Die IT bei der Fifa
Verwirrende Strategie
Was passiert eigentlich, wenn sich 30000 Menschen vor den Drehtüren des Hamburger WM-Stadions drängeln, weil die Software für die Einlasskontrolle ausgefallen ist? Wer behebt das Problem, wer ist dafür verantwortlich? Diese Frage stellt sich einem Mittvierziger schon seit Wochen. Der Mann leitet die IT in einem der zwölf Stadien, die demnächst als WM-Austragungsorte fungieren – und kurz vor Beginn der WM 2006 fühlt er sich von den WM-Organisatoren allein gelassen: „Bei Fragen musste ich ständig mit anderen Leuten sprechen.
Es gab niemanden, der für alles verantwortlich ist.“ Das war Mitte April. Inzwischen scheint nun das meiste rund zu laufen. „Die Kooperation ist in den letzten Wochen gewachsen“, sagt derselbe IT-Leiter, der seinen Namen jedoch nicht nennen möchte. Einiges funktioniere, anderes aber noch nicht, sagt er diplomatisch.
Kein Generalunternehmer für die WM
Das sollte so nicht sein, wenn die ganze Welt ab dem 9. Juni auf Deutschland schaut. 40 Milliarden Fernsehzuschauer in 210 Ländern wollen mit Bildern versorgt werden, gut drei Millionen Fans werden Eintritt in die Fußballstadien verlangen. Um diesem Andrang gerecht zu werden, stellt die Fifa gemeinsam mit den IT-Hauptausstattern Telekom und Avaya das umfangreichste ITEquipment auf die Beine, das jemals zu einem Sportgroßereignis geboten wurde. Mit im Team sind der Elektronikkonzern Toshiba und die Internet-Firma Yahoo als weitere IT-Sponsoren sowie der Schweizer Sport- Event-IT-Dienstleister Eurotech Global Sports (EGS) und das WM-Organisationskomitee 2006 vom DFB.
Doch anders als bei anderen großen IT-Projekten üblich, gibt es für die WM 2006 keinen Generalunternehmer, der die verschiedenen Unternehmen koordiniert. Dies sei „eine der Herausforderungen der WM“, sagt Rainer Müller, WM-Projektmanager bei der Telekom- Tochter T-Systems. Stattdessen bildete die Fifa Anfang 2004 vier Projektteams zu den Bereichen Application, Network, Deployment und SecuritySecurity. Jedes Team besteht aus bis zu zehn Mitgliedern der involvierten Unternehmen und Organisationen. „Zunächst trafen wir uns monatlich, mittlerweile aber fast täglich“, sagt Karsten Hobbie, Leiter des Netzwerk-Projektteams der Fifa vom Netzwerkausstatter Avaya. Alle Projektteamleiter berichten an den CIO der WM 2006. Das ist seit 2005 Mike Kelly, ITLeiter der Fifa. Der Manager war bereits zur WM 2002 in Korea/Japan an Bord – als Manager Budget/Resource. Damals kontrollierte er die FinanzenFinanzen und war für das Resource- Tracking verantwortlich. Anschließend leitete er als General Manager die Event-IT der Fifa. Der Fifa-CIO der WM 2002, Gerard Gouillou, und auch der an ihn berichtende Director IT-Solution, CEO Dick Wiles von EGS, sind nicht mehr dabei. Alles zu Security auf CIO.de Top-Firmen der Branche Finanzen
Die Konstanten der WM sind fünf Partner: Avaya, Toshiba, Philips, Yahoo und EGS. Gewechselt wird jeweils der Telecom-Anbieter vor Ort. In Deutschland ist es T-Systems, in Japan/Korea waren es die dortigen Telecom- Unternehmen. Hinzu kommt das jeweilige Organisationskomitee (OK).
Im deutschen OK ist Ralph Dietz, sonst IT-Leiter des Deutschen Fußballbundes (DFB), für die IT verantwortlich. Er soll mit zwölf Mitarbeitern dafür sorgen, dass die DFB-eigene Infrastruktur gut aufgestellt ist. Außerdem ist er für die Internet-, TV- und Telefonanbindung der Hospitility-Bereiche, der Logistik-Points und der Fan- Botschaften zuständig. „Wir versuchen seit 1,5 Jahren, den Stadien ‚beizubringen‘, was das alles werden soll“, beschreibt der 44-Jährige einen Teil seines Jobs.