Coaching für Chefs
Umstrukturierung als Chance für Führungskräfte
Ein IT-Unternehmen steht vor einer Umstrukturierung, die Umsätze sind gesunken, Bereichsleiter Kurt H. muss den Personalabbau vorbereiten, Mitarbeiter auf Listen auswählen und priorisieren, 40 Prozent der Mitarbeiter sollen gehen. Geschäftsführer und Aufsichtsrat erwarten vom Bereichsleiter Lösungen und "to-do"-Listen, die Mitarbeiter kann er nicht einweihen und sein Privatleben will er nicht belasten. Daher führt ihn sein Weg zu einem Coach. "Wir stoßen Lösungen von außen an, entwickeln alternative Ideen und begleiten den Manager bei der Umsetzung", erklärt Wolfgang Wagner vom Frankfurter Beratungsunternehmen Bewerber Consult.
Mit Kurt H. hat Coach Wagner nach Alternativen zur Kündigung gesucht: "Wir haben mögliche Zusammenlegungen von Abteilungen, komplett neue Denkmuster außerhalb des bisherigen Organigramms besprochen und die Versetzung von Leistungsträgern geplant. Gleichzeitig hat der Bereichsleiter sein eigenes Netzwerk aktiviert, um für die gefährdeten Mitarbeiter eine Perspektive außerhalb zu finden. Mit einem Juristen besprach er so genannte Expander-Lösungen, das heißt den Mitarbeiter solange im Betrieb zu halten, bis er eine externe Lösung gefunden hat."
Bei den regelmäßigen Treffen mit seinem Coach realisierte Kurt H. auch, wie formal die Geschäftsleitung agierte, wie wenig der Mensch zählte. Er selbst entschloss sich daher seine eigene Karriere-Planung selbst in die Hand zu nehmen. Nach einigen Terminen stand für ihn fest: die Umstrukturierung war auch für ihn eine Chance, sich beruflich neu zu orientieren. Hier half der Coach mit unterstützender Recherche, Potenzialanalysen und offenem Feedback zu den Zukunftsplänen. Wagner ermunterte seinen Kunden auch, kreative Ideen beim Geschäftsführer an zu sprechen und früh die Grenzen des Machbaren auszutesten.
Viele von Wagners Kunden müssen sich auch um ihre eigene Situation Gedanken machen, denn meist ändert sich im Zuge einer Umstrukturierung auch ihre Führungsposition oder sie müssen das Unternehmen verlassen. So erging es Thorsten H.: "Ich musste erst meine Mitarbeiter abwickeln, dann durfte ich selbst gehen und den Schlüssel zu meinem Büro von außen umdrehen". Ein Karriere-Coaching hatte ihm sein Unternehmen nicht angeboten, er wurde nach einer Auszeit selbst aktiv.
Nach wenigen Terminen mit seinem Coach war Thorsten H. klar, dass er selbst nicht mehr angestellt arbeiten wollte. Seine Stärke war seine hohe emotionale Intelligenz, seine Überzeugungsfähigkeit und seine persönliche Geradlinigkeit. Umstrukturierungen, regelmäßige Entlassungen, gar juristische Auseinander-setzungen wollte er künftig auf jeden Fall vermeiden. "Mein persönlicher Anspruch ist ein anderer, ich bin kein karriereorientierter Technokrat".
Noch in den ersten beiden Gesprächen konnte er sich eine Selbstständigkeit nicht vorstellen, bei näherer Betrachtung des Marktes und seiner individuellen Kompetenzen wuchs der Mut, Neues zu wagen und einige Optionen parallel auszuprobieren. Das Szenario reichte von intensiver Ansprache mehrerer Headhunter, die Suche im verdeckten Stellenmarkt, persönliche Treffen mit Top-Entscheidern bis hin zur Selbstständigkeit.
Letztlich entschied sich Thorsten H. für eine Selbstständigkeit. Die ersten Kunden entstammten alle seinem umfangreichen persönlichen Netzwerk. Motiviert durch die ersten Erfolge kamen noch neue Kunden durch klassische Akquise hinzu. Als das zweite Standbein Interimsmanagement auch relativ schnell erste Früchte trug, war die neue Existenzgrundlage gesichert.
Karrierecoach Wagner ergänzt: Idealerweise kommt der Kunde so früh wie möglich, er kann sich das Coaching natürlich auch im Rahmen seiner eigenen Verhandlungen vom Arbeitgeber bezahlen lassen, aber die meisten Kunden schätzen die Unabhängigkeit vom Arbeitgeber: „Wo ich hingehe und was ich mit meinem Coach besprechen möchte, lege ich fest und bin frei in meiner Entscheidung und Vorgehensweise, das macht einen Großteil des Erfolges aus. Außerdem habe ich durch das Feedback des unbeteiligten Dritten, Lösungsideen und Anregungen erhalten, die wohl nur durch den Helikopterblick möglich sind“, formulierte es ein Kunde treffend.
Die Kosten sind kalkulierbar und überschaubar. Manche Manager nehmen fünf Termine von jeweils ein bis zwei Stunden wahr, manche vereinbaren Einzelberatungstermine ohne Mindeststunden oder festgelegte Vertragsdauer.
- In Sachen Bewerbung ...
... kann man viele Fehler machen, wie Karrierecoach Martin Wehrle in seinem "Lexikon der Karriere-Irrtümer" zeigt. Klicken Sie sich durch weiterverbreitete Fehleinschätzungen. - 1. Je mehr Bewerbungen man schreibt, desto höher der Erfolg
Blinde Schüsse mit der Schrotflinte, auch „Blindbewerbung“ genannt, bringen wenig. Eine Topbewerbung ist ein maßgeschusterter Aschenputtel-Schuh: Sie darf nur an den Fuß dieser einen Firma passen. - 2. Wenn gewünscht, sollte ich meine Gehaltsvorstellung im Anschreiben nennen.
Wer eine Gehaltsspanne von 30.000 bis 40.000 Euro angibt, verrät dem Unternehmen zweierlei: Erstens wären Sie bereit, den Job für 30.000 Euro zu machen- warum sollte man Ihnen dann mehr bieten? Zweitens scheinen Sie im Vorfeld schlecht recherchiert zu haben; sonst wären Sie in der Lage, ein konkretes Gehalt zu nennen. - 3. E-Mails dürfen formlos sein
E-Mails vermitteln Botschaften unübertroffen schnell – auch die Botschaft, dass der Absender keine Manieren hat! Unhöflichkeit bleibt Unhöflichkeit, Fehler bleibt Fehler. Und wie steht es damit, kleine Schludrigkeiten durch Smilies zu entschuldigen? Keine gute Idee, denn die Emoticons haben in Geschäftsmails nichts verloren. - 4. Ständige Erreichbarkeit wird als Zeichen für hohes Engagement gewertet
„Wenn der Chef mich anruft, stehe ich dreißig Sekunden später bei ihm auf der Matte.“ Gut, Sie sind schnell zur Stelle. Aber daraus lassen sich auch andere Schlüsse ziehen. Zum Beispiel der, dass Sie nicht viel zu tun haben, womöglich den ganzen Tag auf Kommandos des Chefs warten. - 5. Fortbildungswillige Mitarbeiter sind gern gesehen
Der Bewerber war so oft auf Fortbildung, dass seine Qualifikation nur eine winzige Frage offen lässt: Wann hat der Kerl eigentlich gearbeitet? Fortbildungswille ist äußerst gern gesehen, aber nur nach Feierabend, wenn er die Firma keinen Cent und keine Minute kostet. Ansonsten werden Weiterbildungen oft nach den Notarzt-Prinzip vergeben: Man operiert erst, wenn es nicht mehr anders geht. - 6. Der autoritäre Führungsstil hat ausgedient
Doch unter dem demokratischen Deckmantel verbergen sich oft die Ellbogen autoritärer Führung. Zwar dürfen die Mitarbeiter den Speiseplan in der Kantine und den Bildschirmschoner ihres Computer bestimmen – aber keiner fragt sie, wenn wesentliche Entscheidungen anstehen, etwa ein Umzug, eine Fusion, eine Änderung der Geschäftsstrategie. - 7. Manager haben einen sichern Job
Was haben Militärpiloten und Topmanager gemeinsam? Den Schleudersitz! CEO´s sind nicht nur Meister im Entlassen sondern auch im Entlassenwerden! Im Jahr 2006 räumte weltweit fast jeder siebte CEO seinen Sessel, in Europa sogar jeder sechste – eine Hälfte „unfreiwillig“, die anderen im gegenseitigen Einvernehmen.