SOA hilft bei der Zusammenarbeit von Bund und Ländern
Wenn der Eingriff in die IT-Struktur unmöglich ist
Ein dritter wichtiger Punkt galt dem DatenschutzDatenschutz. Nicht alles, was technisch möglich ist, lässt sich in datenschutzrechtlicher Hinsicht auch realisieren. Vor allem übergreifende Prozesse wurden im Hinblick darauf gründlich unter die Lupe genommen. Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Das "think big - start small"-Prinzip
Um die SOA beim BAMF auf ein solides Fundament zu stellen, wurde viel Wert darauf gelegt, die Architektur noch vor Beginn gründlich zu durchdenken und einen funktionsfähigen "Bebauungsplan" zu erstellen "Wir mussten sozusagen das Bild einer Stadt in ihrer Umgebung entwerfen, wie sie fertiggestellt aussehen soll," berichtet Softwarechef Munsi, "erst dann wurden die Straßen und die Infrastruktur genau eingezeichnet, bevor schließlich der Plan für die einzelnen Häuser erstellt wurde." Mit diesem fertigen Gesamtbild im Blick wird die Einteilung der einzelnen Bauphasen und der jeweils besten Reihenfolge übersichtlicher.
Das erste "Haus" ist vor etwa zwei Jahren für die Integrationskurs-Anwendung entwickelt worden. Für die Teilnahme der Migranten an den Sprach- und Orientierungskursen sind in den mehr als 600 Einzelbehörden die notwendigen Module von der individuellen Prüfung der Voraussetzung über die Bewilligung bis zur Abrechnung in die jeweiligen Softwarelösungen integriert. Die Daten des jeweiligen Teilnehmers werden dann einem der knapp 2.000 Kursanbieter zur Verfügung gestellt, wo sie von der Anmeldung über die Anwesenheitsliste bis hin zur statistischen Auswertung am Ende des Kurses für sämtliche Geschäftsprozesse genutzt werden - und das angesichts einer IT-Heterogenität, die "von selbstgestrickten Excel-Tabellen bis zur unternehmenseigenen Software" die ganze Palette umfasst, so Kausik Munsi. Inzwischen haben mehrere Hunderttausend Migranten diese Kurse besucht, gegenüber der zeitintensiven formulargebundenen Abwicklung hat sich die Prozessabwicklung mit Hilfe von SOA für alle beteiligten Stellen klar in Form von Zeitersparnis ausgezahlt.
Mit dem Einbürgerungstest ist inzwischen das "zweite Haus" fertiggestellt worden. Diese Einbürgerungstests sind seit September 2008 Pflicht für Migranten, die keinen deutschen Schulabschluss gemacht und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt haben. In dem vom BAMF entwickelten Verfahren werden ähnlich wie bei einer Abschlussprüfung beim e-Learning nach dem Zufallsprinzip 33 Fragen aus 335 ausgewählt, vor Ort ausgedruckt und den Testkandidaten vorgelegt. Damit die Tests möglichst manipulationssicher verlaufen, erfolgt die Auswertung beim BAMF, die Testergebnisse werden dem Anbieter zurückübermittelt. Als Extra-Service für die Migranten steht ein Sprachtest im Internet zur Verfügung. Der Test selbst kann in mehr als 500 Prüfstellen in Deutschland abgelegt werden. Weitere geplante "Häuser" im Bebauungsplan des BAMF sind zusätzliche Hochsicherheitsanwendungen sowie Services für den Dolmetscherdienst und Verwaltungsakten.
Ein ganz zentraler Pluspunkt dabei ist, dass bei kurzfristigen Änderungsvorgaben diese schnell und sicher umzusetzen sind. BAMF-Mann Munsi erklärt: "Wenn sich herausstellt, dass eine Straße zu schnell befahren wird, lässt sich an einer Straßenecke auch kurzfristig eine Ampel aufstellen". Wenn bei föderalen Strukturen beispielsweise auf Länderebene weitere Besonderheiten, beispielsweise aufgrund von Gesetzesänderungen, zu integrieren sind, so lassen sich diese spezifischen Anforderungen mit SOA schnell und sicher umsetzen. Auch in dieser Hinsicht ist SOA für den Föderalismus offenbar ideal geeignet.