Collaboration Tools

Virtuelle Teamarbeit besser als Meetings

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Viele Mitarbeiter scheuen sich in Meetings, ihre guten Ideen auch laut zu sagen. Für Forrester kann Collaboration Software das Potenzial der Wissensmitarbeiter besser heben.
  • Auch virtuelle Zusammenarbeit muss strukturiert werden
  • Die Nutzung solcher Collaboration-Tools gewöhnt Mitarbeiter an die Nutzung von Self-Services
  • Längerfristig lässt sich auch Kunden-Feedback einbinden
Verhaltensforscher sagen, dass in physischen Meetings abweichende Meinungen untergehen können.
Verhaltensforscher sagen, dass in physischen Meetings abweichende Meinungen untergehen können.
Foto: Pressmaster - shutterstock.com

Wie können Unternehmen das Potenzial ihrer Wissensarbeiter ausschöpfen - das ist für den US-Marktforscher Forrester auch eine Frage an CIOs. In dem Papier "Use thinktank to overcome group problem-solving limits" führt Analyst Marc Cecere aus, welchen Beitrag IT-Tools hier leisten können. Das Papier versteht sich als explorative Studie ohne größere quantitative Befragung. Cecere verarbeitet Gedanken aus Gesprächen mit 30 Entscheidern.

Nachteile klassischer Meetings

Dabei ist die Technologie nur ein Aspekt, Cecere stellt das Thema in einen großen Zusammenhang. Ihn interessiert zunächst, was Mitarbeiter an der Entfaltung hindert. Konkret geht es um CollaborationCollaboration. Der Forrester-Analyst beruft sich auf Erkenntnisse der Verhaltensforschung. Diese zeigen Nachteile klassischer Meetings auf: Mancher Mitarbeiter, obwohl fachlich kompetenter als der Rest der Gruppe, scheut sich grundsätzlich, vor anderen zu sprechen. Mancher ist zwar extrovertiert genug, kann sich aber mit seiner Fachterminologie nicht verständlich machen - und keiner will sich "die Blöße geben", nachzufragen. Andere mutmaßen, ihre Ansichten seien falsch, weil sie der - scheinbaren oder echten - Gruppenmeinung widersprechen. Alles zu Collaboration auf CIO.de

Von Schwarmintelligenz kann in solchen Fällen keine Rede sein. Unternehmen, die solche Mechanismen aufbrechen wollen, können sich Unterstützung aus der IT holen. Cecere spricht sich klar für virtuelle Teamarbeit aus.

Flipcharts, Whiteboards und Word-Dokumente schlecht brauchbar

Als Vorteile nennt er nicht nur das Vermeiden von Reisekosten und den üblichen Zeitverlust durch sinnfreies Geplänkel in Meetings. Ihm geht es vor allem auch darum, dass Inhalte, die auf Flipcharts und Whiteboards festgehalten oder per Word-Datei versendet werden, schwer nutzbar sind. Cecere sagt, viele Unternehmen arbeiteten noch mit Standard-Werkzeugen aus den 1980-er Jahren.

Besser geht es mit ToolsTools, die quasi als virtueller Teamraum fungieren. Allerdings müssen sie folgende Voraussetzungen erfüllen: Alles zu Tools auf CIO.de

  • Eine große Zahl an Mitarbeitern kann gleichzeitig oder zeitversetzt an Dokumenten oder Projekten arbeiten

  • Jeder Mitarbeiter kann von jedem Standort aus auf die Tools zugreifen

  • Jeder Kollege kann, aber keiner muss namentlich mitarbeiten, anonyme Anmerkungen sind erlaubt

  • Das Tool dokumentiert alle Arbeitssitzungen

  • Es enthält Funktionalitäten wie Grafiken und Tabellen sowie Votings

Solche Tools ermöglichen etwa introvertierten Mitarbeitern, ihr Wissen einzubringen. Leute, die sich für nicht sprachgewandt halten, haben genug Zeit, an ihren Äußerungen zu arbeiten. Das gilt beispielsweise auch für Kollegen, die nicht in ihrer Muttersprache arbeiten. Cecere ist davon überzeugt, dass virtuelle Zusammenarbeit daher bessere Ergebnisse hervorbringt.

Virtuelle Team-Sitzungen brauchen Disziplin und einen Moderator

Der Forrester-Analyst betont, dass auch virtuelle Team-Sitzungen strukturiert werden müssen. Sie brauchen mindestens einen Moderatoren. Dessen Aufgabe ist es beispielsweise, aus dem gesammelten Input konkrete Handlungsempfehlungen oder Vorschläge abzuleiten.

Soviel zu den Vorteilen. Cecere weiß auch um die Nachteile virtueller Teamarbeit. So erfordert diese geschulten Moderatoren. Die Software muss korrekt implementiert werden - möglicherweise an vielen verschiedenen Standorten mit ihren jeweiligen regionalen Besonderheiten - und die Anwender müssen bereit sein, damit zu arbeiten.

Berater erziehen ihre Kunden um

Hinter diesen Gedanken steht außerdem die Kulturfrage, so Cecere weiter. Hier könnten CIOs und andere Entscheider von Consultants lernen. Salopp gesagt, ist die Berater-Szene Ceceres Beobachtung nach gerade dabei, ihre Kunden umzuerziehen. Bisher gelte: Wer einen Berater bezahlt, will ihn auch täglich in der Firma sehen. Aus Sicht der Consultants sind es wohl vor allem die Reisekosten, die den Versuch eines Paradigmenwechsels treiben.

Der Forrester-Analyst will das Augenmerk auf zwei längerfristige Vorteile für die Unternehmen lenken. Erstens gewöhnt die Arbeit mit solchen Tools die Belegschaft an die Nutzung von Self-Services. Zweitens lassen sich über virtuelle Teamarbeit auch Äußerungen von Kunden des Unternehmens einbinden.

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