DSL, Glasfaser oder Kabel-TV
Wer macht das Breitbandrennen?
Allerdings ist auch bei den Kabelbetreibern nicht alles Gold, was glänzt. Genau betrachtet sind ihre Netze in der Fläche zur Zeit auf Breitbandzugänge von bis zu 32 Mbit/s ausgebaut, 100 Mbit/s sind nur in ausgesuchten Lokationen erhältlich.
Aber dies soll sich etwa bei Kabel Deutschland in den nächsten zwei Jahren ändern. Nachdem das Unternehmen nicht wie geplant Tele Columbus übernehmen durfte, will es nun bis 2015 rund 300 Millionen Euro in den Netzausbau investieren. Ein Ziel dieses Investitionspakets ist es, bis März 2015 eine 95-prozentige Versorgung der Kunden mit 100-Mbit/s-Breitband sicherzustellen. Dabei haben die TV-Netzbetreiber einen Vorteil: Zur Aufrüstung müssen sie nicht unbedingt graben. Alleine eine Erweiterung der Frequenzen auf 862 Megahertz (derzeit bei 30 bis 40 Prozent der Anschlüsse eingesetzt) bringt einen Gewinn von 1,5 Gbit/s.
Die Joker von Kabel Deutschland
Argumente wie dass es sich beim Fernsehnetz um ein "Shared Medium" handele und sich daher alle Teilnehmer die Bandbreite teilen müssen, lassen die TV-Netz-Protagonisten nicht gelten. Sie halten dagegen, dass sie dann das Netz einfach in kleinere Segmente unterteilen könnten, um jedem Teilnehmer die entsprechende Bandbreite zukommen zu lassen. Dabei setzen sie auf einen Hybridaufbau, bei dem die letzten Meter zum Kunden über das klassische TV-Koaxialkabel realisiert werden, während die zuführenden Netze mit Glasfaser aufgerüstet werden. Zudem hat beispielsweise Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland noch zwei weitere Asse im Ärmel, um die Attraktivität des eigenen Breitbandangebots zu steigern: Video on Demand und den Aufbau öffentlicher WLAN-Hotspots.
Im Gegensatz zu xDSL oder anderen IP-basierten Netzen frisst beim TV-Netz das HD-Streaming oder Video on Demand keine Bandbreite, die dann für andere Anwendungen fehlt. Die Videosignale können einfach wie ein weiterer Fernsehkanal ins Netz eingespeist werden.
Und nach dem erfolgreichen WLAN-Pilotprojekt in Berlin denkt man bei Kabel Deutschland über eine weitere Geschäfts-idee nach: Die Ausstattung der eigenen Verteilerkästen mit einer Art "WLAN-Haube", um öffentliche WLAN-Hotspots aufzubauen. Vorstellbar ist etwa, dass die eigene Kundschaft in den Hotspots kostenlos surfen kann, während andere Nutzer Stunden- oder Tagespässe erwerben müssen.
Dank der eigenen Technik und Partnerschaften mit den Mobilfunkern wären die Kabelnetzbetreiber so in der Lage, Angebote zu schnüren, bei denen der Kunde alles aus einer Hand bekommt. Über den Erfolg entscheidet dann die Nachfrage der Anwender - denn zumindest aus technischer Sicht scheint das Rennen zwischen xDSL, Glasfaser und TV-Kabel im Frühjahr 2013 wieder offen zu sein. (Computerwoche)