Tipps vom Rhetorik-Trainer
Wie Sie richtig kontern
Wird der Ton insgesamt rauer?
Albert Thiele: Wenn brisante Themen diskutiert werden und wenn die eigene Existenz gefährdet ist, durchaus. In Zeiten von Kostensenkungsprogrammen oder Umstrukturierungen können Beteiligte schon mal emotional werden und die Kontrolle verlieren. Und Kontrollverlust ist das Schlimmste, was passieren kann - egal, ob vor einem Millionenpublikum in einer Talkshow oder in anderen Gesprächssituationen.
Wie kann ich Kontrollverlust verhindern?
Albert Thiele: Indem ich schwierige Situationen vorher gedanklich oder in einer realen Übung durchgespielt habe und mich im verbalen Schlagabtausch konsequent am Sachziel und am Regelwerk des Fairplay orientiere. Unabdingbar sind wirkungsvolle Konterstrategien. Darüber hinaus hilft es, die eigenen Kernbotschaften verfügbar zu haben und die persönlichen Reizthemen zu kennen.
Anders als etwa Briten oder Amerikaner sind Deutsche nicht gerade bekannt für ihre rhetorische Brillanz. Woran liegt’s?
Albert Thiele: Wir müssten die Kunst des Debattierens früher einüben, am besten schon in der Schule. Manager verstehen sich oft auf rationales Argumentieren, verlassen sich auf die Kraft der Fakten und unterschätzen die Wirkung anschaulicher Beispiele. Im Zeitalter der Talkshows sieht der kenntnisreiche Geschäftsführer häufig schlecht aus, wenn er sich gegen erfahrene Dialektiker, etwa aus der Politik, behaupten muss.
Von Gysi lernen heißt reden lernen?
Albert Thiele: Es war schon immer gut, sich bei anderen etwas abzuschauen. Das Präsentieren von Steve Jobs, rhetorische Stilmittel von Barack Obama oder die Scharfzüngigkeit von Peer Steinbrück. Dabei geht es nicht darum, andere zu imitieren, sondern sich herauszusuchen, was zum eigenen Auftritt und Charakter passt.
Die sieben Schritte zur Reputation
- Schritt 1
Identifizieren des inneren Anliegens: Was treibt mich an? Was habe ich zu bieten? - Schritt 2
Für andere nachvollziehbar formulieren, wie sich dieses Anliegen positiv auf das berufliche Umfeld auswirkt. - Schritt 3
In diese Formulierung nun die Entwicklungsperspektive integrieren. Welches ist für mich die ideale Rolle oder Position, aus der ich heraus diese Wirkung entfalten kann? - Schritt 4
Nun diese Formulierung mit der Idealisierung, der Executive Mission, ergänzen: Was ist das Beste, was ich in dieser Rolle in die Welt beziehungsweise in das Unternehmen bringen kann. - Schritt 5
Die Formulierung schärfen: Stellen Sie sprachliche und begriffliche Nähe zu ihren beruflichen Umfeld her. Stellen Sie die Formulierung in den Kontext und kreieren Sie damit eine eigene Marke. Zudem sollte diese attraktiv für die Entscheider des Unternehmens sein. - Schritt 6
Die Marke bekannt machen: Beziehen Sie ihre Marke immer mit ein, wenn Sie über sich oder ihre Rolle im Unternehmen sprechen - unabhängig davon, worum es geht. Das ist ein Kennzeichen gelungener Brand Communication. - Schritt 7
Es entsteht Reputation: Einflussreiche Mitglieder des Unternehmens und des ganzen beruflichen Umfeldes sprechen ganz selbstverständlich über Sie und ihre Agenda als Einheit.