Existenzfrage
Wie schwer wiegt IT?
Die Lieferkette braucht Hirnschmalz
Kleine, zufällige Schwankungen am Point of Sale werden so zu starken Ausschlägen am anderen Ende der Lieferkette - wie bei einer Peitsche, deren Bewegung am Stiel sich wellenförmig in der Schnur fortsetzt. "Bullwhip-Effekt" nennen Wirtschaftswissenschaftler folglich das Phänomen. Laut Österle kostet es alleindie US-Wirtschaft jedes Jahr mehr als 30 Milliarden Dollar - durch zu hohe Lagerbestände, ungenaue Produktionsplanung, deshalb teure Produktion und am Ende durch Unzufriedenheit der Kunden. "Standardsoftware kann dieses Problem nicht lösen", bekräftigt der schweizerische Wirtschaftsinformatiker.
Thorsten Wichmann, Geschäftsführer der Marktforschungsgesellschaft Berlecon Research, schlägt in diese Kerbe: "In Wirklichkeit können besonders solche Unternehmen ihren Vorsprung gegenüber Mitbewerbern ausbauen, die das Zusammenspiel zwischen Prozessen und IT besonders gut beherrschen. Unternehmen also, die wissen, welche Prozesse sich durch welche IT-Lösungen besonders gut unterstützen lassen, und die auch wissen, mit welchen Managementmethoden die Mitarbeiter dazu gebracht werden können, die Veränderungen durch zunehmenden IT-Einsatz zu akzeptieren und deren neue Möglichkeiten bestmöglich auszunutzen." Wichmann zitiert genüsslich einen Teilnehmer an einer Berlecon-Veranstaltung, der es nach seiner Auffassung exakt auf den Punkt gebracht habe: "It's the P (für: Prozesse, Anm. d. Red.) in IT that matters."
Auch der Kölner Managementberater Klaus Dieter Leciejewski kommt in einer Umfrage seiner Beratungsfirma KDL Consulting unter den 130 größten deutschen Unternehmen zu der Erkenntnis, dass Software und Systeme allein wenig ausrichten können. Zu den größten Anforderungen an die IT-Verantwortlichen gehöre es, "IT-Instrumentarien mit Fachinhalten zu verknüpfen", so Leciejewski. Dieser Erkenntnis folgen logisch die Verteilungen von Kosten und Mitarbeiterzahlen auf die IT Bereiche RechenzentrumRechenzentrum, Anwendungsentwicklung und Service / Overhead (s. Tabellen Seite 18 und Seite 20): Im Durchschnitt aller Branchen entfallen beinahe die Hälfte der Kosten wie auch der Mitarbeiter auf die Anwendungsentwicklung. Hier werden die Geschäftsprozesse in Software gegossen - aber individuell und nicht nach unternehmensübergreifenden Standards, wie Carr behauptet. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
IT-Ausgaben gefährden nicht den Ertrag
Die Erkenntnis lässt sich auch an der Produktstrategie von SAPSAP ablesen: R/2, R/3 und My SAP sind hochintegrierte Pakete - aber so starr, dass häufig dieGeschäftsprozesse darauf abgebildet werden mussten, nicht umgekehrt. Die Verantwortung für das Funktionieren der Prozesse SAP anzulasten war argumentativ daher relativ einfach; schließlich waren die Prozesse durch die Software vorgeschrieben - in Carrs Sinn in die Software eingebettet. Jetzt setzt SAP auf modulare SW-Bausteine (Xapps), die in bedarfs- und unternehmensspezifischer Weise zusammengefügt werden. Die Verantwortung für das Funktionieren des Gesamtsystems liegt damit unabweisbar in den Händen der IT-Verantwortlichen in den Anwenderunternehmen.
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