Internet-Zensur

Türkei baut Twitter-Blockade aus

24.03.2014
Die Internet-Zensur in der Türkei wird technisch immer ausgefeilter. Die ersten Blockade-Maßnahmen gegen den Kurzmitteilungsdienst Twitter konnte noch leicht umgangen werden. Nun sperrt die türkische Regierung auch den Zugang zu alternativen Verbindungsmethoden.

Die türkischen Behörden schneiden ihre Bürger immer mehr vom Kurznachrichtendienst TwitterTwitter ab. Nun sei auch Twitters Linkverkürzer t.co gesperrt, berichteten türkische MedienMedien am Montag. Damit werden beim Klick auf solche über Twitter verkürzte Links die Websites dahinter nicht mehr aufgerufen. Alles zu Twitter auf CIO.de Top-Firmen der Branche Medien

Viele Nutzer hatten die in der Nacht zum Freitag eingeführte Blockade zunächst umgangen. Die türkischen Behörden setzten auf eine DNS-Sperre - das heißt, bei den einheimischen Internet-Providern wurde die Übersetzung der Web-Adresse twitter.com in den entsprechenden IP-Zahlenblock verhindern, so dass sie nicht erreicht wurde. Wer die IP-Adresse kannte oder alternative DNS-Dienste nutzte, kam trotzdem ans Ziel.

Seit dem Wochenende werde Twitter auch direkt über die IP-Adresse blockiert, hieß es. Zudem habe die Regierung Umgehungen der Sperre über alternative DNS-Server wie Google DNS blockiert. Ein DNS-Server löst einen eingetippten Domainnamen wie twitter.com in die technische Adresse (IP-Adresse) auf. Wer Google als DNS-Dienst in seinem Browser eingetragen hatte, konnte auch in der Türkei wie bisher auf einfache Weise auf twitter.com gehen, ohne die IP-Adresse von Twitter kennen zu müssen. Twitter kann allerdings noch über sogenannte VPN-Dienste erreicht werden, die einen verschlüsselten Tunnel zum Internet herstellen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist durch eine Reihe von Korruptionsvorwürfen unter Druck geraten. Er hatte den für seine politischen Gegner wichtigen Kommunikationskanal Twitter wenige Tage vor der am 30. März geplanten türkischen Kommunalwahl blockieren lassen. Die Twitter-Sperre stieß bei westlichen Regierungen und der EU auf scharfe Kritik. Auch der türkische Staatschef Abdullah Gül verurteilte die Sperrmaßnahme. (dpa/rs)

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