CIO des Jahres


CIO des Jahres 2020 – Mittelstand – Platz 3

Ullstein-CTO verkürzt Arbeitsschritte mit neuer IT-Lösung drastisch

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Als CTO des Ullstein-Verlages hat Michaela Philipzen eine Lösung entwickelt, die die Aufbereitung des Manuskripts zum Buch in Echtzeit leistet und somit um bis zu 90 Prozent der ursprünglichen Dauer verkürzt.
CTO Michaela Philipzen legte ihr IT-Budget offen und weckte bei den Entwicklern ein Bewusstsein für Effizienz.
CTO Michaela Philipzen legte ihr IT-Budget offen und weckte bei den Entwicklern ein Bewusstsein für Effizienz.
Foto: Max Zerrahn

Der Druck auf BuchverlageBuchverlage ist hoch. Inhalte sollen schnell auf den Markt und flexibel verwertet werden können, möglichst kostenneutral. Der 1877 gegründete Ullstein Verlag hält mit dem Tempo gesellschaftlich-politisch relevanter Themen mit und bringt in Windeseile passgenaue Bücher auf den Markt - dank CTO Michaela Philipzen und ihrer Vision, die sie binnen neun Monaten in die Tat umsetzte: "Wir wollten eine komplett cloud-basierte Satzautomation nutzen, die mit unseren Systemen vernetzt ist und den Satz eines Buches oder E-Books nur mit Webtechnologien - also HTML, API-angebundenen Datenbanken und freien Services - erzeugt." Top-Firmen der Branche Medien

Die Jury sagt:

"Philipzen hat mit ihrem Projekt einen innovativen Ansatz zur Webtechnologie-basierten Buchproduktion in einer überwiegend klassisch ausgerichteten Branche umgesetzt. Der neue Ansatz half dem Buchverlag nicht nur, Produktionskosten einzusparen, sondern auch, die reguläre Dauer der Buchproduktion deutlich zu senken."

Mit dem eigenen Entwickeln einer Software betrat die 49-Jährige in der Verlagsgeschichte Neuland. Ein mutiger Schritt, zumal auch der Budget-Rahmen im unteren sechsstelligen Bereich für das Vorhaben sportlich bemessen war. Mit ihren internen Mitstreitern René Selpin und Nils Tiemann, einem Solution Architekten, einem agilen Coach sowie freien Softwareentwicklern hat es Philipzen geschafft - auch weil die Führungsfrau vollkommen transparent agierte und entschied.

"Als wir die Hälfte unseres Budgets verbraucht haben, legte ich das Budget offen, worauf die freien Entwickler mein Dilemma verstanden. Als Kreative entwickelten sie ein neues Bewusstsein für Effizienz. Wir haben immer wieder gemeinsam fokussiert, priorisiert, um das vorhandene Geld ganz bewusst und nachhaltig einzusetzen. Mir ging das Herz auf zu sehen, wie loyal die Teammitglieder und wie sehr sich auch die Freien mit unserem 'pepyrus' identifiziert haben."

Führen ohne Pflichtenheft

Ein Pflichtenheft wollten die Entwickler nicht haben, klare Vorstellungen und Austausch schon. Für Philipzen kein Thema, auch wenn die freiberuflichen Programmierer nicht vor Ort waren und fast alle Kommunikation über Telefon und Mail lief. Als Product Owner hat sie stets hinter- und nachgefragt, was das Team als sehr wertvoll empfand. "Im Rückblick konnte ich remote Zusammenarbeit und virtuelle FührungFührung in dem Projekt üben, bevor Corona kam", so Philipzen. Alles zu Führung auf CIO.de

Mit ihrem "Herzensprojekt" bewies sie, wie man sich als Nicht-ITlerin den Respekt der Entwickler erarbeiten kann, wie Offenheit und Mut das Team zu unternehmerischem Denken und Handeln bewegen und wie eine innovative IT-Lösung die Arbeitsschritte drastisch verkürzt, ohne dass die Qualität der Produkte leidet. Nach gut zehn Monaten war die Hälfte der Entwicklungskosten wieder eingespielt.

In vier Stunden zum Buch

"Pepyrus" automatisiert den Satz. Mit der "Satzmaschine" kann der Ullstein-Verlag nun ein nahezu beliebig umfangreiches Manuskript eigenständig in vier Stunden – statt extern in vier Tagen – in die gewünschte Form bringen.

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