Entscheidung für Wettbewerber Adyen
Warum Ebay die Kooperation mit PayPal aufkündigt
Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit einer Pressemitteilung hat Ebay eine Änderung der Bezahlabwicklung ab dem Jahr 2020 angekündigt. Ab diesem Zeitpunkt soll der Payment-Provider Adyen für alle Zahlungen auf der Plattform verantwortlich sein. Nach aktuellem Stand werden dadurch Zahlungen per PayPal in den USA ab dem Jahr 2012, in Deutschland voraussichtlich ab 2023 nicht mehr möglich sein - eine herber Rückschlag für den Bezahldienst, der nach 13-jähriger Zugehörigkeit zu Ebay seit 2015 wieder als eigenständiges Unternehmen agiert.
MitRalf Gladis, Gründer und CEO des Payment Service Providers Computop, sprachen wir über die möglichen Gründe, die Ebay zum Wechsel zu Adyen bewogen haben. Als wichtigsten Aspekt sieht der Payment-Experte das Thema Kontrolle: "Der Tausch von PayPal gegen eine individuellere Zahlungslösung gibt Ebay mehr Kontrolle über seinen Checkout-Prozess. Das wird die Auktionsplattform in die Lage versetzen, Zahlarten direkt anzubieten, die sich an den Gewohnheiten der Kunden in den jeweiligen Märkten orientieren.
Eine eindeutige Verbesserung für Ebay-Mitglieder, die sich über beinahe den ganzen Globus verteilen und entsprechend unterschiedliche Zahlungspräferenzen haben." Bisher mussten sich Ebay-Kunden zunächst bei PayPal registrieren. Dort konnten sie anschließend, sofern angeboten, ihre Lieblingszahlart auswählen. "Durch die direkte Integration des Zahlungsvorgangs in den Checkout gewinnt Ebay die Kontrolle über die Angebote für seine Kunden zurück", so Gladis.
Daten und Kosten
Ein zweiter Grund für den Anbietertausch sieht der Computop-CEO im Datenbestand: "Durch die Übernahme des Zahlungsprozesses lernt Ebay mehr über seine Kunden und ihre Zahlungspräferenzen. Kundendaten sind bekanntlich die Währung der Digitalwirtschaft. Ebay hat dadurch nicht nur eine neue Goldmine entdeckt, sondern wird sein Wissen auch nutzen, seinen Service für Kunden wie Händler zu verbessern. Auch die Verkäufer werden es zu schätzen wissen, mehr Daten ihrer Kunden zu erhalten."
Schließlich geht es bei der Trennung von Ebay und PayPal auch um Kosten und Service. "Hier liegen die vielleicht größten Vorteile im neuen Zahlungskonzept von Ebay", erklärt Gladis. "Ohne Zweifel werden es die Kunden lieben, ihre bevorzugten Zahlarten direkt im Checkout vorzufinden, was sich erfahrungsgemäß in höheren Konversionsraten ausdrückt." Neben einer verbesserten Nutzererfahrung könne Ebay den Zahlungsprozess künftig auch zum Geschäftsmodell erheben.
Typischerweise seien die Transaktionskosten lokaler Zahlarten deutlich geringer als bei PayPal. Das sei zum Teil damit zu erklären, dass PayPal eine globale Zahlart vorhalte, die viele lokale Payments integriere und mit weiteren Services wie dem Käuferschutz anreichere. Ebay könne künftig jedoch selbst entscheiden, was man seinen Kunden anbiete, könne lokale Zahlarten günstiger durchleiten und trotzdem noch Marge generieren, vor allem in Anbetracht des großen Transaktionsvolumens.
Die Auswirkungen des Anbieterwechsels für PayPal hält Rolf Gladis für recht gering: "Natürlich wird PayPal weiterhin eine Zahlart im Checkout von Ebay bleiben. Aufgrund der Popularität, die auch der Entwicklung von Ebay geschuldet ist, werden viele Nutzer treu bleiben. Schließlich hat PayPal in den vergangenen 11 Jahren eine bedeutende Rolle im E-Commerce eingenommen, neben VISA und Mastercard. Bei den Transaktionen, die durch das Computop Paygate laufen, sehen wir, dass PayPal rund ein Drittel aller Zahlungen in den Branchen Mode und Schuhe abdeckt. Kein Zweifel, dass PayPal durch seine starke Rolle im Onlinehandel - und auch durch die weitere Präsenz bei Ebay - einer positiven Entwicklung entgegensieht." (mh)