E-Health in Deutschland
"Umsetzungsschwäche tut weh"
Nach Verabschiedung einer um zentrale Inhalte wie elektronische Gesundheitskarte (eGK) und Telematik "abgespeckten" Gesundheitsreform ist die Stimmung unter den IT-Anbietern miserabel. Sie ist gekennzeichnet durch Frust, Enttäuschung, Unzufriedenheit und Pessimismus. Und als Folge einer ausgeprägten Interessendivergenz gibt es Unübersichtlichkeit, Konfusion und Verwirrtheit. Die Vorwürfe sind nicht zu überhören.
So wetterte Hubert Haag, Geschäftsbereichsleiter Healthcare bei T-Systems, massiv gegen die Politik: Er hielt ihr "Ränkespiele" vor, die für die Verzögerungen in Sachen eGK und Telematik verantwortlich seien. Zwar geschehe vieles, aber "meistens zu langsam". Die "Umsetzungsschwäche tut weh“, sagte er. Darüber hinaus kritisierte er das "sektorale Chaos", "Vernetzungswust" und "Durcheinander" sowie die zunehmende Komplexität bzw. "Vielfältigkeit der Stellschrauben": "Es gibt viele Variablen, immer mehr." Befragt auf Möglichkeiten, was getan werden könne, um die Situation zu verbessern, meinte er, es sei „eigentlich zu spät." Am Ende nur noch zynische Hoffnung auf Besserung: "Vielleicht lernen wir’s irgendwann mal,“ so Haag.
Auch Peter Reuschel, Vorstandsvorsitzender der InterComponentWare (ICW), hielt mit Kritik nicht hinter dem Berg. Die Große Koalition sei mit dem Thema GesundheitGesundheit "nicht ehrlich" umgegangen und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens habe nicht funktioniert. Mit Blick auf die Einführung neuer Technologien sprach er sich gegen zentralistische oder gar diktatorische Methoden aus. Allerdings habe die eGK die vorgegebenen Ziele nicht erreicht und mit dem Marketing der Karte seien falsche Erwartungen geweckt worden. Mehr als die eGK biete die "elektronische Gesundheitsakte“ (eGA), die jetzt für einen Roll-out reif sei.
Top-Firmen der Branche Gesundheit
Die Lamentos und Beschwerden der IT-Wirtschaft mögen berechtigt sein, oder auch nicht. Viel weiter werden sie die Branche wahrscheinlich nicht bringen. Auch nicht der Aufruf von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Mehr an "Begeisterung“ auf dem Potsdamer IT-Gipfel Ende letzten Jahres, oder die Forderungen von BDI-Chef Jürgen Thumann nach höherem Tempo. Gefragt sind jetzt vielmehr StrategienStrategien, die zur Lösung der tatsächlichen massiven Probleme taugen und aus dem derzeitigen Dilemma heraus führen.
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