Digitaler Wandel

Unternehmen müssen von Startups lernen

20.10.2014
Von Kristin Schmidt, Manfred Engeser und Lin Freitag

Wer stehen bleibt, muss gehen

In diesen Branchen rechnen Unternehmen mit deutlichen Veränderungen ihres Geschäftsmodells bis 2020.
In diesen Branchen rechnen Unternehmen mit deutlichen Veränderungen ihres Geschäftsmodells bis 2020.
Foto: KPMG

So rechnen 60 Prozent der Telekommunikationsunternehmen bis 2020 mit einer deutlichen Veränderung ihres Geschäftsmodells. Bei den Handelsbetrieben sind es 28 Prozent, im Energiesektor 50 Prozent - das ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG (siehe Grafik). Wie schwer der Weg in die digitale Transformation sein kann, zeigte der Vorschlag des "Spiegel"-Chefredakteurs Wolfgang Büchner: Alle Ressortleiter sollen künftig Print und Online zusammen verantworten, für diesen Umbau sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre alle Chefposten neu ausgeschrieben werden. Die klare Botschaft: Wer sich der Veränderung widersetzt, muss gehen. Für die mächtige Mitarbeiter KG offenbar undenkbar - sie votierte gegen Büchners Pläne. Was also ist das richtige Maß zwischen radikalem, auch personellem Umbau und der Neubesetzung einzelner Schlüsselpositionen?

Siemens-Chef Joe Kaeser etwa kündigte im Mai an, 11.600 Stellen zu streichen. Der Konzern lege seinen Fokus jetzt auf die Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Unternehmensteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, sollen abgestoßen werden. Vermutlich inklusive diverser Führungskräfte: Zum 1. Oktober soll der bürokratische Überbau in Form der vier Sparten Energie, Medizintechnik, IndustrieIndustrie sowie Infrastruktur & Städte wegfallen und das Geschäft in 9 statt bisher 16 Divisionen gebündelt werden. Top-Firmen der Branche Industrie

Und was nützt auf Dauer ein charismatischer Verkäufer an der Spitze, wenn er das Gespür für neue Märkte und Trends verloren hat? Der impulsive Microsoft-Chef Steve Ballmer etwa verkündigte seinen Abschied, nachdem er wichtige Entwicklungen bei SmartphonesSmartphones und Cloud unterschätzt hatte. Ihm folgte der zurückhaltende Computer-Nerd Satya Nadella auf den Chefsessel, der zuletzt das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft verantwortete. "Vielleicht bin ich das Symbol einer alten Zeit, und ich muss mich weiterentwickeln", begründete Ballmer im Gespräch mit dem "Wall Street Journal" sein Ausscheiden. "Für MicrosoftMicrosoft ist es das Beste, eine neue Ära zu beginnen. Und dafür braucht es einen neuen Kopf, der den Wandel beschleunigt." Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Smartphones auf CIO.de

Die drei häufigsten Fehler bei Veränderungen

  • Alles diktieren

Wer seine Angestellten nicht vergraulen will, darf keinesfalls autokratische Befehle erteilen oder den Eindruck erwecken, dass die oberste Führungsetage alle Veränderungen von oben herab diktiert. Führungskräfte sollen zwar das Ziel vorgeben. Doch am Weg dorthin muss die Belegschaft mitwirken.

  • Nichts entscheiden

Zu viel Basisdemokratie führt zu Aufschieberitis, Planlosigkeit und Verwirrung. Ob eine geplante Veränderung überhaupt sinnvoll ist, sollte zwar unbedingt geklärt werden - bevor konkrete Schritte überlegt werden. Doch diese Entscheidung sollte keinesfalls im Kreis der Mitarbeiter erörtert werden. Wer den Sumpf trockenlegen will, fragt besser nicht die Frösche.

  • Zu viel wollen

Gut gemeint, schlecht gemacht: Wer zu schnell zu viel verändern will, erregt Widerstand. Nicht aus Bösartigkeit, sondern oft aus Gewohnheit. Umso wichtiger, dass Manager die Angestellten nicht überfordern - und immer wieder mantraartig klarmachen, warum die Veränderung alternativlos ist.

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