mail-Adressen, Termindaten etc. zu extrahieren;
die Stimmung des Absenders zu bewerten und einstufen;
den Inhalt zusammenzufassen oder zu übersetzen.
ChatGPT ist außerdem in der Lage, personalisierte Antworten auf E-Mails zu verfassen, indem es den Inhalt und die Absicht des Schreibens "versteht" und kontextbezogen beantwortet. Ohne API-Integration muss man dazu allerdings den Inhalt einer Mail-Inhalte in das Chatfenster von Open AI kopieren und den Output wieder in Outlook & Co. einfügen - oder einen Workaround basteln.
Für Gmail gibt es allerdings mit ChatGPT Writer bereits eine kostenlose Chrome-Erweiterung, die auf Mausklick ChatGPT in einem Popup-Fenster öffnet und damit erstellte Inhalte in das Gmail-Textfeld einfügt.
Im folgenden - auch auf andere Tätigkeiten übertragbaren - Beispiel fungiert ChatGPT als Assistent eines COMPUTERWOCHE-Redakteurs und beantwortet Presseanfragen, etwa Angebote zum Test von IT-Produkten. Bei diesen soll das Tool zwischen Lösungen für das Business und Endanwendern unterscheiden und bei Consumer-Lösungen eine Absage formulieren.
Dazu wird die KI zunächst mit der Ausgangssituation - Redakteur mit Fokus Business IT - vertraut gemacht
Mit dieser Grundlage meistert das Tool schnell die ersten Aufgaben:
Das Ganze sind natürlich nur Beispiele. Im Normalfall beschäftigt man sich dann doch besser persönlich näher mit den Möglichkeiten eines Produkttests. Anstatt hier ChatGPT entscheiden zu lassen, kann man aber auch Stichpunkte wie "Absage wegen fehlendem Fokus auf Nutzung im Business" vorgeben. Mit dieser Grundlage formuliert ChatGPT dann schon eine ziemlich gute Antwort, die man dann weiter anpassen kann - und auch sollte: Schließlich steht unter dem Text immer noch der eigene Name.