W3C
Verkehrsregeln für das Web
"Best viewed by Internet Explorer - best viewed by Netscape Communicator." Das war einmal in den 90er-Jahren, als Microsoft und Netscape Communications zueinander nicht kompatible neue HTML-Codes einführten. Die Microsoft-Tags funktionierten im Netscape-Browser nicht mehr und umgekehrt. Seitdem herrscht unerklärter Frieden im Web.
Dass es derartige Hinweise beim Surfen nicht mehr zu lesen gibt, ist ein Erfolg des World Wide Web Consortium (W3C). So grundlegende Technologien wie HTML, XML und XHTML hat das Gremium unter seinem Direktor, dem Web-Erfinder Tim Berners-Lee, festgelegt. Die spannenden Themen von heute heißen Web-Services und Semantic Web.
Der so genannte Browser-Krieg dient den Machern als warnendes Beispiel dafür, wohin es führen kann, wenn jedes Unternehmen lediglich seine eigenen Interessen verfolgt. Dabei beruht die Legitimation des W3C einzig und allein auf der Akzeptanz der Web-Gemeinde, für die die Empfehlungen Gesetz sind. "Wir kümmern uns um die Fortentwicklung des Web. Mit dem W3C wollen wir einen einheitlichen Raum schaffen, um die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen", sagt Henning Fischer, einer von zwei Mitarbeitern des deutschösterreichischen Büros in Sankt Augustin bei Bonn.
485 Mitglieder hat das Gremium, überwiegend Hersteller. Knapp die Hälfte davon sind US-Firmen. Aus Deutschland stammen 26, aus Österreich nur 2. Große Namen wie SAP, Siemens, T-Mobile, T-Online und die Software AG sind ebenso darunter wie wissenschaftliche Einrichtungen, zum Beispiel das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz oder der Fachbereich Informatik der Albert-Ludwigs-Uni Freiburg.
30 Arbeitsgruppen bestimmen Standards
Doch es sind immer noch zu wenig Deutsche, die in den 30 Arbeitsgruppen des Standardisierungsgremiums arbeiten. Gemessen an der Internet-Nutzung kommen beim W3C gerade einmal halb so viele Mitglieder aus Deutschland wie aus den USA, stellt Klaus Birkenbihl fest. Der W3C-Lobbyist ist im Hauptberuf Leiter des Kompetenzzentrums "Netzwerke und Gesellschaft" am Fraunhofer Institut für Medienkommunikation. Dort ist auch das deutsche Büro untergekommen.