Serious Games und Chatbots

Weiterbildungstrend Gamification

Silke Blumenröder ist freie Journalistin und Kommunikationsberaterin aus Frankfurt am Main.
Serious Games und Chatbots liegen voll im Trend. Immer mehr Arbeitgeber setzen in der beruflichen Weiterbildung auf Gamification.
Gamification-Bausteine kommen bereits bei 49 Prozent aller Arbeitgeber zum Einsatz, die motiviertes Lernen von Angestellten als strategisches Top-Thema betrachten.
Gamification-Bausteine kommen bereits bei 49 Prozent aller Arbeitgeber zum Einsatz, die motiviertes Lernen von Angestellten als strategisches Top-Thema betrachten.
Foto: YAKOBCHUK VIACHESLAV - shutterstock.com

Vertriebsmitarbeitende von FestoFesto, einem führenden Anbieter für Automatisierungstechnik, machen sich auf zum "Mount Negotiation". Der Hike findet allerdings nicht real, sondern virtuell statt: in Form eines etwa 30-minütigen Serious Games, wie E-Learnings genannt werden, die wie ein Computerspiel aufgebaut sind. "Wir wollen den Kollegen spielerisch und dennoch inhaltlich hoch professionell vermitteln, was dem Kunden wichtig ist. Das heißt, wie kann ich seine Bedürfnisse erkennen und ihn optimal beraten", sagt Brigitte Henn, Referentin in der Personalentwicklung bei Festo. Top-500-Firmenprofil für Festo

Wer sich auf die virtuelle Tour begibt, kann mithilfe einer 3D-animierten Wanderführerin herausfinden, was er alles in seinen Rucksack packen muss. Wie zahlreiche Rückmeldungen zeigen, kommt das E-Learning bei den Nutzern gut an. "Das Training gibt einem auf didaktisch sehr ansprechende Weise die richtigen Werkzeuge für erfolgreiche Kundengespräche an die Hand", lautet etwa das Feedback eines Teilnehmers.

Gamification liegt im Trend

Gamification-Bausteine kommen bereits bei 49 Prozent aller Arbeitgeber zum Einsatz, die motiviertes Lernen von Mitarbeitenden als strategisches Top-Thema betrachten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des amerikanischen Forschungsinstituts Brandon Hall Group. An der Entwicklung digitaler Lernspiele und Chatbots beteiligt ist Medienpädagoge Stephan Urbanski.

Stephan Urbanski, Medienpädagoge: "Konventionelle Schulungen sind oft abstrakt und zu sehr auf die Präsentation von Informationen fokussiert. Was häufig fehlt, ist der direkte Bezug zum Arbeitsalltag."
Stephan Urbanski, Medienpädagoge: "Konventionelle Schulungen sind oft abstrakt und zu sehr auf die Präsentation von Informationen fokussiert. Was häufig fehlt, ist der direkte Bezug zum Arbeitsalltag."
Foto: Urbanski - imc AG

Für die imc AG, einem Anbieter digitaler Trainingslösungen, unterstützt er Unternehmen wie Festo oder Villeroy & Boch dabei, Trainingsinhalte in motivierende, einprägsame E-Learnings zu verpacken: "Konventionelle Schulungen sind oft abstrakt und zu sehr auf die Präsentation von Informationen fokussiert. Was häufig fehlt, ist der direkte Bezug zum Arbeitsalltag", erläutert der Fachmann für modernes Lernen. Eine spielerische und interaktive Wissensvermittlung mit Bezug zur Praxis so Urbanski, motiviere Lernende, sich länger mit einem Thema zu beschäftigen. Nutzer würden dann wie nebenbei ihre Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet verbessern.

Serious Games vermitteln Lerninhalte spielerisch

Statt auf einen Verhandlungsberg schickt ein Automobilzulieferer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Data-Land. Das E-Learning soll Beschäftigten vermitteln, was im Umgang mit sensiblen Daten zu beachten ist. In einer 3D-Welt erkunden Lernende verschiedene Ebenen und treffen dabei auf Daten, die als Comicfiguren dargestellt sind. Jede Datei erzählt von ihrem Leid und gibt Hinweise, wie korrekt mit ihr umgegangen werden sollte.

Nicht zuletzt, weil der sogenannte Dieselskandal den Bedarf aufgezeigt hat, gibt es inzwischen auch Compliance Trainings als Serious Games: Mitarbeiter aus der Automobilindustrie betreten zum Beispiel bei einem webbasierten Training zur Betrugsprävention eine digitale Stadt voller Gefahren und suspekter Kollegen. Durch die grauen Häuserschluchten führt ein Detektiv, der zuerst die Spielregeln erklärt und dann die virtuelle Verbrecherjagd startet. Im Verlauf des Trainings gelangen Lernende in Situationen, die ihnen deutlich zeigen, welche Kriterien und Verhaltensmuster auf Betrugsfälle hinweisen können. Der Detektiv checkt regelmäßig, ob das interaktiv vermittelte Wissen bei den Nutzern auch hängen geblieben ist, bevor er sie zum nächsten Level mitnimmt.

Auch der führende Badausstatter Villeroy & Boch hat gute Erfahrungen mit neuen digitalen Trainingslösungen gemacht. "Wir stehen regelmäßig vor der Aufgabe, Außendienstmitarbeiter und Fachbetriebe auf Produktneuheiten im Bad- und Wellnessbereich zu schulen", berichtet Technik-Trainer Jörg Karrenbauer. Dafür nutzt das Unternehmen neben E-Learnings auch einen Chatbot: Dieser ist mit sogenannten Learning-Nuggets gefüllt, die jeweils nur wenige Minuten dauern. "Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Vertrieb konnten auf der Weltleitmesse mit ihrem Produktwissen viele Kunden für unsere Neuheiten begeistern", so Karrenbauer über den erfolgreichen Einsatz webbasierter Trainings.

Zur Startseite