Medizinischer Fortschritt und wirtschaftlicher Druck führen zu Krankenhaussterben
Studie „Gesundheits-Versorgung 2020“
“In Zukunft wird nur noch eine Grundversorgung durch die Krankenversicherung abgedeckt sein“, erwartet Rudolf Böhlke, Senior Manager und Branchenexperte bei Ernst & Young. „Alle darüber hinausgehenden Leistungen werden mit individuellen Policen, die sich an Alter, Geschlecht und Lebensverhältnissen orientieren, abgedeckt werden.“
Krankenhäuser werden zu Gesundheits- und Wellness-Zentren
Die heutigen Krankenhäuser werden in den kommenden Jahren vernetzte Einheiten bilden, die einerseits aus den einzelnen Abteilungen des traditionellen Krankenhauses und andererseits aus ambulanten und weiteren gesundheitlichen Dienstleistungsbereichen entstehen. Diese Unternehmen, die Autoren nennen sie 360°-Anbieter, bieten dem Kunden unter einem Dach beziehungsweise unter einer Marke von der ambulanten über die stationäre bis hin zur präventiven Versorgung ein komplettes Gesundheits- und Wellness-Paket an.
Die größten dieser Unternehmen werden renditestarke und erfolgreiche Aktiengesellschaften sein. „Aus Institutionen und Anstalten werden in den kommenden Jahren Gesundheitszentren, die mehr einem Hotel als den herkömmlichen Krankenhäusern gleichen“, prognostiziert Nils Söhnle, Partner bei Ernst & Young und Leiter des Bereiches Health Care. „Die Grenzen zwischen Medizin und Lifestyle werden verwischen.“
Wachstumsmarkt Gesundheit
Die Ausgaben für die gesundheitliche Versorgung ohne die Berücksichtigung der Ausgaben für Fitness, Wellness und Wohlbehagen werden bis zum Jahr 2020 von heute 234,2 Mrd. Euro auf ca. 500 Milliarden Euro wachsen. „Der Gesundheitsmarkt wird sich zu einem gigantischen Wachstumsmarkt entwickeln. Die Patienten werden zu Kunden, die für ihre erheblichen finanziellen Aufwendungen entsprechend hochqualitative Dienstleistungen erwarten“, so Söhnle.
Die demographische Entwicklung und die steigende Lebenserwartung sorgen für ein kontinuierliches Wachstum des Bedarfs. Technologische Innovationen im Bereich der Diagnostik werden es ermöglichen, Krankheiten früher zu erkennen und therapierbar zu machen. In den kommenden Jahren werden so neue Krankheitsbilder entdeckt und manchmal auch zu einem Markt gemacht werden können. Zudem lässt die fortgesetzte Zersplitterung familiärer Strukturen die Nachfrage nach ambulanten und stationären Pflegedienstleistungen weiter zunehmen.
Angaben zur Studie
Die Studie wurde mittels einer speziellen Szenariotechnik gemeinsam mit Prof. Dr. Horst Geschka, Technische Universität Darmstadt, und weiteren Branchenexperten durchgeführt. Träger und Initiator der Studie ist die Industriegruppe HealthCare, die zum Bereich Public Services der Ernst & Young AG, Stuttgart, gehört.