Rohstoffe

Wie sich Seltene Erden recyceln lassen

31.03.2014
Von Susanne Donner

Alternativen ohne Seltene Erden

Nur mit den Rohstoffen in der verbleibenden weißen Brühe wusste die Industrie bislang nichts anzufangen. Die Flüssigkeit wurde daher mit Zement vermengt und in unterirdische Sondermülldeponien gekarrt. Tausende Tonnen Seltener Erden endeten in diesem Grab. Unwiederbringlich, denn "aus dem Zement bekommt man die nie wieder heraus", sagt Frédéric Carencotte, Business-Direktor bei Rhodia. "Wir haben das ausprobiert."

Seit Mai 2012 nimmt der französische Rohstoffspezialist Rhodia jedoch Tausende Tonnen des weißen Pulvers aus Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen zurück. Sogar aus den USA bringen Schiffe den begehrten Müll. In einem neuartigen Prozess gewinnen die Franzosen daraus sechs Seltene Erden zurück, darunter vor allem die teuren Vertreter Europium und Terbium. Rund 500 Tonnen waren es allein im vergangenen Jahr.

Für Rhodia wird der Schrott zu einer wichtigen Ressource. Seit 2012 nimmt das Unternehmen zudem Hunderte Tonnen Produktionsabfall von Magnetherstellern und Überreste des Batterierecyclings zurück, die beide reich an Seltenen Erden sind. Vor allem die gewaltigen Sondermüllberge der Industriestaaten machen den französischen Standort für die Herstellung von Seltenen Erden attraktiv. Inzwischen überlegen die Manager sogar, ein neues Werk zu errichten, "sicher nicht in China, vielleicht in Europa", sagt Rollat. Andere Hersteller Seltener Erden wie der US-Wettbewerber Molycorp wollen dem französischen Modell nun nacheifern.

Aber Recycling ist nicht der einzige Weg, das Rohstoffproblem zu lösen. Toyota kündigte an, künftig Elektrofahrzeuge ohne die umkämpften Stoffe zu bauen. Das japanische Elektronikunternehmen Hitachi hat einen Motor entwickelt, der ebenfalls frei von Seltenen Erden ist. Und auch Daimler arbeitet an einer neuen Antriebstechnik, die ohne die raren Metalle auskommt.

Doch trotz aller Bemühungen, die 17 Stoffe zu meiden, "wird es künftig nicht ohne gehen", stellt Doris Schüler, Expertin für Seltene Erden vom Öko-Institut klar. Ihre Eigenschaften sind in vielen Punkten einzigartig. Ein neuer Trend, den Rohstoffhändler Maassen beobachtet, stützt diese Einschätzung: Unternehmen wollen bei ihm neuerdings Seltene Erden reservieren und ähnlich wie Goldbarren in einer Art Tresor für die Zukunft horten.

Dann spätestens werden die Bodenschätze zu einer Kostbarkeit, die man besser nicht aus den Händen gibt. Und dann würden auch noch die Letzten verstehen, dass das Recycling der begehrten Stoffe künftig so unausweichlich ist wie heute schon bei Altgold.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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