Second Life

Virtuelles Wunderland

19.03.2007
Von Anja Tiedge

Amerikanische Konzerne sowie immer mehr deutsche Unternehmen gehen deshalb in die Offensive. Firmen wie IBMIBM , DellDell , BMW , Adidas und seit Neuestem Mercedes-Benz sehen Second Life als Chance, sich fernab der Homepage den potenziellen Käufern online zu präsentieren. Sie haben Inseln gekauft und mit ihren Filialen bebaut, um die Avatare in der virtuellen Welt von den Produkten zu begeistern, die im realen Leben angeboten werden. Die Simulation wird auch als Plattform für Kundengespräche genutzt. Immer mehr Unternehmen beschäftigen im wahren Leben Mitarbeiter, die ihre Arbeitszeit in Second Life verbringen und dort die einfliegenden Avatare persönlich begrüßen, ihre Fragen beantworten und ihnen die Produkte vorführen. Alles zu Dell auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de

Und wie im echten Leben lassen sich die Konzerne etwas einfallen, um die virtuellen Bewohner in ihre Filialen zu locken. Der Energiekonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW ) beispielsweise hat eine eigene Arena errichtet, die allerdings eher wie ein aufgemöbelter Dorfsportplatz anmutet. Damit jedoch nicht genug. Für die Promotions-Kampagne "Neue Trikots braucht das Land" wurden tausende T-Shirts an Avatare verteilt, die diese wiederum an andere Second-Life-Bewohner weitergeben sollten. Für jedes verteilte Kleidungsstück waren zehn Linden-Dollar zu verdienen.

Heuschrecken mit T-Shirts

Die Aktion sorgte wie beabsichtigt bei vielen Spielern für Entzückung - andere probten hingegen nach einigen Wochen den Aufstand: "Wie die Heuschrecken stürzten sie sich auf uns und wollten unbedingt ihre T-Shirts loswerden", erzählt ein Spieler wütend. Wie ihm ging es Tausenden. Doch EnBW lässt sich dadurch nicht beirren. "Natürlich haben wir auch die Kritik wahrgenommen. Dafür haben wir ein Diskussionsforum eingerichet", sagt EnBW-Sprecher Ulrich Schröder. Der Bekanntheitsgrad von EnBW sei durch den Auftritt in Second Life definitiv größer geworden.

BMW hat mit der Bekanntheit dagegen scheinbar einige Probleme, denn auf der unternehmenseigenen Insel herrscht gähnende Leere. Die Gäste werden automatisch willkommen geheißen mit der Entschuldigung, dass der Gast leider nicht persönlich begrüßt werden könne. Nach einigen Minuten schwebt doch noch ein Unternehmensvertreter in Form eines gut gebauten Avatars mit dem komplizierten Namen "BMW Officer Munich Express" ein und erkundigt sich nach dem Befinden. Zum Glück ist es sein Job, die Besucher zu umgarnen, denn wie sollte man ihn auch ansprechen? "Mister Officer" oder vielleicht "BMW Officer"?

Das Unternehmen wolle auf der Insel sein Clean Energy Konzept vorstellen, sagt er. Das erklärt die Windräder, die in Sichtweite im Meer stehen und die Delfine, die im Wasser um die Wette hüpfen. Eine Teststrecke für die unternehmenseigenen Autos gebe es zwar noch nicht, sei aber in Planung. Da weit und breit kein Avatar zu sehen ist, bleibt eine Frage unvermeidlich: "Wo sind denn alle?". "Über den Tag gesehen sind schon ziemlich viele da", antwortet der Mitarbeiter. Second Life werde schließlich in allen Zeitzonen gespielt.

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