Hamburger IT-Strategietage


IT-Strategietage 2018

Wie Evonik Chemie sexy macht



Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
"Wie bekommt man etwas, das so unsexy ist wie Chemie mit einem positiven Touch und Feel digitalisiert?" - eine Frage, die Bettina Uhlich, CIO und Head of Global IT Services bei der Evonik Industries AG, schlaflose Nächte bereitet.
Bettina Uhlich, CIO und Head of Global IT Services bei der Evonik Industries AG, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Bettina Uhlich, CIO und Head of Global IT Services bei der Evonik Industries AG, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Foto Vogt

Schließlich habe man es gerade in der Chemiebranche vor allem mit "unsichtbaren" Produkten wie Molekülen, Solaranlagen, Straßenmarkierungen oder Abdichtungen für Hausdächer zu tun, schilderte Uhlich das Dilemma - und wies auf die Analogie zur IT hin: "Sichtbar werden die Produkte nur, wenn sie nicht funktionieren."

Der Schlüssel zu Effizienz und Vertrauen

Bei EvonikEvonik sei die IT integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie - und das müsse auch so sein, sagte Uhlich. Schließlich sei es die "unsichtbare" IT, die digitale Touchpoints mit den Kunden (und den Kunden der Kunden) erzeugt: "Wichtig ist, es muss effizient und mit hoher Performance funktionieren und in unsere Geschäftsprozesse passen. Sexy ist das, was obendrauf ist - was man sieht, wie man IT wahrnimmt, in den Prozessen und am Arbeitsplatz." Top-500-Firmenprofil für Evonik

Darauf, so Uhlich weiter, habe man sich bei Evonik eingestellt: "Wenn das so ist, müssen wir lernen, unsere Sichtweise auf "von oben nach unten" umzustellen. Und wir müssen die Verantwortlichkeiten ändern. Deshalb stellen wir uns produktorientiert auf."

Ein gelungenes Projekt, ein unzureichendes Produkt und keiner der dafür verantwortlich sein will - das gehe einfach nicht, sagte die IT-Entscheiderin: "Wir müssen Produkte verkaufen und zwar innovativ und Ende-zu-Ende und an der Schnittstelle nach außen zuhören. Verstehen, was unsere internen Kunden wollen und was deren Märkte verlangen - das ist der Schlüssel zu einer effizienten, vertrauensvollen Arbeitsweise."

Evonik selbst sortiert seine IT-Produkte entlang der eigenen Wertschöpfungskette und nutzt dabei verschiedenste Technologien für vielerlei Themen, etwa Big DataBig Data, IoT oder kognitive Intelligenz. Veränderungsbedarf gebe es allerdings vor allem auf der Ebene des Marktes, wie Uhlich betonte. Es gehe dabei vor allem um die Frage, was die 'value proposition' der IT und der ChemieChemie ist und welches Produkt in erster Linie verkauft wird. Die Antwort auf letztere Frage: Verpackte Moleküle. "Klingt nicht gut", analysierte Uhlich, um fortzufahren: "Also müssen wir uns nun überlegen: Wie positionieren wir unsere Moleküle am Nutzen des Endkunden?" Alles zu Big Data auf CIO.de Top-Firmen der Branche Chemie

Einen großen Wertbeitrag mache vor allem Wissen aus, so Uhlich. Es gehe nun darum herauszufinden, wie man dieses über Jahrzehnte aufgebaute Know-how von Evonik in Form digitalisierter Daten in die Produkte, Wertschöpfungskette und Märkte tragen kann, um am Ende ein solides Wachstum zu erzielen.

"Ohne Ökopartner geht es nicht"

Um zu verdeutlichen, wie Ihr Unternehmen diese Problemstellung angeht, nannte Uhlich konkrete Beispiele aus dem Evonik-Universum. Etwa ein Digital LabDigital Lab (für das eine alte Bibliothek umgebaut wurde), wo IT-Spezialisten im Rahmen von Experimenten nach neuen, wertstiftenden Lösungen suchen. Alles zu Digital Lab auf CIO.de

Bettina Uhlich: "Ohne Ökopartner geht es nicht."
Bettina Uhlich: "Ohne Ökopartner geht es nicht."
Foto: Foto Vogt

Darüber hinaus baut Evonik nach den Worten von Uhlich eine offene Plattform für Partner aus der Nahrungs- und Futtermittelindustrie auf. Die Grundlage dafür liefert SAP mit Leonardo, das Ziel beziehungsweise die Vision des "precision livestock farming"-Projektes sei es, eine gesunde, nachhaltige Tierhaltung sicherzustellen und gleichzeitig die Kostenstruktur für die Landwirte zu optimieren: "Also haben wir unser Wissen angereichert mit vielen anderen Daten: Sensoren im Hühnerstall, Wetterdaten, Futterbestandteile. Alle Daten werden in einem Gesamtsystem aggregiert, um gesunde Tiere zu produzieren. Nicht wir, sondern unsere Kunden."

Blockchain angedacht

Die Architektur könne künftig um verschiedene Komponenten erweitert werden, so Uhlich weiter. Beispielsweise um eine Blockchain-Applikation, um die Herkunft bestimmter Tiere einwandfrei und lückenlos nachvollziehen zu können.

Für den Erfolg sei beim Aufbau solcher Systeme neben Know-how und Technologie vor allem eines entscheidend, wie Uhlich zum Abschluss ihres Vortrags auf den Hamburger Strategietagen klarstellte: "Ohne Ökopartner geht es nicht."

Zur Startseite