Telekom-Tochter
T-Systems will mit Baukasten an Digitalisierung verdienen
Die Geschäftskundensparte des Bonner Dax-Konzerns steckt noch im Umbau, nimmt sich aber viel vor. "Die DigitalisierungDigitalisierung ist eine große Herausforderung - die Kunden wollen jederzeit, überall einen kompletten Service nutzen können, und das möglichst einfach", sagte T-Systems-Chef Reinhard Clemens. "Auf der Konsumentenseite ist dieser Trend schon extrem, bei Geschäftskunden geht es gerade los." Dafür will T-SystemsT-Systems den Unternehmen das Rüstzeug bieten. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu T-Systems auf CIO.de
T-Systems hatte lange mit sich selbst zu tun gehabt. Zu viele unrentable Aufträge wurden angenommen. Im Frühjahr 2014 stieß das Unternehmen dann den Umbau an - fast 5000 Stellen sollten in zwei Jahren wegfallen, über Abfindungen und Weitervermittlung. Bei dem Plan ist noch immer etwas Sand im Getriebe - Clemens schließt auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Aber auf der anderen Seite hat das Unternehmen in einigen zukunftsträchtigen Feldern Fahrt aufgenommen. Im Cloud-Geschäft etwa, in dem T-Systems immer aktiver wird und gerade einen Großauftrag von der Fondsgesellschaft Union Investment an Land gezogen hat.
Cloud heißt: In Rechenzentren können Kunden ihre Software und Dokumente zentral lagern und über das Internet abrufen. Die Pläne von T-Systems sind durchaus ehrgeizig. Im Jahr 2018 will das Unternehmen mit Cloud-Angeboten 2 Milliarden Euro umsetzen - mehr als doppelt so viel wie heute. Cloud-Bereichschef Ferri Abolhassan holt auch schon mal zu markigen Sätzen aus: Den Onlineriesen Amazon - neben dem bekannteren Onlineshop auch Weltmarktführer bei Cloud-Rechenpower - wolle man schon angreifen.
Clemens schmiedet aber schon weitere Pläne für die vernetzte Wirtschaft, der T-Systems ein Baukastensystem bieten will. "Ich nenne das unseren Legokasten", sagt der Manager und meint unter anderem das RechenzentrumRechenzentrum in Biere bei Magdeburg, das Telekommunikationsgeschäft, aber auch den neuen Bereich für digitale Geschäftsmodelle. "T-Systems baut die Klötzchen, die Kunden stellen sich daraus die Lösungen selbst zusammen und wir helfen beim Einbau in ihre bestehenden IT-Systeme oder bringen diese in die Cloud." Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
Für Clemens geht die Digitalisierung über das bloße Datensammeln oder Speichern in der Cloud hinaus. "Daten helfen, Prozesse einfacher und kostengünstiger zu machen. Etwa die Paketverfolgung bei der Post. Das gibt es auch schon lange. Interessant wird es, wenn aus den Daten ein neues Geschäftsmodell entsteht", sagt er. Und nennt Beispiele: "Michelin beispielsweise bringt kleine Sensoren in die Reifen: Ist er abgefahren oder nicht? Muss er gewechselt werden? Unternehmen mit Autoflotte zahlen dann irgendwann pro gefahrenem Kilometer, nicht pro Reifen."
Noch tue sich die Wirtschaft schwer damit, die heutigen Möglichkeiten auf ihre Produkte zu übertragen. "Unternehmen sind teilweise gefangen im eigenen Geschäftserfolg", sagt Clemens. "Keiner kannibalisiert sich gerne selbst." Er will dabei mit Erfahrung punkten: "Wir haben durch unsere Projekte den Vorteil, dass wir viele Industrien sehen und kennenlernen. Man bekommt ein Gefühl dafür, was möglich ist."
Auch deshalb hat sich T-Systems entschieden, nicht alles allein machen zu wollen, sondern mit Partnern zu kooperieren. "InnovationInnovation entsteht in der digitalen Welt nur, wenn völlig unterschiedliche Kompetenzen und Unternehmen zusammenkommen", sagt Clemens. Alles zu Innovation auf CIO.de
Bei den Rahmenbedingungen meldet Clemens Besserungsbedarf an. "Am Datenschutz müssen wir arbeiten: Wenn etwa ein Unfall auf der Autobahn passiert - und das Auto erkennt das - dann ist es für das Allgemeinwohl wichtig, dass diese Daten geteilt werden." Allerdings habe der deutsche Datenschutz Standortvorteile, auch wenn das Datenmanagement dadurch etwas an Effizienz verliere. "Ich glaube auch, dass der Datenschutz in Amerika aus unserer europäischen Sicht antiquiert ist. Das hat was von Wildem Westen."
Mit T-Systems hat die TelekomTelekom in Clemens' Augen nach wie vor ein bedeutendes Pfund in der Hand, auch wenn immer wieder über einen Verkauf oder Teilverkauf der Tochter gemunkelt wird. "Wenn ich mir die Wachstumsfelder in der Telekommunikation anschaue, dann sind das die Geschäftskunden. Und da sind wir in einer guten Position. Wir haben den Baukasten, die Anwendungen, das Netz. Aus Telekom-Sicht wäre man schlecht beraten, dieses Geschäft aufzugeben", sagt er. (dpa/rs) Top-500-Firmenprofil für Telekom