Unausweichlicher Kulturwechsel
SOA braucht Übersetzer
IT-Mitarbeiter verabschieden sich nur ungern von einer funktionalen auf eine Software-Produkt bezogenen Denkweise. Kommt eine neue Anforderung von einer Fachabteilung, müssen sie sich nun Gedanken darüber machen, ob eine vorhandene Software diese Aufgabe nicht schon abdeckt. "Wir prüfen auch, wie wir neue Prozesse abbilden, ohne dass wir die vorhandene Software erweitern oder verbiegen", berichtet Vice President IT Dirk Klöckner vom Heiztechnikhersteller Viessmann. Diese für Service-orientierte Architekturen (SOA) notwendige Arbeitsweise gestaltet sich in der Praxis allerdings nicht so einfach. "Da tun sich Kulturgräben auf", sagt Klöckner. "Für die IT bedeutet diese neue Denkweise eine große Umstellung."
Um den Kulturwechsel hinzubekommen, müssen IT-Mitarbeiter viel miteinander reden. Doch SOA verlangt zudem intensive Kommunikation zwischen IT und Fachabteilungen. Denn der Erfolg von SOA hängt entscheidend davon ab, wie beide miteinander sprechen und zusammenarbeiten.
Nur Business-Potenziale überzeugen
Für eine SOA-Strategie müssen nach Ansicht von Martin Eldracher, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter IT-Beratung beim Münchener Software- und Beratungsunternehmen sd&m, zunächst die Potenziale einer SOA für das Unternehmen erkannt werden. Nur so steigt die Attraktivität des Konzepts für das Unternehmen. Potenziale finden sich zuerst auf der Fachseite, etwa kürzere Time-to-Market. Allein mit Effekten in der IT lassen sich SOA-Projekte nicht rechtfertigen.
Dann ist eine Governance-Struktur zu schaffen, an deren Spitze der CIO mit wesentlichen Fachbereichsleitern steht. Dieses Gremium versorgt wiederum Architekten, Serviceverantwortliche aus den Fachbereichen und Domänenverantwortliche mit Informationen über Ressourcen, Aufwand und Struktur von Projekten. Das oberste Gremium legt nicht nur Projektstarts fest, sondern behält auch den Gesamtzusammenhang im Blick und kontrolliert die Anwendung und Wiederverwendbarkeit der Services. "Zuvor müssen Unternehmen zwingend die Basisfrage klären, wie zentral oder dezentral die IT-Organisation laufen soll", sagt Eldracher.