Service-Angebote im Auto
Telekom plant Plattform für Online-Dienste im Auto
Herr Clemens, wie passt die Telekom in die Autobranche?
Reinhard Clemens: Der Wettstreit zwischen den Automobilherstellern wird nicht mehr in der Fahrzeugtechnik geführt. Den Unterschied macht das Service-Angebot im Auto. Die Kunden sind es mit ihren mobilen Geräten gewöhnt, ihre Inhalte auch unterwegs zu nutzen. Die Frage ist: Wie bringen wir sie ins Auto? Man braucht eine offene Plattform, auf die alle Automarken und Dienste-Anbieter aufspringen können. Und der Kunde muss entscheiden können, was er nutzen will: Zum Beispiel über welchen Streaming-Dienst er Musik hört.
Die Autohersteller versuchten anfangs, alles selbst zu machen. Ändert sich der Ansatz?
Reinhard Clemens: Jetzt findet ein großes Umdenken statt, die Automobilindustrie fängt an, sich zu öffnen. Die Hersteller mussten feststellen, dass Verbraucher-IT ein anderes Geschäft ist als ein Auto zu bauen. Wie identifiziert man den Nutzer? Wie wickelt man Zahlungen ab? Das ruft nach einem Anbieter, der den Autoherstellern eine Lösung bieten kann. Unsere Strategie ist, dafür eine leistungsstarke Plattform mit Netzanbindung zu bauen. Denn die Verbindung zum Netz und Dienste gehören zusammen.
Kann man sich aber nicht mit neuen Diensten von der Konkurrenz abheben?
Reinhard Clemens: Es werden eine Menge von Services kommen, die keine Differenzierung darstellen. Parkplatzsuche, oder Bezahlen direkt aus dem Auto werden alle anbieten, der eine früher, der andere später - damit kann man sich in Zukunft nicht abheben. Das Tempo der Markteinführung ist aber einer der wesentlichen Faktoren. Die Internet-Anbindung im Auto wird mit der Zeit so selbstverständlich wie der Strom aus der Steckdose.
Die Online-Dienste im Auto sind allerdings auch nur so gut wie die Qualität des Netzes - und das lässt derzeit zum Beispiel entlang der Autobahn oft zu wünschen übrig.
Reinhard Clemens: Wir haben gerade unsere Netzoffensive gestartet, um im Mobilfunk in den kommenden Jahren Bandbreiten von 150 Megabit pro Sekunde zu erreichen. Natürlich erwarte ich als Kunde eines Musik-Dienstes, dass der auch im Auto stotterfrei läuft. Und die Menschen wollen dafür auch nicht einen weiteren Mobilfunk-Vertrag bezahlen. Es darf auch kein exklusives System sein, nur für Fahrer eines 7er-BMW oder der Mercedes-S-Klasse. Es muss ein Angebot für den Massenmarkt werden.
Der Aufbau einer solchen Plattform ist nicht billig. Wie wollen Sie Geld verdienen?
Reinhard Clemens: Die Dienste-Anbieter könnten zum Beispiel dafür bezahlen, auf die Plattform zu kommen. Oder man kann die Umsätze teilen. Es können auch völlig neue Geschäftsideen entstehen: Zum Beispiel das Reservieren von Parkplätzen oder Rabattgutscheine von Tankstellen auf dem Weg, wenn der Sprit zur Neige geht. Solche Angebote werden kommen, weil sie einfach bequem sind, da wird man sich dem Markt nicht widersetzen können. (dpa/rs)