Selbstwahrnehmung

Wie CIOs sich selbst belügen

Kommentar  28.08.2017
Bob Lewis ist Management- und IT-Berater bei einem großen globalen IT-Dienstleistungsunternehmen. Die in dieser Kolumne geäußerten Ideen und Meinungen sind ausschließlich seine eigenen.

4. "Wir machen ITIL"

Es mag jetzt nach spitzfindiger Wortklauberei klingen, aber man kann ITIL nicht "machen". Es ist ein Framework - wie seine Befürworter geduldig jedem erklären werden der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Freiwillig bleibt bei einem solchen Vortrag in der Regel nur eine sehr kleine und dann auch oft apathisch wirkende Zuhörerschaft, zu der unser sich selbst belügender CIO nicht gehört.

ITIL bringt die Dinge, die die IT gut zu erledigen hat in Listenform. Es legt dabei aber nicht fest, welche Methoden angewandt werden müssen. Weswegen es keinen einzigen Punkt auf der ITIL-Liste gibt, der in allen Situationen auf die gleiche Weise erledigt werden kann. (Wenn Sie das nicht glauben: Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihre IT in einer kleinen Werbeagentur betreiben würden. Und jetzt, wie Sie die Sache angehen würden, wenn Sie für einen Security-Anbieter arbeiten, der mit Regierungsinstitutionen Geschäfte macht.)

Darüber hinaus gibt es noch viel zu viele CIOs, für die "ITIL machen" bedeutet, einen funktionierenden Service Desk (oder zumindest einen als Service Desk bezeichneten Help Desk) zu haben und dazu vielleicht noch ein Change Advisory Board (CAB) einzurichten, so dass Devs und Ops sich nicht mehr feindselig anstarren müssen.

5. "Wir machen Agile"

Es gibt IT-Abteilungen, die vom Wasserfall-Modell auf agile Entwicklungsmethoden umgestellt haben.

Auf jedes Unternehmen, das agile Methoden anwendet, kommen mindestens zwölf oder mehr Firmen, die sich stattdessen im agilen Fall befinden. Das liegt in der Regel daran, weil sie zwar strikt alle Scrum-Formalitäten befolgen, dabei aber den erforderlichen Kulturwandel völlig vergessen. Wie in so vielen Business- und IT-"Fällen" genügt es auch hier nicht, Stichpunkte auf Listen abzuhaken.

Und wo wir gerade dabei sind: Viele Firmen, die nicht in diese Falle tappen, entwickeln sich stattdessen in die andere Richtung. Sie sind von AgileAgile weit entfernt und kämpfen stattdessen gegen die Planlosigkeit. Das hat der unternehmenseigene "Wasserfall-Fan" natürlich schon lange vorher kommen sehen. Und auch alles dafür getan, damit es genauso kommt. Alles zu Agile auf CIO.de

6. "Wir machen DevOps"

Trotz des Wirbels um das Buzzword DevOps, haben die Befürworter dieses Ansatzes die Kollaboration nicht erfunden. Der Agile-Ansatz hat die übergreifende Zusammenarbeit bereits lange zuvor propagiert. Auch wenn die Entwickler dabei nicht unbedingt die Ops im Sinne hatten.

Das kann DevOps zum Agile-Mix beitragen:

  • Entwicklerteams beinhalten IT Operators. Aus rein egoistischen Gründen: Sie wollen nicht darauf warten, dass die Umgebung für sie gebaut wird und sie wollen nicht auf das CAB warten, um Änderungen an der Software auszurollen.

  • Automatisierung ist eine echt gute Idee und erleichtert die Arbeit.

  • Mit DevOps befindet sich Software - im Gegensatz zu den meisten anderen agilen Varianten - immer in einsatzfähigem Zustand.

Für die meisten agilen IT-Abteilungen folgt daraus die unschöne Erkenntnis, dass DevOps und ScrumScrum nicht zusammen geht. Kanban funktioniert da besser. Sorry, wenn das für Sie jetzt neu war. Alles zu Scrum auf CIO.de

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