Strategien


Protokolle und Standards fehlen

Viele Hürden für Industrie 4.0

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Auf dem Trendkongress in Berlin ging es um Industrie 4.0. CIO und Internet of Things. CIO.de sprach darüber mit Heinrich Munz, Systemarchitekt bei Kuka Roboter.

Auf dem Bitkom Trendkongress am 25. November 2014 in Berlin drehte sich alles um digitale Trends und disruptive Technologien.

Heinrich Munz, Systemarchitekt bei Kuka Roboter, spricht lieber vom Internet der Dinge als von Industrie 4.0.
Heinrich Munz, Systemarchitekt bei Kuka Roboter, spricht lieber vom Internet der Dinge als von Industrie 4.0.
Foto: Kuka Roboter

Heinrich Munz arbeitet seit zwanzig Jahren bei der KukaKuka Roboter GmbH in Augsburg. Er ist dort Senior Developer System Engineering. Als Systemarchitekt beschäftigt er sich mit der zukunftsnahen Weiterentwicklung von Kommunikations- und Steuerungstechnik. Außerdem ist er Mitglied in der Arbeitsgruppe 2 der Plattform Industrie 4.0Industrie 4.0. Top-500-Firmenprofil für Kuka Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Munz diskutierte auf dem Trendkongress von Bitkom im Panel "IT meets Industry" über Soft Robotics und das "Internet der Dinge". CIO.de befragte ihn zum Thema Industrie 4.0.

CIO.de: Industrie 4.O war das Buzzword auf dem IT-Gipfel. Was bedeutet es für Ihr Unternehmen?

Heinrich Munz: Industrie 4.0 ist derzeit in aller Munde und nicht immer wird es im richtigen Sinn verwendet. Wir sprechen lieber vom "Internet der Dinge" in der industriellen Fertigung.

Im Kern ist "Industrie 4.0" eines von zehn Zukunftsprojekten des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Es wurde ursprünglich zur Stärkung des deutschen Leit-Anbieters und -Anwenders von Produktionstechnologie ersonnen. Das ist der richtige Weg.

Roboter mit "Internet der Dinge" ausstatten

CIO.de: Wo sehen Sie die Vorteile für Ihr Unternehmen - und für die anderen?

Heinrich Munz: Für uns als Leit-Anwender bedeutet das: Wenn die Automatisierungsgeräte, welche wir für unsere eigene Roboterfertigung verwenden, IT-technisch gut miteinander verbunden sind, könnten wir davon viele Vorteile ableiten: logistisch, organisatorisch, planerisch. Das erhöht deutlich die Produktivität.

Allerdings ist hier noch viel zu tun und es gibt noch viele Hürden aus dem Weg zu räumen. Für uns als Leit-Anbieter bedeutet es, dass unsere Kunden die gleichen Vorteile wie wir hätten. Deswegen halten wir es für richtig, unsere Roboter mit den Mechanismen des Internet of Things zu Produktionszwecken auszustatten.

Problem: Geräteanbieter arbeiten mit unterschiedlichen Protokollen

CIO.de: Was sind die Hürden für Industrie 4.0?

Heinrich Munz: Ein wichtiger Aspekt ist die Kommunikationstechnologie. Die Teilnehmer müssen sich verstehen, um interoperabel zusammenarbeiten zu können. Interoperabilität ist eine wichtige Voraussetzung für Industrie 4.0.

Derzeit ist es aber so, dass bisher in der Fertigungs- und Prozessindustrie viele Geräteanbieter mit unterschiedlichen Protokollen arbeiten müssen. Ich bin überzeugt davon, dass sich das in Zukunft ändern wird. Wettbewerb ist wichtig - bei den Geräten und deren Eigenschaften, aber nicht bei deren Kommunikationsprotokollen.

Industrie 4.0 ist eine rein deutsche Erfindung

Was man auch noch bedenken muss: Industrie 4.0 ist zunächst eine rein deutsche Erfindung. Es wird niemandem etwas nützen, wenn das so bleibt. Die grundlegenden Technologien und Standards müssen weltweit einsetzbar sein und akzeptiert werden, da es ja um deutsche Unternehmen als globale Leitanbieter geht.

CIO.de: Haben Sie ein konkretes Projekt, an dem Sie Industrie 4.O erläutern können? Ein Beispiel, was Sie konkret machen?

Heinrich Munz: Ich bin gemeinsam mit einem weiteren KUKA-Mitarbeiter in die AG 2 der Plattform Industrie 4.0 entsandt, das zeigt, wie wichtig das Thema für KUKA ist. Isolierte Projekte und Initiativen einzelner Firmen nützen meiner Ansicht nach wenig, da sie ohne Absprachen nicht interoperabel sein werden.

Was wir und viele andere Firmen sehr wohl - und schon seit vielen Jahren - machen, ist die Ertüchtigung unserer Produkte für das Internet of Things. Und dabei sind wir unserer Meinung nach schon sehr weit.

Firmen müssen sich stärker engagieren und sich auf grundlegende Dinge einigen

Die Umsetzungsempfehlungen zu Industrie 4.0 sind hauptsächlich von Acatech und der Forschungsunion geschrieben worden. Ich denke, es ist wichtig, dass sich die Industrie hier stärker engagiert und die Ziele mit definiert.

Der Bitkom Trendkongress fand im Veranstaltungszentrum "Station" in Berlin am Gleisdreieck statt.
Der Bitkom Trendkongress fand im Veranstaltungszentrum "Station" in Berlin am Gleisdreieck statt.
Foto: Bitkom

CIO.de: Wie ist der Zeitrahmen?

Heinrich Munz: Das ist schwer zu sagen. Für die technische Basis wäre es sehr einfach erreichbar, wenn man sich auf einige grundlegende Dinge einigen würde. Daran arbeiten wir in der AG 2. Wenn das einmal geschafft ist, wird Industrie 4.0 nicht schlagartig von heute auf morgen Realität.

Es sind auch durchaus noch weitere Aufgaben zu lösen, wie zum Beispiel Ontologien und Semantiken zur Maschinen-Selbstbeschreibung. Dies alles wird ein langer Migrationspfad vom Zustand heute bis zur endgültigen, kompletten Umsetzung. Der Weg ist das Ziel.

Über Kuka Roboter

Die Kuka Roboter GmbH mit Hauptsitz in Augsburg ist ein Unternehmen der Kuka Aktiengesellschaft und gilt als einer der weltweit führenden Anbieter von Industrierobotern.

Die Kernkompetenzen der Firma liegen in der Entwicklung und Produktion sowie im Vertrieb von Industrierobotern, Steuerungen und Software. Das Unternehmen ist Marktführer in Deutschland und Europa, weltweit steht es an dritter Stelle.

Kuka Roboter beschäftigt weltweit rund 3400 Mitarbeiter. Im Jahr 2013 wurde ein Umsatz von 754,1 Millionen Euro erzielt. Es gibt 28 Niederlassungen in Europa, Amerika und Asien.

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