IT in der Autoindustrie
Wie Informatiker Auto und Internet zusammenbringen
Raphael Fonte Boa Trindade, BMW: Auf Nummer sicher zum Titel
"Hoffentlich wird Brasilien im nächsten Jahr Weltmeister", sagt Raphael Fonte Boa Trindade, Softwareentwickler bei BMW Car IT in München. Mit dem sechsten Titel könnte die Seleçao ihren Abstand zu den Verfolgern wie Italien und Deutschland vergrößern - "und einen Puffer bilden". Um Sicherheit geht es auch in der Arbeit des gebürtigen Brasilianers, der Antworten auf die Frage sucht: "Wie sehen die Sicherheitskonzepte für die Fahrerassistenzsysteme der Zukunft aus?" Für elektrische/elektronische Systeme in Kraftfahrzeugen bildet die ISO-Norm 26262 eine Grundlage aus Aktivitäten, Arbeitsprodukten und Methoden in Entwicklung und Produktion - "ich entwickle auf dieser Basis Software für künftige Fahrzeuggenerationen", berichtet Trindade.
Die zunehmende Vernetzung der Komponenten macht es immer schwieriger, Systeme und Algorithmen für die Zukunft abzusichern. Während etwa der Airbag eine kleine und isolierte Funktion ist, müssen die Entwickler bei künftigen Fahrerassistenzsystemen viele Anwendungsfälle einkalkulieren, deren Eigenschaften noch große Herausforderungen darstellen. "Den Tempomat mit Radar haben wir im Griff", sagt der Experte, "aber Funktionen mit zusätzlichen Kameras, LIDAR und anderen Sensoren machen ein System wesentlich komplexer."
Trindade hat seinen Master für Informatik in Brasilien angefangen, dann aber eine Stelle beim Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern angetreten. Hier schloss er sein Studium schließlich nebenher ab - "von der Millionenstadt Belo Horizonte in die Pfalz war es ein weiter und interessanter Schritt", sagt er diplomatisch. Heute sieht sich Trindade als Mitarbeiter eines Automobilunternehmens, auch wenn er in der Tochterfirma BMW Car IT hauptsächlich mit Themen aus der Software und modellgetriebenen Entwicklung beschäftigt ist. Die Mischung und die hohen Anforderungen an die Sicherheit machen aber auch den Reiz für den Experten aus: "Die Echtzeit-Anforderungen im Auto unterscheiden sich stark von der Enterprise-IT, und es geht um die direkte Sicherheit der Insassen und das Image des Unternehmens."
Trindade blickt optimistisch in die Zukunft, das hochautomatisierte und autonome Fahren zeichnet sich ab, und die Vernetzung schreitet voran. "Software im Auto wird wichtiger" - und dies betreffe nicht nur Embedded-Programme, sondern auch externe Apps, die mit den Fahrzeugen und ihren Steuergeräten kommunizieren. Am 13. Juli 2014 zeigt sich in Rio de Janeiro, ob Deutschland den Anschluss halten kann oder ob Brasiliens Puffer wächst.