Studie kritisiert Fusionen von Branchenriesen
Weniger Wahl im Regal
Immer weniger Unternehmen stellen einer Untersuchung zufolge einen immer größeren Anteil der LebensmittelLebensmittel her. Demnach wirken sich Fusionen und der wachsende Einfluss von mächtigen Unternehmen und Supermarkt-Ketten negativ auf die Ernährung der Menschen aus. Die Entwicklung von immer mehr Zusammenschlüssen verursache "dramatische Beeinflussungen", unter anderem bei der Wahlfreiheit der Konsumenten bei ihrem Essen oder den Arbeitsbedingungen, wie die Umweltorganisation Friends Of The Earth, die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung sowie die Linke-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung am Dienstag in Brüssel erklärten. Top-Firmen der Branche Nahrungsmittel
Voranschreitende Monopolisierung
"In manchen Fällen sind es nur noch zwei, drei Unternehmen, die Märkte beherrschen. Für uns ist das ein sehr besorgniserregender Trend", sagte Mute Schimpf von der Umweltorganisation. Anlass der Studie sei die bevorstehende Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch den Pharma- und Agrarchemiekonzern BayerBayer, hieß es. Derzeit nimmt die EU-Kommission den bevorstehenden Zukauf unter die Lupe. Auch in den USA steht eine Genehmigung des Milliardendeals bisher aus. Top-500-Firmenprofil für Bayer
In dem 56-seitigen Papier kritisieren die Organisationen weitere Aspekte der voranschreitenden Monopolisierung, zum Beispiel Stellenabbau und Niedriglöhne. Immer wieder würden bei Fusionen tausende Stellen abgebaut, um Kosten einzusparen. Als Beispiel wird in dem Report die Übernahme des Brauerei-Riesen SAB Miller durch den weltgrößten Braukonzern Anheuser-Busch Inbev genannt. Über 5000 Stellen sollten dabei gekürzt werden. Anheuser-Busch und SAB Miller kontrollieren sieben der größten zehn Biermarken weltweit, darunter Budweiser, Corona und Becks.
Schwindende Vielfalt bei Produktion von Lebensmitteln
Zudem habe der Trend negativen Einfluss auf die künftige Produktion von Nahrungsmitteln. Dies wirke sich in manchen Sektoren schon jetzt aus. "Was heißt diese Entwicklung für diejenigen, die mehr Geld für ihre Produkte ausgeben wollen? Da habe ich doch heute schon gar keine Chance mehr, wenn ich im Supermarkt einkaufe", sagte Schimpf und verwies auf die schwindende Vielfalt. So werden 60 Prozent der Babynahrung weltweit von den vier größten Herstellern produziert, heißt es in der Studie.
Für den Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ist dieser Trend noch nicht in den Supermarkt-Regalen angekommen. Im Gegenteil: Ein überwiegender Teil der Neueinführungen fliege derzeit nach einer gewissen Zeit wieder aus dem Sortiment, sagte der Experte aus Frankfurt: "Das liegt daran, dass die Absättigung schon extrem groß ist." Für ihn sei viel mehr ein Problem, dass es zu viele Produkte in großen Supermärkten gebe.
Oliver de Schutter, Co-Vorsitzender des Internationalen Expertengremiums für nachhaltige Nahrungsmittelsysteme, mahnte an: "Dieser Bericht sollte ein Weckruf für alle sein, die sich um Ernährung und ländliche Lebensgrundlagen sorgen." Frühstückszerealien werden dem Bericht zufolge weltweit sogar zu einem noch höheren Anteil (62 Prozent) als Babynahrung von vier Produzenten hergestellt. (dpa/ib)