Remote-Work-Stress vermeiden

Wie Sie Homeoffice Burnout verhindern

Clint Boulton ist Senior Writer bei der US-Schwesterpublikation cio.com.
Verteilte Teams zu führen ist kein Kinderspiel. Lesen Sie, wie Entscheider Pandemie-bedingtem Burnout (nicht nur) in der IT-Abteilung Einhalt gebieten.
Fehlt die richtige Führung, kann Remote Work schnell in den Burnout führen. Lesen Sie, wie Sie das verhindern.
Fehlt die richtige Führung, kann Remote Work schnell in den Burnout führen. Lesen Sie, wie Sie das verhindern.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Das Jahr 2020 legt die Vor- und Nachteile von Remote-Work-Szenarien schonungslos offen, nachdem das Coronavirus zu einem massenhaften Office-Exodus geführt hat. In den Anfangstagen der Pandemie erfreuten sich viele Mitarbeiter noch an der gesparten Zeit für den Weg ins Büro und nutzten diese beispielsweise, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen oder dringend benötigten Schlaf nachzuholen.

Schon nach wenigen Wochen dürfte das Gros der Homeoffice-Arbeiter von der harten Realität eingeholt worden sein: Die Arbeitstage wurden länger und länger, die Augen angesichts nicht enden wollender Videokonferenz-Marathons immer glasiger. Arbeits- und Privatleben im Dauer-Homeoffice konsequent zu trennen, ist für viele Mitarbeiter ein schwieriges Unterfangen. Sieht das vielbeschworene "New Normal" so aus, kann das langfristig der Produktivität und dem Wohlbefinden schaden.

Eine Umfrage von Lenovo unter 20.000 Mitarbeitern im Mai 2020 förderte zutage, dass sich 63 Prozent der Befragten im Homeoffice zwar deutlich produktiver fühlen, die persönliche Verbindung zu Kollegen allerdings genauso leidet wie die Work-Life-Balance. "Die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben hat sich aufgelöst und Dinge, die vor einem halben Jahr noch als höchst unprofessionell wahrgenommen worden wären, sind jetzt völlig normal", stimmt Kumud Kalia, CIO von Guardant Health, zu. Wir haben mit verschiedenen Technologie-Entscheidern über Ihre Remote-Work-Erfahrungen in der Pandemie gesprochen und geben Ihnen acht Tipps an die Hand, um den Remote-BurnoutBurnout in der IT-Abteilung zu verhindern. Alles zu Burnout auf CIO.de

1. Flexibel sein

Für viele Mitarbeiter ist die dauerhafte Arbeit aus dem HomeofficeHomeoffice Neuland. Deswegen sollten Führungskräfte auch die notwendige Geduld gegenüber der Belegschaft mitbringen, gerade wenn es darum geht, Arbeits- und Privatleben in Remote-Work-Szenarien auszubalancieren. Rechnen Sie einfach damit, dass Haustiere oder Kinder Kurzzeitgäste im Videomeeting sein können und berücksichtigen Sie insbesondere den Stresslevel bei Eltern - Stichwort Homeschooling. Alles zu Home Office auf CIO.de

IT-Entscheider sollten nach Meinung von CIO Kumud Kalia insbesondere auch Wert auf ein nahtloses Onboarding neuer Mitarbeiter legen. Kalia selbst hat in seinem Unternehmen zu diesem Zweck einen Chatbot aufgesetzt, der die Fragen neuer Mitarbeiter (etwa zu Benefits, technischem Support oder Weiterbildungen) zielgerichtet beantworten soll. Die Mitarbeiter greifen über das Interface von Slack auf das Tool zu.

2. Regelmäßig kommunizieren

Bill Miller, CIO von NetApp, tritt mit seinem Team regelmäßig auf virtueller Ebene in Kontakt und erwartet von seinen direkten Kollegen dasselbe, um die Mitarbeiter bei Problemen zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben: "Es braucht menschliche Interaktion, um die Moral hoch zu halten. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot", so Miller.

Die Mitarbeiter beim Bauunternehmen Oldcastle APG lockern ihre Arbeitswoche mit virtuellen Kaffeepausen, gemeinsamen Mittagessen oder TED Talks auf, wie CIO Kim Trevisan berichtet: "Diese virtuellen Zusammenkünfte sorgt dafür, dass die Kollegen untereinander in Kontakt bleiben."

3. Meeting vor dem Meeting

Verleihen Sie Ihren Meetings mehr Bedeutung, indem Sie schon vor dem Termin entsprechendes "Lesematerial" über Collaboration Tools verbreiten, damit jeder Teilnehmer sich auch entsprechend vorbereiten und seinen Beitrag zum Meeting leisten kann. "Dieses Vorgehen war bei einem physischen Meeting im Konferenzraum nicht immer förderlich, weil die lautesten Stimmen eine Konversation oft schnell dominieren", meint NetApp CIO Bill Miller und fügt hinzu, dass diese Vorgehensweise einerseits sicherstelle, dass die Meetings kürzer und produktiver verlaufen. Andererseits würden sich zurückhaltendere Mitarbeiter so wohler fühlen, ihre Meinung in größerer Runde kundzutun.

CommScope CIO Karen Renner fährt für Ihre Meetings einen anderen Ansatz: Sie begrenzt den maximalen Zeitraum für die Zusammenkünfte auf 50 Minuten und zeichnet jedes der Gespräche auf, so dass die Inhalte jederzeit auch für andere Mitarbeiter nachvollziehbar sind.

4. Virtuelle Ganggespräche

Bryson Koehler, CTO beim Finanzdienstleister Equifax, hält seine Mitarbeiter dazu an, regelmäßig spontane fünfminütige Video-Calls abzuhalten: "Ein solcher Video-Call ersetzt das typische Gespräch auf dem Gang. Die Menschen sind mental ausgepowert, also versuchen wir, Meetings mit mehr Bedacht aufzusetzen."

Ted Bekele, CIO der Agrargenossenschaft Land O' Lakes, ermutigt seine Belegschaft dazu, Videokonferenzen als Gelegenheit zu nutzen, sich in Begleitung des Smartphones die Beine zu vertreten. Zusätzlich empfiehlt er, Meetings idealerweise auf sechs bis sieben Teilnehmer zu begrenzen, um sicherzustellen, dass alle mit dem gleichen Engagement dabei sind.

5. Druck wegnehmen

Wenn es sich nicht um einen absoluten Notfall handelt, ist es unnötig, spät nachts auf E-Mails zu antworten. Insbesondere im Fall von Führungskräften, wie CIO Karen Renner erklärt: "Wenn ich um Mitternacht meine E-Mails beantworte, werden sich meine Mitarbeiter ebenfalls dazu verpflichtet fühlen. Nur wenn wir als Führungskräfte eine gesunde Work-Life-Balance vorleben, können das auch die Mitarbeiter."

Wenn Sie es nicht lassen können, nachts zu arbeiten, hat Oldcastle CIO Trevisan einen Tipp für Sie: "Setzen Sie die E-Mail einfach schon einmal auf, wenn das Thema noch präsent ist. Verschicken Sie sie aber erst am nächsten Tag. So verhindern Sie, dass Ihre Mitarbeiter sich genötigt fühlen, zu Unzeiten auf E-Mails zu reagieren.

6. Produktivitäts-Monitoring

Ein Burnout ist im Regelfall eher eine schleichende Angelegenheit als ein Zustand, der sich über Nacht einstellt. Ein erstes, ernstzunehmendes Warnzeichen für solche Entwicklungen ist etwa, wenn die Produktivität von ansonsten performanten Mitarbeitern plötzlich einbricht.

Bei Land O'Lakes wird die Mitarbeiterproduktivität über Microsoft Workplace Analytics überwacht: Mit Hilfe der Daten kann CIO Bekele jederzeit Einblicke in die Nutzung von Devices oder Instant Messages gewinnen und so erkennen, ob die Mitarbeiter unnötige Überstunden schieben und im Einzelfall intervenieren, um eine bessere Work-Life-Balance im Sinne der Belegschaft zu forcieren.

7. Family First!

Remote Work bedeutet auch, dass das Privatleben automatisch größeren Einfluss auf den Arbeitsalltag nimmt. Die Belegschaft bei Equifax nutzt diesen Umstand, um sich zu privaten Themen mehr auszutauschen.

Bei Land O'Lakes gibt es sogar regelmäßige Videokonferenzen, in denen der Nachwuchs der Mitarbeiter die Chance hat, die eigenen Lego-Kreationen zu präsentieren und bei Guardant lesen Mitarbeiter den Kindern ihrer Kollegen per Video-Meeting Geschichten vor.

8. Urlaub auf Wiedervorlage

Um zu gewährleisten, dass Mitarbeiter im Remote-Work-"Flow" nicht vergessen, sich die nötigen Auszeiten zu gönnen, empfiehlt CIO Renner, automatisierte E-Mail Reminder einzusetzen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.

Zur Startseite