Medizinischer Fortschritt und wirtschaftlicher Druck führen zu Krankenhaussterben
Studie „Gesundheits-Versorgung 2020“
Das sind wesentliche Ergebnisse der aktuellen Studie „Konzentriert. Marktorientiert. Saniert. Gesundheitsversorgung 2020“, die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young erstellt wurde. Die Studie will eine Orientierungshilfe in der derzeit verwirrenden Diskussion über die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens bieten und wurde von Experten aus Wirtschaft und Gesundheitswesen entwickelt.
Dank des technologischen und medizinischen Fortschritts und aufgrund zunehmender Effizienz wird die durchschnittliche Verweildauer der Patienten im Krankenhaus von 11,9 Tagen (Zahl für das Jahr 2000 – aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Quelle: World Health Organization (2004): HFA Database) auf 6,2 Tage im Jahr 2020 sinken. Knappe öffentliche Kassen, die eine anhaltende Subventionierung der Krankenhäuser durch die öffentliche Hand unmöglich machen, werden den wirtschaftlichen Druck auf die Krankenhäuser erhöhen.
Besonders hart wird es viele der öffentlich-rechtlichen Einrichtungen treffen: Aufgrund der vielfach mangelnden technologischen Ausstattung, begrenzt vorhandener Innovationsbereitschaft und -fähigkeit sowie der oft weit unterdurchschnittlichen Wirtschaftlichkeit werden zwei von drei Häusern ihre Pforten schließen müssen oder in private Hände übergehen. Ihre Zahl wird von 723 (Zahl für das Jahr 2001 – aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Quelle: Deutsche Krankenhausgesellschaft: Zahlen, Daten, Fakten 2003 ) auf etwa 225 sinken - ein Rückgang um fast 70%. Hingegen wird die Zahl privater Krankenhäuser von 468 auf 675 steigen - ein Anstieg um 44%.
“Der Zwang zum kostendeckenden Wirtschaften wird bei den Krankenhäusern dramatisch zunehmen. Viele der oft kleinen und wenig effizienten öffentlichen Krankenhäuser werden dem Kostendruck und der wachsenden privaten Konkurrenz nicht standhalten können“, erwartet Stefan Viering, Partner bei Ernst & Young und Leiter des Bereiches HealthCare. Im Zuge dieses Konsolidierungsprozesses wird die Anzahl der Betten je 100.000 Einwohner von derzeit 636 (5Zahl für das Jahr 2000 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Quelle: World Health Organization (2004): HFA Database – Acute care hospital beds per 100.000) auf 293 schrumpfen – ein Rückgang von knapp 54%.
Weniger Staat – mehr Markt: stärkere finanzielle Beteiligung der Patienten
Der Staat wird sich in den kommenden Jahren weiter aus der Gesundheitsversorgung zurückziehen und langfristig nur noch den Rahmen vorgeben, innerhalb dessen ein weitgehend marktwirtschaftlich organisiertes Gesundheitssystem entsteht. Grundlegende Veränderungen im Rahmen der Krankenversicherung werden zu einem immensen Anstieg der finanziellen Beteiligung des Einzelnen führen. So wird der Anteil der privaten Haushalte an den Gesundheitskosten von aktuell ca. 12% auf rund 30% steigen.