Ratgeber
Übersetzungssoftware: Was die kostenlosen Tools taugen
Umsonst ist nur der Tod heißt es. Das gilt erst recht in der Werbung. Die "ikonische Glasflasche" eines großen Getränkeherstellers mag Absicht sein und war als Slogan sicherlich nicht günstig. Aber manche "denglischen" Wortneubildungen bis Atrozitäten legen allerdings die Vermutung nahe, dass da am Profi-Übersetzer gespart wurde. Ebenso gut kann man auch den Praktikanten auf die Webseite von Babelfish.de, dem Google Übersetzer (Translate) oder dem Microsoft Bing Translator schicken.
Online sind diese ToolsTools für die Machine Translation (MT) oder die Maschinelle Übersetzung (MÜ) tatsächlich kostenlos, was nicht heißt, dass diese nichts taugen oder per se von billiger Qualität sind. Die Ergebnisse können sich mitunter wirklich sehen lassen. Produkttests der PC Welt und anderer Magazine haben gezeigt, dass die kostenlosen oder günstigeren Übersetzungsprogramme mitunter besser sind als andere für mehrere hundert Euro. Alles zu Tools auf CIO.de
MT-Tools liefern Rohübersetzung
Ganz umsonst sind viele dieser Tools freilich nicht, wenn man sie in CAT-Systeme oder andere Programme einbinden will. Für den Microsoft Translator und Google Translate v2 braucht man zum Beispiel einen Lizenz- oder API-Schlüssel, der die Eingabe der Kreditkartendaten oder anderer Zahlungsmodalitäten voraussetzt. Nennenswerte Kosten schlagen jedoch erst auf, wenn monatlich Texte mit mehreren Millionen Anschlägen übersetzt werden. Selbst die Rohübersetzung des Guinness-Rekordhalters "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust mit rund 9,6 Millionen Zeichen würde mit dem Google Übersetzer weniger als 200 Euro kosten.
Die Betonung bei den MÜ-Programmen liegt auf der Rohübersetzung, was nicht heißt, dass diese schlecht wären. Im Internet kursierende lustige Übersetzungsfehler sind, wenn auch nicht alle, vielfach behoben worden. Selbst idiomatische Redensarten wie "er ist scharf auf sie" oder "it's raining cats and dogs" (es regnet in Strömen) beherrschen die MT-Tools oft schon. Von einer echten Lokalisierung, auf die gerade US-Unternehmen so viel Wert legen, kann jedoch meist keine Rede sein.
- Leo bei Google immer ganz vorn
Leo bietet online in jeweils beiden Richtungen Wörterbücher für Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Chinesisch, Russisch, Portugiesisch und Polnisch für allgemeines oder verschiedenes Fachvokabular an. Die Eingabe kann per Tastatur oder Mikrofon erfolgen, je nach Sprache mit mehr oder weniger großem Erfolg oder Frustfaktor. Zur Freeware gehört ein Vokabeltrainer, der die vorherige Eingabe von Zugangsdaten erfordert. Im Leo-Forum kann man sich Rat zu Suchbegriffen holen. Je nach Sprache nimmt der Löwe wie hier bei Russisch ein anderes Aussehen an. Peristroika wird im russischen Teil sogar noch näher erklärt. - Dict.cc mit 51 Sprachpaaren
Dict.cc stellt zwar Englisch und Deutsch 51 Sprachpaare zur Verfügung. Deutsch-Englisch sind es über eine Million Wörter, bei anderen Sprachen nur einige tausend. Eine Besonderheit von Dict.cc ist, dass man die Wörterbücher auch herunterladen kann, um sie offline zu nutzen, eine andere wie hier am Beispiel Computer, dass auf Latein mehrere Übersetzungsmöglichkeiten angezeigt werden. Die Plus-Version von Dict.cc für 5,94 Euro ist werbefrei und bietet zusätzlich Auflistung der zuletzt gesuchten Wörter, Favoritenfunktion und Vokabeltrainer. - Pons mit 12 Millionen Wörtern
Die Wörterbuch-App von Pons ist kostenlos und wurde von androidmag.de 2013 und 2014 zu den besten ihrer Art gekürt. Für einen kleinen Jahresobulus kann man die App auch werbefrei haben. Sie bietet uneingeschränkten Zugriff auf die Übersetzungen des ebenfalls kostenlosen Online-Wörterbuchs des Herstellers und vereint 35 Wörterbücher mit über 12 Millionen Wörtern und Redewendungen in 14 Sprachen. - Pons und der „Da Vinci Code“
Die Online-Wörterbuch-App unterstützt kostenfrei auch die maschinelle Textübersetzung, ein Service, der in der App auch für 23 zusätzliche Sprachen wie Arabisch und Japanisch verfügbar ist. Die Qualität der Übersetzung ist vielfach vergleichbar mit der vom Google Übersetzer. Der Buchtitel „Da Vinci Code“ auf Chinesisch und Arabisch wurde jeweils richtig übersetzt, auch wenn da mal ein Leerzeichen fehlt. Die Spracheingabe über Mikrofon ist auch akzeptabel. - Linguee für ganze englische Phrasen
Linguee ist in der Google-Suche meist ganz vorn, wenn es darum geht, englische oder deutsche komplexe Begriffe und auch ganze Sätze in die jeweils andere Sprachrichtung zu übersetzen. Und sie gibt es auch als App. Diese bietet englisch-deutsch, deutsch-englisch ein sehr umfangreiches Wörterbuch. Darüber hinaus hat man über den Bereich „Linguee.com Web-Resulate“ auch den gewohnten Zugriff auf eine Reihe von Beispielssätzen und weiterführende Informationen aus dem Internet, in dem der gesuchte Begriff oder Satzteil vorkommt. Um den Geldbeutel und die Smartphone-Ressourcen zu schonen, kann man den Zugang zu Linguee.com sperren oder nur über WLAN erlauben. - Multilingualer Google Übersetzer
Zum Google Translator alias Google Übersetzer wurde schon einiges gesagt. Dieser gehört zu den beliebtesten und wohl auch besten Übersetzungs-Apps. Unterstützt werden über 90 Sprachen. OCR (Texterkennung) mit übrigens hervorragender Textausrichtung von Nuance wird nicht für alle Sprachen angeboten, für Arabisch zum Beispiel nicht, wohl aber für Japanisch und Chinesisch. Die Wörter oder Sätze werden in relativ guter Qualität gleich übersetzt und kann man sich auch vorsprechen lassen. Mit Griechisch tut sich die Texterkennung der App manchmal etwas schwer. Aber den russischen Hinweis für Unbefugte verboten wird erkannt. - Japanisch 1a
Dieser japanische Klappentext eines Klassikers über die chinesischen Drei Reiche zeigt die Früchte früher Pionierarbeit japanischer und chinesischer Entwickler. Die Erkennungsgenauigkeit ist sowohl bei den eher eckigen chinesischen als auch bei den runderen japanischen Zeichen hervorragend und oft besser als bei reinen Buchstabenschriften. Der Google Translator scheint nur mit den chinesischen Namen nicht klarzukommen, weil er hier „japanisch“ denkt. - Babylon Translator und Babylon Touch
Vielsprachiges iTranslate - Vielsprachiges iTranslate
Wie der Google Übersetzer versteht sich iTranslate von Sonico Mobile als kostenlose App auf über 90 Sprachen mit Verständnis einzelner Wörter, Phrasen oder ganzer Texte. Man kann den Part eintippen oder aufsprechen. Die Möglichkeit, sich den gesuchten Text in der anderen Fremdsprache vorlesen zu lassen, beinhaltet für Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch und Spanisch auch unterschiedliche Dialekte. Ein sehr großer Vorteil von iTranslate gegenüber anderen solchen Apps ist der, dass in vielen Fällen mehrere Übersetzungsvorschläge angezeigt werden. - Der mobile Dolmetscher iTranslate Voice
Sonico Mobile hat neben der soeben vorgestellten App auch einen mobilen Dolmetscher entwickelt, der für Englisch und Deutsch in beiden Sprachrichtungen kostenlos ist und über einen kleinen Obolus von 2,99 Euro als Pro-Version für 42 Sprachen und Dialekte geöffnet werden kann. Die App übersetzt den Text nicht nur, sondern liest ihn in der jeweiligen Zielsprache vor. So kann man an seiner eigenen Aussprache arbeiten. Verschiedene Dialekte einzelner Sprachen mit Frauen- oder Männerstimme werden auch unterstützt. - Q Multi Language Translator
Nyxcore bietet neben einem Sprachübersetzer auch den sogenannten Q Multi Language Translator an, der wie bei manchen Bildlexika ermöglicht, sich denselben Begriff oder Satz in mehrere Sprachen übersetzen und vorlesen zu lassen. Die Eingabe kann über die Tastatur oder das Mikrofon erfolgen. Über ein Pluszeichen unten kann man vorher wählen, in welche Sprachen man sich den Part übersetzen lassen möchte. Die Auswahl der möglichen Sprachen ist erstaunlich. Die Übersetzungsergebnisse können sich auch sehen lassen, obwohl sie vielleicht nicht immer grammatikalisch richtig sind. Aber das ist normal. - Babbeln mit Babbel
Der unerfüllte Wunsch, online spielerisch und mühelos spanisch lernen zu können, hat Lorenz Heine erwogen, einen eigenen Vokabeltrainer zu entwickeln, eine Idee, der sich die anderen Co-Gründer spontan anschlossen. Anfang 2008 ist Babbel.com online gegangen und hat heute unter dem Dach der Lesson Nine GmbH mit Sitz in Berlin und mit einem Büro in New York über 300 Mitarbeiter aus 28 Ländern, darunter Sprachwissenschaftler, Muttersprachler und Übersetzer. Ohne den Hintergrund zu kennen, hat sich der Autor dieses Artikels ebenfalls für Spanisch entschieden, um Babbel auszuprobieren. Schließlich kannte man ja schon ein paar Brocken wie „olá“, „gracias“ und „hasta la vista“. Doch selbst bei so einfachen Wörtern ließ der Aussprachetrainer nichts durchgehen. Schön wäre es, an anderer Stelle, manche Übungen wiederholen zu können. Bevor man sich mit den einfachen Vokabeln zu langweilen beginnt, werden einem ziemlich am Anfang plötzlich Sätze entgegengeschleudert, die man kaum versteht, geschweige denn wiederholen kann. Aber wie heißt es so schön: „Nicht fordern ist Faulheit.“ Insgesamt ist die App nur zu empfehlen, weil man das Gefühl hat, schnell Fortschritte zu machen. - 50 Languages mit Sprachtrainer
50 Languages bietet, wie der Name schon sagt, eine große Auswahl an Sprachen, die man lernen kann. In dem Sprachführer stehen verschiedene Kategorien zur Auswahl. Die Gratis-App hat allerdings nur 30 Lektionen, für 2,99 Euro kann man zum Beispiel nur Türkçe für Türkisch mit 100 Lektionen erwerben, für 9,99 Euro alle Sprachkurse.
Profis arbeiten mit CAT-Systemen
Daher sind Profi-Übersetzer immer noch unverzichtbar. Diese klagen indes, dass die MT-Tools, die ihnen ursprünglich doch die Arbeit erleichtern sollten, "die Preise versauen", wenn sie überhaupt noch im Geschäft sind. Denn oft genügt den Auftraggebern schon die Rohübersetzung. Schließlich kocht jeder nur mit Wasser und auch Profi-Übersetzungen sind für Werbezwecke in der Regel stark überarbeitungsbedürftig.
Hat man als Übersetzer endlich einen "Job" an Land gezogen, wird man vom Auftraggeber in der Regel gefragt, ob man mit SDL Trados arbeite. Es handelt sich dabei um das führende CAT-System für die Computer Aided (beziehungsweise Assisted) Translation oder zu Deutsch Computergestützte Übersetzung mit integriertem Translation Memory System (TMS), Terminologiedatenbank und vielem mehr.
SDL Trados fast unumgänglich
Zu Preisen ab 695 Euro für die Freelancer Edition und 2.595 Euro für die Professional Edition ist das neue SDL Trados Studio 2015 zwar kein Schnäppchen, das Geld aber wert. Und das nicht nur, weil viele Auftraggeber das zweisprachige SXLXLIFF und andere Trados-Ausgabeformate verlangen. Für die gibt es mitunter kostenlose Converter. Tatsächlich überzeugt SDL Trados Studio auch durch Benutzerkomfort und vielfältige Funktionen, die andere CAT-Tools nur bedingt haben. Die 30-Tage-Trial-Version ist übrigens kostenlos. Der SDL FreeTranslation als Online-Übersetzungstool (siehe unten) ohnehin. Als Cloud-Service ist gegen einen monatlichen Obolus auch die Integration in SDL Trados Studio möglich.