Bavaria-Film-CIO Mercedes Eisert

Wette auf eine nachhaltige IT

18.04.2023
Von Mercedes Eisert
Mercedes Eisert, CIO der Bavaria Film GmbH, wettet im CIO-Jahrbuch 2023, dass in fünf Jahren mehr als 20 Prozent der Unternehmen auf eine nachhaltige IT setzen werden.
"Nachhaltigkeitskriterien müssen konsequent in IT-Governance integriert und Teil interner wie externer Leit- und Richtlinien werden", fordert CIO Mercedes Eisert im CIO-Jahrbuch 2023.
"Nachhaltigkeitskriterien müssen konsequent in IT-Governance integriert und Teil interner wie externer Leit- und Richtlinien werden", fordert CIO Mercedes Eisert im CIO-Jahrbuch 2023.
Foto: Mercedes Eisert

Nur sechs Prozent der Unternehmen weltweit setzen laut einer Capgemini-Studie aus dem Jahr 2021 eine nachhaltige IT umfassend um. Ich wette, dass dieser Wert in fünf Jahren auf mindestens 20 Prozent steigt. Für eine ökologische IT sind wir als IT-Zuständige maßgeblich mitverantwortlich.

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich SAP S/4HANA in der Cloud, EAI/ETL-Cloud-Plattformen und Intune mit der Microsoft-Azure-Cloud eingeführt. Wir modernisieren konsequent, prozessual und strukturell entsprechend unserer digitalen Roadmap. Es gibt also mehr als ausreichend Ansatzpunkte für eine Wette auf die Zukunft der Informationstechnologie. Trotz dieser erfolgreichen Projekte widme ich meine Wette der nachhaltigen IT.

CIO-Jahrbuch 2023
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Mit der DigitalisierungDigitalisierung erreichen Unternehmen nicht nur Ziele bezüglich Automatisierung oder Prozessverbesserung. Sie werden auch effizienter und reduzieren den Ressourcenverbrauch. Durch die Covid-Pandemie, die Folgen des Klimawandels und geopolitische Entwicklungen ist die wirtschaftliche Lage angespannt. Gleichwohl führt dies auch zu einer wachsenden Sensibilität für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, für ökologisches Wirtschaften und damit auch für eine ökologische IT. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Wir können als Entscheidungsträger viel bewirken: Im Jahr 2019 waren zum Beispiel Rechenzentren für rund ein Prozent des weltweiten Energiebedarfs verantwortlich. Nicht eingerechnet sind dabei die Bedarfe der IT-Infrastrukturen der Unternehmen oder der Haushalte. Mit diesem beachtlichen Verbrauch wird die IT zu einem wesentlichen Hebel für die Verbesserung unseres ökologischen Fußabdrucks.

Digitalisierung gegen Klimawandel

Der Branchenverband Bitkom hat nachgerechnet: Wir können allein in Deutschland in den kommenden zehn Jahren die CO2-Emissionen im Zuge der Digitalisierung um 152 Megatonnen verringern. Unsere IT-Wertschöpfung bietet zahlreiche Ansätze:

Sustainability Governance: Nachhaltigkeitskriterien müssen konsequent in IT-Governance integriert und Teil interner wie externer Leit- und Richtlinien werden. Damit werden die Grundlagen für die stetige Betrachtung der Nachhaltigkeitskriterien geschaffen.

Ökosysteme: Eine Überprüfung bestehender Partner und die Auswahl neuer Partner nach ökologischen Kriterien können nachhaltigere Unternehmensbeziehungen schaffen. Mit der Auswahl ökologisch nachhaltig ausgerichteter Partner werden bestehende Ökosysteme erneuert. So können Nachhaltigkeitsziele über Unternehmensgrenzen hinweg verankert werden. Nachhaltigkeitskriterien werden auch in der Bewertung unseres eigenen Unternehmens für zukünftige Partnerschaften eine wesentliche Rolle übernehmen.

Human Resources: Der konsequente Einbezug der Belegschaft fördert nicht nur das Bewusstsein, sondern kann noch mehr kreative Ideen schaffen und den ökologischen Wandel nachhaltig in der (IT-) Organisation verankern. Wie bei den unternehmerischen Ökosystemen auch, werden Nachhaltigkeitskriterien beim Human-Resources-Management zunehmend an Bedeutung gewinnen und über die Attraktivität eines Arbeitsgebers mitentscheiden.

Hardware und Software: Asset-Management und das Identifizieren von Redundanzen helfen bei der Messung des Werts der Hard- und Software-Assets in den Prozessen des Unternehmens. Kombiniert mit Umweltkennzahlen wie dem Energie- und Ressourcenverbrauch (inklusive des durch Schnittstellen und Backups anfallenden Verbrauchs) unterstützt eine "Sustainability List" dabei, wichtige IT-Entscheidungen auch unter Berücksichtigung des Umweltfaktors zu treffen und Redundanzen zu beseitigen.

Beim Einsatz von "Green Coding" gibt es je nach Programmiersprache eine stetig wachsende Zahl von Möglichkeiten für energiesparende Codings. Ähnliches gilt für Communities und Weiterbildungen, die in der Softwareentwicklung eine ressourcenschonende Programmierung und Datenhaltung unterstützen. Der Einsatz von Cloud-Lösungen und Virtualisierungstechniken ermöglicht zudem, dediziert zugewiesene und nicht genutzte Ressourcen zu entfernen.

Big Data, Blockchain und Derivate: Bei diesen energieintensiven TechnologienTechnologien besteht aus ökologischer Sicht noch viel Potenzial. Auch hier können sich die redundanzfreie und bewusst gewählte Nutzung oder auch eine grüne Energiezufuhr positiv auf die Umweltbilanz auswirken. Alles zu Blockchain auf CIO.de

Eigene Rechenzentren: Verbesserungspotenziale und sogar Quick Wins werden durch den Einsatz grüner Energie oder durch die Umstellung auf eine umweltfreundlichere Klimatisierung möglich. Natürlich leistet auch hier das Entfernen von Hardware-Redundanzen einen wesentlichen Beitrag zum Reduzieren des Ressourceneinsatzes.

Upcycling und Recycling: Ökologisches Lifecycle-Management bietet ebenfalls viel Potenzial für die Wiedergewinnung oder Weiterverwendung von wertvollen Materialien. Nicht nur durch Recycling von Hardware, sondern auch durch Recyclingprozesse im Büroalltag und die Auswahl von Recyclingpartnern können positive Umwelteffekte erreicht werden.

Mobilitätsmanagement: Geschäftsreisen und Mobilität waren aus der IT kaum wegzudenken und werden aktuell infolge der Covid-Pandemie deutlich anders bewertet als davor. So manche Reisen wurden hinterfragt oder durch digitalen Content und Hybrid-Veranstaltungen ersetzt. Eine Bewertung aus nunmehr ökologisch motivierten Kriterien muss sich als fester Bestandsteil der zukünftigen Verhaltensweise verankern. Neben der inhaltlichen Bewertung muss der CO2-Beitrag der Mobilität zukünftig ein Entscheidungskriterium werden. Weitere Anreize setzt zum Beispiel auch das Umweltbundesamt.

Durch Videokonferenzen, Home-Office, Shared-Desk-Modelle und Remote-Support lässt sich der Umweltbeitrag reduzieren und bewusst steuern. Erhöhen wir bis 2030 den Anteil des Home Workings auf 55 Prozent, könnten einer Bitkom-Studie zufolge bis 2030 zwischen neun und elf Megatonnen CO2 eingespart werden. Interessanter Fakt am Rande: durch Lockdowns in China wurden innerhalb von vier Wochen 25 Prozent der Kohlenstoffemissionen eingespart.

Sustainable IT als Projekt betrachten

Diese Auflistung zeigt nicht nur Potenziale, sondern auch die Notwendigkeit, die "Sustainable IT" als Projekt zu betrachten, um die richtigen Ansatzpunkte für das eigene Unternehmen zu ermitteln. Es gibt mittlerweile genug Ansätze, die Organisationen dabei helfen, spezifische Maßnahmen zu identifizieren und mit der Umsetzung zu beginnen. Wie bei jedem Projekt sollten der Status quo, das Ziel und der Weg dahin definiert und die Maßnahmen operationalisiert werden.

Zusätzlich müssen ökologische Kriterien der IT-Governance und ökologische IT-Kennzahlen den IT-Alltag mitsteuern. Der bewusste und reduzierte Einsatz von Ressourcen hat nicht nur positive Auswirkung auf die ökologische Bilanz, sondern auch ökonomische Effekte. Egal, ob es um Maßnahmen zur Modernisierung, den ­Redundanzabbau oder schlankere Prozesse und Organisationen geht - die Nachhaltigkeitsorientierung wirkt sich wirtschaftlich positiv aus.

Nachhaltigkeit als Erfolgsmaßstab

Nachhaltigkeit ist heute auf dem besten Weg, zum Maßstab des digitalen Erfolgs zu werden. Wenn in den nächsten fünf Jahren mindestens 20 Prozent der Unternehmen nachhaltige IT-Entscheidungen treffen, wie hoch ist dann der Beitrag zu unserem ökologischen Fußabdruck?

Das wird nicht einfach zu ermitteln sein, manches wird nur verlagert, manches wird reduziert. Aber eines ist sicher: Was wir in der IT an Nachhaltigkeit umsetzen können, wird einen relevanten Einfluss auf unsere Umwelt haben und zusätzlich einen wirtschaftlich positiven Beitrag im Unternehmen leisten. Nachhaltigkeit sollte sich deshalb jedes Unternehmen als Ziel setzen.

Daher bin ich überzeugt, dass ich meine Wette gewinnen werde: In fünf Jahren setzen mehr als 20 Prozent der Unternehmen weltweit auf eine nachhaltige IT.

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