Der Blackphone-Test
Wie begehrt ist Sicherheit nach Snowden?
Ein Handy für die Generation Snwoden: Der Handy-Anbieter Blackphone will mit einem weitgehend abhörsicheren Smartphone den Markt erobern. Das Gerät soll Verschlüsselung für reguläre Nutzer einfacher machen, mit Grundeinstellungen zur Privatsphäre und vorinstallierten Apps zur sicheren Kommunikation.
"Der einzige Grund, dass es dieses Handy gibt, ist der Schutz Ihrer Privatsphäre", sagte Phil Zimmermann bei der Präsentation des Geräts auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Der Grund für die große Aufmerksamkeit für das Blackphone ist allerdings ein anderer: Edward Snowden. Im vergangenen Jahr wandte sich der junge Computerexperte sich mit seinem Wissen über die Spionage des US-Geheimdienstes NSA an die Öffentlichkeit. Seitdem sorgen sich immer mehr Nutzer um den Schutz ihrer Gespräche, E-Mails und SMS vor unbefugten Zugriffen.
Das geht meist nur mit Verschlüsselung. Dabei verwandelt eine Formel die Nachrichten in einen Wust aus Zahlen und Buchstaben, den nur der angepeilte Gesprächspartner mit seinem privaten Schlüssel wieder lesbar machen kann. Damit kennt Zimmermann sich aus, er entwickelte die PGP-Software zum Verschlüsseln von E-Mails.
Mit dem Blackphone wollen er und seine Mitstreiter nun ein abhörsicheres Smartphone massentauglich machen. "Es ist viel zugänglicher für Normalnutzer als andere Sicherheits-Dienste", sagte Blackphone-Geschäftsführer Toby Weir-Jones in Barcelona.
Klar ist: Gegen die NSA hilft auch ein Blackphone nicht. Wer sich um Geheimdienste Sorgen mache, solle lieber gar kein Handy benutzten, sagte Weir-Jones. Doch Bürgern oder Unternehmen, die einfach ihre Daten schützen wollen, sollen es mit dem Handy einfacher haben. Eine ganze Reihe sicherer Kommunikationsdienste werden mit dem Gerät geliefert. Sie sind im Preis von 630 Dollar mit inbegriffen.
Die Programme von Silent Circle verschlüsseln SMS und Anrufe, Disconnect verschleiert den Internetverkehr mit einem Datentunnel (VPN), SpiderOak bietet 5 Gigabyte verschlüsselten Speicherplatz. Es gibt die Programme auch unabhängig von dem Blackphone, dann muss man ein kostenpflichtiges Abonnement abschließen. Im Blackphone-Paket sind die Dienste für zwei Jahre abgedeckt. Weir-Jones rechnet mit großem Interesse an dem Sicherheits-Smartphone: "Wir wollen davon hunderttausende Stück verkaufen."
Damit würde Blackphone gleich mehrere etablierte Annahmen widerlegen. Eine davon lautet, dass viele Leute kostenlose Dienste nutzen wollen und dafür ihre Daten eintauschen. "Wir wollen weg von dem Geschäftsmodell, persönlichen Daten zu Geld zu machen", sagte Weir-Jones. Die Blackphone-Macher haben das Android-Betriebssystem für ihr Handy in ein "PrivateOS" verwandelt und damit die Grundeinstellungen datenschutzfreundlicher gemacht. Nutzer können einzeln festlegen, auf welche Daten Apps zugreifen dürfen. Sie können so etwa ihre Kontaktliste vor allen Apps verschließen.
An einer ähnlichen Funktion arbeiten auch die Deutsche Telekom und Mozilla. Mozilla entwickelt das Handy-Betriebssystems Firefox OS, das vor allem in einfachen SmartphonesSmartphones eingesetzt wird. Firefox OS soll bald eine Funktion zur Kontrolle der Privatsphäre bekommen. Damit können Nutzer unter anderem einstellen, wie genau der eigene Standort an Apps übermittelt wird. Muss es die Hausnummer sein, oder reicht beispielsweise für einen Wetterdienst auch die Stadt? Alles zu Smartphones auf CIO.de
Beide ProjekteProjekte wollen herausfinden, wie wichtig Normalnutzern ihre Privatsphäre wirklich ist. "Wir testen, ob die Leute das wollen, ob es funktioniert", sagte die Vorsitzende der Mozilla-Stiftung, Mitchell Baker, der dpa im Vorfeld der Mobilfunkmesse. Denn viele Menschen geben zwar an, großen Wert auf DatenschutzDatenschutz zu legen. Aber ihr Verhalten ändern sie dann doch nicht. Alles zu Datenschutz auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de
Nun könnte sich der Wind drehen. Es gibt immer mehr gut nutzbare Alternativen zu bestehenden Diensten und Apps. "Unsere Hoffnung ist, dass das Funktionen sind, die nachgefragt werden", sagte Baker. Dass Nutzer durchaus handeln, zeigt das Beispiel von WhatsApp. Nach dem Verkauf des Kurznachrichtendienstes an Facebook installierten plötzlich scharenweise Nutzer aus Deutschland Alternativen wie die App Threema aus der Schweiz. Wie bei WhatsApp kann man damit Texte und Bilder verschicken. Der Unterschied: Threema-Nachrichten sind komplett verschlüsselt. (dpa/rs)