Thomas Wessinghage
Wie Sie sich fürs Joggen motivieren
Dieser Initialreiz muss doch immer wieder neu gesetzt werden.
Thomas Wessinghage: Er muss aufgefrischt werden. Viele Menschen haben ein Mindestmaß an Freude an der Bewegung, aber das reicht oft nicht aus, um immer wieder neuen Anlauf zu nehmen. Dazu bedarf es kleiner Hilfen im Alltagsleben. Ich beispielsweise habe meine Sekretärin dafür verantwortlich gemacht, dass ich mich bewege. Ich habe einen präzisen Auftrag formuliert, und sie setzt ihn um. Auf meinem Tagesplan steht dann: 16.45 Uhr - eine Stunde laufen.
Zwei Stunden Sport wöchentlich hält fit
Das handhaben Sie tatsächlich so?
Thomas Wessinghage: Ja. Das heißt, dass sie die Möglichkeit hat, um meinen Sport herum zu planen - Kollisionen werden vermieden. Und es ist ein erster Schritt, das Training gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Irgendwann weiß das Umfeld: Wenn der eine Stunde weg ist, dann ist er gerade laufen. Das ist auf die Dauer dann kein Problem mehr. Zu Anfang hat man ein schlechtes Gewissen, weiß aber am Ende, dass man das nicht nur für sich selbst tut, sondern auch für die eigene Leistungsfähigkeit und dafür, lange aktiv am Arbeitsplatz zu sein und wenig Fehlzeiten zu haben.
Ich habe einmal das Nike-Hauptquartier in Portland besucht. Dort gibt es verschiedene Sportanlagen, Laufparcours und Fitnessstudios. Als ich einen Mitarbeiter fragte, ob das wirklich alles genutzt werde, sagte er, ja, und es gebe auch einen Grund dafür: "If you miss a meeting, it had better be because you were working out."
In Unternehmen, in denen Sportlichkeit so tief in der Unternehmenskultur verankert ist, ist das auch nicht schwierig. Bei normalen Berufstätigen ist es oft anders: Morgens müssen die Kinder in die Schule, das erste Meeting wartet. Mittags will man nicht verschwitzt ins Büro zurück, abends ist man kaputt, und es ist eigentlich auch zu spät. Wo ist da Zeit für Sport?
Thomas Wessinghage: Man braucht Kreativität. Das Umfeld muss mit einbezogen werden. Das ist kein einfacher Weg, aber es geht. Dann sollte man es schaffen, wenigstens einmal in der Woche eine Sporteinheit unterzubringen. Wenn man dann noch zweimal am Wochenende etwas macht, hat man eine ganz gute Basis.
Wie lang und wie oft muss man pro Woche Sport treiben, damit man spürbare Fortschritte macht und nicht frustriert wieder aufgibt?
Thomas Wessinghage: Erfahrungen aus Studien belegen: Bei drei Mal kann man davon ausgehen, dass man einen Menschen von einem schlechteren körperlichen Zustand in einen besseren bringen kann. Drei Mal in der Woche je 40 Minuten, das sind insgesamt zwei Stunden. Wenn man aber mittwochs nur eine halbe Stunde schafft und dafür am Wochenende je eine Dreiviertelstunde, dann passt das auch. Da ist der Körper nicht so pingelig.