Rohstoffe

Wie sich Seltene Erden recyceln lassen

31.03.2014
Von Susanne Donner
Windräder, E-Mobile oder Sparleuchten sind ohne die High-Tech-Rohstoffe undenkbar. Neue Techniken helfen nun, die begehrten Metalle aus Schrott wiederzugewinnen - und die Abhängigkeit von China zu senken.

Katastrophen bringen in der Regel Leid und Verzweiflung. Manchmal aktivieren sie aber auch kreative Kräfte und setzen damit Veränderungsprozesse in Gang - wie in Japan, als 2011 eine gigantische Flutwelle die Küste verwüstete.

Der Tsunami traf auch die japanischen Honda-Werke. Tagelang musste die Produktion stillstehen. Aber das war nicht das einzige Problem für den Autohersteller: Die Welle zerstörte in der gesamten Katastrophenregion auch zig Autohäuser. Hunderte nagelneuer Honda-Hybridfahrzeuge wurden unter Schlamm und Matsch begraben. Ein Millionenschaden für das Unternehmen. Doch der brachte die Ingenieure zum Nachdenken.

Denn in der gleichen Zeit verfünffachten sich die Preise für einen der wichtigsten Rohstoffe der boomenden High-Tech-Industrie: die sogenannten Seltenen Erden. Das sind Stoffe wie Neodym, Europium und Terbium, die in vielen wichtigen High-Tech-Produkten eingesetzt werden: Nicht nur in Autobatterien, auch in SmartphonesSmartphones, Windrädern, Lautsprechern und Hi-Fi-Anlagen. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Anders als ihr Name vermuten lässt, sind Seltene Erden in Wirklichkeit Metalle mit besonderen Fähigkeiten: Sie bringen Lampen zum Leuchten, reinigen Abgase und machen Motorteile magnetisch.

Grund für die steigenden Preise war, dass China, der größte Exporteur Seltener Erden, die Ausfuhren drosselte. Das brachte High-Tech-Unternehmen in aller Welt in Schwierigkeiten. Denn steigende Preise sind in ihren hart umkämpften, margenschwachen Märkten ein Desaster.

Also mussten die Unternehmen lernen, effizienter mit dem Material umzugehen.

Die Honda-Ingenieure entschieden sich, die Seltenen Erden zurückzugewinnen. Das hatte bis dahin niemand in großem Stil versucht. Doch die Fachleute fanden einen Weg; und auf einmal hatten ihre schrottreifen Fahrzeuge dank der raren Rohstoffe in ihren Batterien einen Wert von umgerechnet mehr als einer Million Euro.

Für die Entwicklung des Verfahrens tat sich der Autohersteller mit dem Chemiekonzern Japan Metals & Chemicals in Tokio zusammen: Zunächst zerkleinerten die Ingenieure die Akkus, trennten dann Kunststoff- und Metallteile ab und lösten den verbliebenen Inhalt in Säure. Aus dieser Flüssigkeit konnten sie 80 Prozent der Seltenen Erden mit einem elektrischen Verfahren zurückgewinnen. Das gelang bis dahin noch keinem anderen Autobauer.

Der Innovationsdruck, der Honda zum Umdenken brachte, hat die gesamte High-Tech-Industrie erfasst - und eine Vielzahl neuer Ideen hervorgebracht. Auch Technologiekonzerne wie Siemens, Chemiespezialisten wie BASF, Lampenhersteller wie Osram und Autohersteller wie Daimler arbeiten an Verfahren, Seltene Erden in großem Stil zurückgewinnen.

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