Kritik an Shared Services
ThyssenKrupp: IT-Umbau mit Gegnern
Mit Triaton gingen auch Manager
Mit Triaton wurden laut Gaul zudem nicht nur ein großer Teil der Infrastruktur- und SAP-Kompetenz verkauft, sondern auch viele Manager, die ein SSC oder einen IT-Dienstleister hätten neu aufbauen und steuern können. "Insofern haben wir die Shared Services als Start-up-Organisation gegründet." Parallel zu dieser steilen Lernkurve - ohne externe Begleitung - war die IT schnell mit operativen Anforderungen und dem Umzug der Konzernzentrale konfrontiert. "Da haben wir natürlich Zugeständnisse machen müssen", räumt der CIO ein.
Keine Willkür der IT
Jedoch habe er diese Taktung damals nicht beeinflussen können, und auch die Triaton-Manager, die das Unternehmen verlassen haben, seien nicht aus Willkür oder strategischer Kurzsichtigkeit der damaligen Entscheider zu HP geschickt worden. "Schließlich war der Verkauf nur zu einem geringen Teil eine Entscheidung der IT-Strategie, sondern eine Desinvestition im Rahmen einer langfristigen Unternehmensstrategie."
Den Vorwurf einer kompromisslosen Zentralisierung, wie er im Brief angedeutet wurde, lässt Gaul indes nicht gelten: "Die IT-Kompetenz ist zwischen IT und operativem Geschäft verteilt, und sie wird auch verteilt bleiben." Die IT führe nur die Aufgaben auf Basis von Standards zusammen, die besser zentral geleistet werden können, sagt der CIO. Gaul ist zudem davon überzeugt, dass in seinem Bereich die maximale Effizienz und auch eine hohe Flexibilität gegeben sind. Hingegen fänden die Wertsteigerung und die Wertschöpfung der IT nicht in der Infrastruktur statt, sondern in den Geschäftsprozessen und Applikationen. "Diese Intelligenz steckt in unseren Business Areas und wird auch dort bleiben."
Derzeit befindet sich die IT von ThyssenKrupp noch in der Umsetzung aller Entscheidungen der Jahre 2009 und 2011 - mit leichtem Verzug, wie Gaul einräumt. Eine strategische Weiterentwicklung der IT finde zurzeit nicht statt, heißt es in dem anonymen Schreiben an die Redaktion. "An dieser Stelle gibt es nicht nur Gewinner", entgegnet der CIO. Standardisierung funktioniere nicht, indem alle glücklich gemacht werden. Es sei zwar ein Weg voller Kompromisse, aber immerhin ein gangbarer Weg. "Wir werden aber niemals in die Situation kommen, es allen recht machen zu können."