Daniel Brühl

Wie Wikileaks die Welt verändert hat

30.10.2013
In "Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt" spielt Daniel Brühl den Informatiker Daniel Domscheit-Berg, ehemaliger Vertrauter des berühmten Wikileaks-Kopfes Julian Assange. Ein Gespräch über Assange, die Bedeutung von Wikileaks und die negativen Seiten des Internets.

Der deutsche, in Barcelona geborene Schauspieler Daniel Brühl wurde bekannt durch Filme wie "Good Bye, Lenin!" (2003) oder Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" (2009). Nun schickt sich der 35-Jährige an, zu einem internationalen Star zu werden: In dem jüngst angelaufenen von Ron Howard inszenierten Drama "Rush" verkörpert er den Rennfahrer Niki Lauda - und ist jetzt außerdem in der internationalen Produktion "Inside Wikileaks - Die Fünfte Gewalt" zu sehen. Dort gibt er den Sidekick von Wikileaks-Gründer Julian Assange, der verkörpert wird von Benedict Cumberbatch. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erzählt Brühl von seiner Begegnung mit dem echten Domscheit-Berg und was er über die Enthüllungsplattform Wikileaks denkt.

Was glauben Sie macht die Anziehungskraft, die Faszination des Wikileaks-Vordenkers Julian Assange aus?

Daniel Brühl: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das ein unglaublich charismatischer, kluger, sehr gebildeter Mensch ist, der eine unheimliche Wirkung hat. Er kann sehr gut reden und schreiben, und er hatte die Grundidee zu Wikileaks, und hat mithilfe anderer, vor allem Daniel Domscheit-Berg, eine Organisation geschaffen, die die Welt verändert hat. Wikileaks ist eine der wichtigsten Organisationen unserer Zeit, und sie hat auch für mich den Blick auf Nachrichten und auf Informationen dauerhaft verändert. Die haben Sachen offen gelegt und es mit der Idee der Transparenz geschafft, dass Bürger plötzlich über Zusammenhänge Bescheid wussten, die davor vollkommen nebulös oder unbekannt waren.

Der von Ihnen verkörperte Daniel Domscheit-Berg ist im Film das genaue Gegenteil zu Assange. Er wird als "der Bodenständige" bezeichnet, Assange als der "verrückte Prophet". Sie haben Domscheit-Berg getroffen. Was ist das für ein Mensch?

Daniel Brühl: Der Eindruck, den ich von ihm hatte war, dass ich ihm vertrauen kann, weil ich an seiner Integrität als engagierter Aktivist keinen Zweifel hege. Ich hatte das Gefühl, es mit einem sehr verantwortungsbewussten und vernünftigen Menschen zu tun zu haben. Es gibt auch gewisse Parallelen zwischen uns, wir sind gleich alt und kommen aus einem ähnlichen Umfeld, sind mit einer bestimmten Gesinnung aufgewachsen. Nur hat er das politische Bewusstsein, das er hatte, auch in die Tat umgesetzt, das ist bei mir nicht wirklich der Fall.

Etwas überspitzt gefragt: Brauchen wir "verrückte Propheten" wie Assange?

Daniel Brühl: Die braucht es absolut und die Idee hinter Wikileaks ist eine geniale. Ich in meiner Generation war immer in dem Dilemma, dass ich dachte: Wie kann man heutzutage noch subversiv sein? Wie kann man gezielt bestimmte Missstände im System angreifen? Was wäre eine moderne Art der Subversion? Und dann kam diese Idee auf von Wikileaks, dass Internet zu nutzen, dieses sehr mächtige Instrument. Und das hat für mich gleich Sinn gemacht.

Nun ist das Internet ja nicht immer nur ein Segen. Wie handhaben Sie die Neuen Medien? Sind Sie immer erreichbar, immer online oder schalten Sie auch mal alle Geräte aus?

Daniel Brühl: Gern und so oft es geht. Weil ich manchmal schier überfordert bin, ob der Masse an Reizen und der Informationsflut, die man durch den Computer bekommt. Das heißt, dass ich meistens eine echte Zeitung kaufe, weil ich einfach aufmerksamer die Artikel lese. Ich lese die Artikel von vorne bis hinten, bin nicht abgelenkt dadurch, dass auf dem Bildschirm rechts etwas blinkt, was mich vielleicht auch interessieren könnte. Und dann taucht auch noch auf: Sie haben eine Mail erhalten! Das ist eine Flüchtigkeit, die stattfindet, die auf die Dauer ungesund ist für den Kopf.

Ich bin da altmodisch, und habe ja auch die Zeit vor dem Internet erlebt, die ich als sehr angenehm empfand. Als das Handy aufkam, fand ich schon die SMS revolutionär, und ich habe mich auch lange gegen E-Mails versperrt, weil ich dachte "Das braucht doch kein Mensch". Und heute reagieren die Leute schon nach einer Stunde pikiert, warum man denn nicht erreichbar sei. Das heißt, wann immer es geht, empfinde ich es als sehr gesund, die Geräte abzuschalten.

Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb unlängst über Sie "Kölsche Jung auf dem Sprung zur Weltkarriere". Freut Sie das, als kommender vielleicht gar Hollywoodstar gehandelt zu werden?

Daniel Brühl: Es freut mich natürlich, wenn die eigene Arbeit auch Anklang findet. Das ist ja auch nicht immer der Fall. Ich mache das jetzt schon seit 17 Jahren und man merkt, wenn ein einschneidender Punkt erreicht ist. Es gibt bestimmte Filme, die das mit sich bringen. Und man muss sagen, dass jetzt mit "Rush" und "Inside Wikileaks" ein Punkt erreicht ist, wo ich mich wieder an einem Neuanfang sehe. Und natürlich resultierte der Wunsch, international zu arbeiten auch daraus, dass ich manchmal ein wenig unglücklich war über die Angebote, die aus Deutschland kamen. Deswegen dachte ich "Mal gucken, wie es woanders aussieht". Ich werde aber nie ein Riesen-Mega-Star werden, wie andere in Amerika. Das weiß und spüre ich einfach, was auch mit den Filmen zusammenhängt, in denen ich mich sehe. (dpa/rs)

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