Zukunftsautomarkt
Wie die Autobranche die Disruption bewältigt
Vor ein paar Jahren sah es noch danach aus, als ob die Tech-Giganten schnell die Initiative beim Umbruch des Autogeschäfts übernehmen könnten. GoogleGoogle beteuerte zwar auch da schon, man wolle nicht zum Autohersteller werden, schickte aber kleine elektrische Zweisitzer aus eigener Entwicklung auf die Straße. Die Spekulationen über ein Apple-Auto erreichten einen Höhepunkt. Der Fahrdienst-Vermittler Uber verleibte sich eben mal so eine ganze Abteilung von Spezialisten für Roboterwagen-Software ein. Und immer wieder wurde spekuliert, die Schwergewichte des Silicon Valley mit ihren Milliarden-Geldreserven könnten sich alles zum Bau eigener Autos leicht zusammenkaufen. Alles zu Google auf CIO.de
Jetzt hat sich die Stimmung gedreht. Zum Google-Mobil heißt es in Medienberichten, es solle nicht weiterentwickelt werden, der Chef des inzwischen in eine separate Firma ausgelagerten Projekts, John Krafcik, betont, der Fokus liege auf Software für autonomes Fahren. Zu Apples Autoplänen hört man wiederum, auch hier sei die Entwicklung eigener Fahrzeuge auf die lange Bank geschoben worden. Der iPhone-Konzern wolle sich ebenfalls auf Software für autonomes Fahren konzentrieren.
"Die Tech-Firmen mussten feststellen, dass alles doch nicht so schnell geht", sagt ein Brancheninsider. Und die Autoindustrie reagierte. DaimlerDaimler, BMWBMW und AudiAudi kauften Nokia für rund 2,6 Milliarden Dollar den Kartendienst Here ab und versuchen, auf dieser Basis eine Plattform für alle möglichen vernetzten Dienste aufzubauen. Auch bei Here kommen Partnerschaften in Gang: Kurz vor der CES stieg der Chipkonzern Intel mit 15 Prozent ein, auf der Messe wurde eine Partnerschaft mit dem Grafik-Spezialisten Nvidia verkündet, der Technik für autonomes Fahren entwickelt. Top-500-Firmenprofil für Audi Top-500-Firmenprofil für BMW Top-500-Firmenprofil für Daimler
Der Kampf um den Kunden
Die Autofirmen beschäftigen sich inzwischen auch konkret mit der Frage, was die Leute in dem Auto dann machen sollen, wenn sie nicht aktiv fahren, und wie man mit der Internet-Verbindung im Fahrzeug Geld verdienen kann. So zeigte BMW in Las Vegas live ein Szenario, bei dem auf dem Weg zur Verabredung noch ein Mitbringsel bei AmazonAmazon bestellt wird und der Wagen dann anzeigt, wo auf dem Weg zum Date die Pralinenschachtel bei einem Pick-up-Point des Online-Händlers abgeholt werden kann. Alles zu Amazon auf CIO.de
Genau bei solchen digitalen Diensten könnten sich die zukünftigen Machtverhältnisse in der Industrie entscheiden. "Die Frage ist, wer wird morgen die Schnittstelle zum Kunden beherrschen", formuliert es Autoexperte Schmidt. "Wird es der Autohersteller sein, weil er es schafft, die ganzen Dienste über seine eigene Plattform anzubieten?" Oder erledigt der Nutzer alles über die Apps von Tech-Konzernen? "Wenn ein Autobauer in einer solchen Welt nur der Hardware-Lieferant ist, wird er seine Position verlieren und austauschbar sein." (dpa/rs)