CIO des Jahres 2024
Wie IT der Polizei Hamburg neue Impulse gibt
- CIO des Jahres 2024 - Finalist in der Kategorie Public Sector
- Kompletter Kultur-, Technologie-, und Prozesswandel
- Bewerberzahlen für offene IT-Stellen um den Faktor drei gestiegen
Noch vor wenigen Jahren war es um die IT-Reputation der Hamburger Polizei alles andere als gut bestellt. "In der Presse zerrissen, intern als Innovationsbremse verschrien - langsam, kompliziert und unbeliebt", beschreibt Daniel Steinlandt, strategischer IT-Leiter für die Polizeibehörden der Hansestadt, die damalige Situation. "Die IT der Polizei Hamburg befand sich 2021 in keinem guten Zustand."
Doch das sollte sich ändern. Seit Oktober 2021 läuft die Transformation der Polizei-IT in Hamburg. Die Ansprüche waren klar. "Bürgerinnen und Bürger erwarten von einer modernen Großstadtpolizei digitale Handlungsfähigkeit und keine Zettelwirtschaft", sagt Steinlandt. Genauso erwarteten die Mitarbeitenden der Polizei moderne und zeitgemäße digitale Arbeitsplätze, die sie optimal bei ihrer Aufgabe unterstützen.
Große Lücke zwischen Realität und Wunsch
"Leider war die Polizei-IT weit davon entfernt, diese Ansprüche zu erfüllen", berichtet der IT-Leiter rückblickend. Die Lücke zwischen Realität und Wunsch wurde zudem immer größer. "Mir wurde nach meiner Einstellung schnell klar, dass ein kompletter Kultur-, Technologie-, und Prozesswandel notwendig ist, um die Anforderungen an einer moderne IT zu erfüllen." Als Ziel der Transformation rief Steinlandt aus, die IT der Polizei von der Innovationsbremse zum Innovationstreiber zu entwickeln.
Diese IT-Transformation baute der IT-Leiter auf fünf Eckpfeilern auf, deren Ziele klar definiert sind:
Ziel 1: Prozessuale Basis schaffen / Industriestandards implementieren: Dafür wurden IT-Service-Management- (ITSM-)Prozesse auf Basis von ITILITIL sowie eine Enterprise Architecture eingeführt. Ferner zahlt die Einführung von Projekt-Portfolio- und Kunden-Management auf dieses Ziel ein. Alles zu ITIL auf CIO.de
Ziel 2: Technische Basis erneuern: Dafür setzt Steinlandt konsequent die Outsourcing-Strategie fort. Darüber hinaus wurden diverse ProjekteProjekte zur Erneuerung von Kern-Infrastrukturen und Software-Komponenten gestartet. Beispielsweise wird die komplette Software Entwicklung bis Ende 2024 auf die Microsoft-Cloud Azure verlagert. Alles zu Projekte auf CIO.de
Ziel 3: Innere Sicherheit durch Innovationen fördern: Dazu zählt aus Sicht von Steinlandt vor allem der KI-Einsatz. Die Technik hilft beispielsweise dabei, nicht deklarierte Gefahrengüter im Hafen zu erkennen beziehungsweise durch eine intelligente Videoüberwachung Gefahrensituationen an Brennpunkten möglichst frühzeitig zu entschärfen. Außerdem wurde die App-First-Strategie konsequent ausgebaut und diverse Apps zur polizeilichen Arbeit direkt auf der Straße ausgerollt. Entsprechend werden die Beamten mit den notwendigen Mobilgeräten ausgestattet. Aktuell sind etwa 4.000 iPhones im Einsatz, 600 mehr als noch 2023.
Ziel 4: Partnerschaften Stärken: Steinlandt hat Partnerschaften mit verschiedenen Vollzugseinheiten wie Schutzpolizei, LKA und Wasserschutz sowie den Verwaltungseinheiten etabliert. Den Schulterschluss mit der Stadt Hamburg und ein aktives Management bestehender Dienstleisterbeziehungen nennt der IT-Leiter als weitere Faktoren für dieses Ziel.
Ziel 5: Mitarbeiter-Fokus: Um mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen, wurde New Work eingeführt. Dazu zählt unter anderem Desksharing sowie die Möglichkeit an anderen Ort als dem klassischen Office zu arbeiten. Steinlandt zufolge habe man zudem die Kommunikationstransparenz erhöhen können. Des Weiteren sei es gelungen, die Arbeitgebermarke Polizei IT zu entwickeln. Damit seien die Bewerberzahlen für offene Stellen um den Faktor drei gestiegen.
Der Erfolg der IT-Transformation fußt unter andere darauf, dass kein großes "Gesamtwerk" aufgelegt, sondern dedizierte "Keimzellen" geschaffen wurden, in denen die einzelnen Themen wachsen konnten, erläutert Steinlandt seinen methodischen Ansatz. Beispielsweise wurde die Betriebsabteilung als Keimzelle für die Prozessstandardisierung via ITIL gewählt. Hier seien sämtliche Prozesse einer nach dem anderen neu sortiert worden. "Ticketlaufzeiten wurden reduziert, die Zusammenarbeit mit den Partnern klappt auf einmal und neue Mitarbeiter finden sich schnell zurecht", beschreibt die IT-Leiter die Resultate.
Partnerschaften unterstützen Innovation
Steinlandt hebt vor allem auch die Partnerschaften als zentralen Treiber für Innovationen hervor. "Durch intensive Gespräche und diverse vertrauensbildende Maßnahmen wurde die Basis geschaffen, Impulse für Innovationen zu setzen und erfolgreiche Projekte zu starten und gemeinsam erfolgreich zu beenden." Besonders hebt er an dieser Stelle die KI-Projekte zur Erkennung von Gefahrengütern und die intelligente Videobeobachtung hervor.
Beispiel 1: KI zur Erkennung von nicht-deklarierten Gefahrengütern: Eine Explosion von Gefahrengütern durch unsachgemäße Handhabung hätte potenziell katastrophale Folgen für Leib und Leben aber auch für den gesamten Wirtschaftsstandort Hamburg. Im Schulterschluss mit der Wasserschutzpolizei und anderen Partnern wurde eine KI entwickelt, welche nicht deklarierte Gefahrengüter mit einer sehr hohen Zuverlässigkeit erkennt und die daraus resultierenden polizeilichen Maßnahmen effizient steuert.
Beispiel 2: Intelligente Videobeobachtung: Die Hamburger Polizei pilotiert am Kriminalitätsschwerpunkt Hansaplatz eine KI, um damit beispielsweise Schlägereien erkennen zu können. So kann die Polizei schneller intervenieren und Schäden für Leib und Leben rechtzeitig abwenden. Hamburg ist neben Mannheim der zweite Standort bundesweit, an dem die Software erprobt wird.
Für diese Projekte hätten die Organisationeinheiten der Polizei eng mit Partnern in der Stadt zum Beispiel Innotech Fond zur Finanzierung und Partnern aus der Wirtschaft wie zum Beispiel dem Fraunhofer Institut zusammengearbeitet. "Die IT diente als Impulsgeber und Wegbereiter für diese wegweisenden Projekte", zieht Steinlandt ein positives Fazit.
Insgesamt besitze die Polizei Hamburg heute wieder einen verlässlichen Partner für ihre DigitalisierungDigitalisierung, lautet das Resümee des IT-Leiters. Die umgesetzten Projekte lieferten einen messbaren Mehrwert zur Optimierung der Arbeit der Polizei und einen belegbaren Beitrag zur Sicherheit in Hamburg. "Die Polizei dient nun als Positiv- und nicht mehr als Negativ-Beispiel. Diesen Weg wollen wir unbedingt fortsetzen." Die IT-Leitung ist Teil der Polizeiführung und sitzt damit bei jeder wichtigen Entscheidung am Tisch, berichtet Steinlandt. Zudem arbeitet man heute wieder gerne für die IT der Polizei Hamburg. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de