Strategien


IT-Strategien für das Unternehmen 2009

Weitsicht wagen

Immerhin in einer Loseblattsammlung ist die IT-Strategie der TUI nun manifestiert. "Es gibt Pläne für Projekte, die in den kommenden ein bis zwei Jahren angegangen werden. Die Architektur sehen wir in einem größeren Zeitrahmen von fünf bis sechs Jahren", so Hirt. Eine feste Terminierung gibt es jetzt allerdings nicht mehr. So besteht die Zukunft der Zielarchitektur der TUI aus "vier Bildern". Das erste Bild ist das heutige System, die anderen drei Bilder führen zum Zielsystem hin. Wann das erreicht sein wird? "Das ist nicht entscheidend", sagt Hirt. Viel wichtiger ist ihm, dass "die Strategie lebt und ein bis zwei Mal im Jahr überarbeitet wird". Dann wechselt Hirt ein paar Blätter in der IT-Strategie einfach aus.

Im Jahr 2001: Planlos in die Zukunft

Eine geradezu erschütternde Situation im Umgang mit IT-Strategien fand Gartner unter den Fortune-1000-Unternehmen im Jahr 2001 vor. Die Marktforscher untersuchten die Jahresberichte von 100 zufällig ausgewählten Unternehmen aus dem Krisenjahr 2001 und schauten sich die Langfristigkeit der Planungen und Strategien an. "31 Prozent der Unternehmen planten die Verbesserung ihrer Produkte, 30 Prozent hatten gar keine Strategie, 24 Prozent beabsichtigten Akquisitionen, 22 Prozent wollten ihren Kundenfokus schärfen und 15 Prozent Kosten reduzieren", fasst Analyst Robert Mack zusammen. Kaum ein Wort von der Zukunft.

"Die Amerikaner sind da wie Cowboys: Sie schießen schnell", sagt Mack, "sie haben keine Geduld." Insofern verblüfft dieses Ergebnis den amerikanischen Analysten wenig. Doch jetzt, seit die amerikanische Wirtschaft wieder wächst und der Turnaround geschafft ist, bemerkt Mack: "In den letzten sechs Monaten haben die Unternehmen ihren strategischen Fokus revitalisiert, während sie sich vorher ausschließlich auf Kosten konzentrierten." Dabei unterscheidet der Gartner-Mann zwischen Plänen und Strategien. "Pläne sind nie länger als sechs Monate, Strategien bestehen aus einem Set von Projekten, die drei Jahre in die Zukunft gerichtet sind und sich kontinuierlich verändern können." (Eine neuerliche Studie über den strategischen Fokus in den Fortune-1000-Unternehmen will Gartner Mitte dieses Jahres machen.)

Zeichen für eine Trendwende in Deutschland

Und auch in Deutschland tut sich was. A.T. Kearney-Mann Buchta sieht Zeichen für eine Trendwende in Deutschland: Seit Mitte des vergangenen Jahres rücke die Sicht der Unternehmen weg von der Frage "Wie können Kosten gesenkt werden?" hin zu "Worin können wir wieder investieren?". Auch Metagroup-Berater Jacobs registriert "einen Schwenk zur Langfristigkeit, gepaart mit einer starken Ausrichtung hin zur Unternehmensarchitektur und den damit verbundenen effizienten und effektiven IT-Lösungen.

TUI, gebeutelt durch die geschrumpfte Reiselust der Deutschen und den klammen Geldbeutel der Kunden, hat einen vorsichtigen Schritt in die Zukunft gewagt und geht damit zurück zu den Wurzeln der Managementtheorie. "Wichtig ist, ein klares Bild davon zu entwickeln, wie die eigene Organisation in naher Zukunft aussehen soll, welchen Wertbeitrag sie erbringen, welchen Kundennutzen sie stiften soll", belehrt Winfried Adam, Absolvent der Harvard Business School und Autor des Buches "Der Harvard-Faktor", seine Leser. Zurück zur Vernunft? Doch wie weit sollte das Bild in die Zukunft reichen?

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