Uber-Deutschlandchef
"Wir haben Fehler gemacht"
Uber nahm in Deutschland den umstrittenen Service UberPop mit Privatleuten als Fahrer vom Markt, die meisten Fahrzeuge auf der Plattform sind Taxis, in drei Städten ruht der Betrieb ganz - das hätten sie doch ohne die monatelange Auseinandersetzung mit der Taxi-Branche auch billiger haben können?
Christian Freese: Wir haben durch UberPop eine kontroverse Diskussion ausgelöst, mussten aber feststellen, dass das Konzept in Deutschland an rechtliche Grenzen stößt. Wir haben dann entschieden, mit UberX auf einen Dienst mit professionellen Fahrern umzustellen. Mit unserem anderen Dienst UberTaxi, bei dem wir klassische Taxis an unsere internationale Community vermitteln, wollen wir der Taxi-Industrie die Hand reichen und zeigen, dass Uber die Auslastung der Fahrzeuge deutlich steigern kann. Taxifahrer stehen im Schnitt 83 Prozent der Zeit und müssen dann in der restlichen Zeit das ganze Geld verdienen. Wenn sie also statt einer Fahrt pro Stunde zwei oder zweieinhalb machen, hilft das schon.
Der erste Eindruck war, Uber setzt sich über Regeln einfach hinweg - gehen Sie jetzt anders vor?
Freese: Wir waren vor ein bis zwei Jahren jung und unerfahren und haben uns von der Euphorie unserer Community treiben lassen. Jetzt verfolgen wir einen partnerschaftlichen Ansatz. Ich will gar nicht bestreiten, dass wir Fehler gemacht haben. Aber es ist auch so, dass, wenn sie etwas Altes in Frage stellen wollen, sie auch in Konflikte geraten. Und ich denke, UberPop hat erreicht, dass die Frage gestellt wird: Macht das alles so Sinn? Müssen Autos mehr als 23 Stunden pro Tag ungenutzt herumstehen? Schließlich sind sie für viele Menschen die größte Kapitalanlage ihres Lebens. Oder kann ich bereits bestehende Verkehrsmittel nutzen, um mehr Angebot zu schaffen?
Deutsches Recht zurückgeblieben
Haben Sie also erstmal vor der deutschen Rechtslage kapituliert?
Freese: Das kann man so interpretieren. In gewisser Weise ist das Rechtssystem in Deutschland sehr eng gestrickt und ausgelegt. Es ist ja nicht so, dass wir hier reingelaufen wären und gemacht hätten, war wir wollen. Wir hatten schon Rechtsgutachten erstellen lassen. Und es gibt ja auch Ausnahmeregelungen. Aber dann mussten wir feststellen, dass der technologische Fortschritt in den Urteilen einfach keine Berücksichtigung fand.
Es läuft aber noch die Uber-Beschwerde gegen Deutschland in Brüssel?
Freese: Ja, die Beschwerde gegen Deutschland bei der EU-Kommission läuft weiter. Wobei das weniger als eine Beschwerde gegen Deutschland, sondern eher als eine Beschwerde für den deutschen Verbraucher zu verstehen ist. Wir sehen, dass sogenannte Mietwagenunternehmen, also professionelle Chauffeurdienste, in Deutschland besonders benachteiligt werden. Zum Beispiel bei der Mehrwertsteuer. Es ist kein fairer Wettbewerb, wenn für einen Markt künstliche Eintritts-Barrieren geschaffen werden.
- "Auto Connect Trophy 2015"
Rund 12.500 Leser der Fachzeitschriften "Auto Zeitung" und "Connect" haben die besten Car-IT- und Connectivity-Lösungen gewählt - und das Connected Car des Jahres 2015. Hier kommen die Gewinner! - Bestes Bedien- und Anzeigekonzept
In dieser Kategorie siegt Audi mit seinem "MMI Touch"-Interface im gerade ganz frischen Luxus-SUV Q7. Die Möglichkeit zur Bedienung mittels Sprachsteuerung und das große Touchpad, das auf Tippen und auf handschriftliche Zeichen reagiert, haben knapp 39 Prozent der Leser von "Auto Zeitung" und "Connect" überzeugt. Auf den Plätzen folgen die Lösungen von BMW und Mercedes. - Beste Sprachsteuerung
Auch in der Kategorie Sprachsteuerung heißt der Sieger Audi. Die - beispielsweise im aktuellen Audi TT Coupé erhältliche - "MMI"-Sprachsteuerung erkennt und verarbeitet natürlich gesprochene Sätze. Das hat 38 Prozent der Leser überzeugt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Lösungen von BMW und Mercedes. - Beste Business-Lösung / Infodienst
Geht es um die beste Business-Lösung, beziehungsweise den besten Infodienst, hat BMW die Nase vorn. Der "Concierge-Service" des Münchner Autobauers überzeugt mit Features wie Hotelbuchung, Übersetzungshilfe und Sekretariats-Dienst stolze 55 Prozent der Leser. Volvos Cloud-Dienste und Opels "OnStar"-Lösung belegen die Plätze zwei und drei. - Bestes Audio-Soundsystem
Fast 49 Prozent der "Auto Connect Trophy"-Teilnehmer entschieden sich für das "3D"-Soundsystem aus dem Hause Bang & Olufsen, das zum Beispiel für den aktuellen Audi Q7 erhältlich ist. Die Klangqualität und eine leichte Bedienung sind für die Teilnehmer die Qualitätsmerkmale des B&O-Soundsystems. Platz zwei belegt das Bose-Soundsystem, das in Fahrzeugen von Mazda zu finden ist, Rang drei belegen die Audio-Lösungen von Burmeister, die in Mercedes-Fahrzeugen zu finden sind. - Bestes Nachrüst-Radio
Klingt analog, ist es aber nicht: das Blaupunkt DAB+-System "Cape Town 945" auf Android-Basis ist für 25 Prozent der Leser das beste Digitalradio zum Nachrüsten. Damit kann Blaupunkt die Konkurrenzprodukte von Pioneer und Becker auf die Plätze verweisen. - Beste Smartphone-Integrationslösung
Audis "Phone Box" und ihre Möglichkeit zum induktiven Laden und kabelloser Datenübertragung ist die beste Smartphone-Integrationslösung 2015 - meinen 37 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Mercedes "Komfort-Telefonie" und die Volkswagen "Koppelbox" belegen die Plätze zwei und drei. - Bestes Funknetz
"Erdrutsch"-Sieg für die Deutsche Telekom in der Kategorie "Bestes Funknetz": 57 Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass das Netz der Telekom dank LTE-Ausbau und stabiler Verbindungsqualität nicht zu schlagen ist. Die Wettbewerber Vodafone und O2 belegen die Plätze zwei und drei. - Bester In-Car-Hotspot
Kein Connected Car ohne Hotspot. Den besten ins Auto integrierten WLAN-Hotspot bietet nach Meinung von 38 Prozent der Leser Audi - auch dank eines einfachen Zugangs für bis zu acht Personen gleichzeitig. BMW und Mercedes haben auch in dieser Kategorie das Nachsehen. - Bestes Navigationssystem
Audis "Virtual Cockpit" (zum Beispiel erhältlich im aktuellen Audi TT und Q7) überzeugt knapp 38 Prozent der Umfrageteilnehmer und ist damit das beste (werksseitig integrierte) Navigationssystem - noch vor BMWs "Navi Professional" und dem "Comand"-System von Mercedes. - Bestes Nachrüst-Navigationssystem
Bei den Navi-Lösungen zum Nachrüsten siegt Navigations-Urgestein TomTom mit dem "Go 5100". Verkehrsinfos in Echtzeit und eine integrierte SIM-Karte überzeugen 45 Prozent der Leser. Garmins "Nüvi 67 LMT" landet auf Rang zwei, das Becker "Professional.6 LMU" rangiert auf dem dritten Platz. - Beste Stauwarnung in Echtzeit
Google Maps bietet die beste Echtzeit-Stauwarnung - sagen 30 Prozent der "auto Zeitung"- und "Connect"-Leser. Die Lösungen HD Traffic und Staufunk TMC pro belegen Platz zwei und drei. - Beste App fürs Auto
Die "Clever-tanken"-App ist für 49 Prozent der Umfrageteilnehmer die beste Auto-Applikation des Jahres 2015. Sie hilft, die günstigste Tankgelegenheit in der Umgebung zu identifizieren. Die ADAC "Auslandshelfer-App" landet auf Platz zwei, die Fahrzeug-Such-App "Find My Car" auf dem dritten Rang. - Beste App der Autohersteller
Die beste Hersteller-App bietet nach Meinung von nahezu 32 Prozent der Leser Audi mit seiner "Konfigurator"-App, die Kunden auch unterwegs das Audi-Neufahrzeug der Wahl en detail zusammenstellen lässt. BMWs "MyRemote"-App, mit deren Hilfe sich Fahrzeugfunktion per Smartphone aus der Ferne steuern lassen, landet auf dem zweiten Rang. Die "Guides"-App von Mercedes bietet eine elektronische Bedienungsanleitung für so gut wie jedes Daimler-Fahrzeug, muss sich jedoch mit Rang drei begnügen. - Beste Musik-App
Geht es um Musik-Streaming im Auto, setzen knapp 47 Prozent der Teilnehmer auf den Streaming-Dienst von Spotify. Napster und Deezer sind dagegen nur zweite, beziehungsweise dritte Wahl. - Beste Navigations-App
Google Maps ist nach Ansicht der Umfrageteilnehmer auch bei den Navi-Apps Spitze. 32 Prozent setzen auf den Google-Dienst und geben ihm damit den Vorzug vor Lösungen von TomTom und Navigon. - Beste Carsharing-App
Der von Daimler und Europcar ins Leben gerufene Carsharing-Dienst "Car2go" ist für 41 Prozent der Leser die Nummer eins unter den Carsharing-Apps. BMWs "DriveNow" und die App des Carsharing-Verbunds Stadtmobil komplettieren das Podium dieser Kategorie. - Bester Sicherheitsassistent
Audis Abbiege-Assistent (ebenfalls für den neuen Q7 zu haben) überzeugt 25 Prozent der Leser. Das Sicherheits-Feature überwacht beim Linksabbiegen den Gegenverkehr und leitet - falls nötig - eine Bremsung ein. Audi sichert sich in dieser Kategorie den Sieg vor dem "Assist-Paket Plus" aus dem Hause Daimler und der "Multikollisionsverhinderung" der Konzern-Mutter Volkswagen. - Beste Fahrerunterstützung Stau
Sieg-Kategorie Nummer neun für Audi: Der "Stop&Go-Stauassistent", der den Fahrer durch Bremsen, Gas geben und Lenken unterstützt, ist die beste Stau-Lösung in den Augen von 46 Prozent der Teilnehmer. Mercedes ("Stop&Go-Pilot") und BMW ("Driving Assistent Plus") haben erneut das Nachsehen. - Connected Car des Jahres 2015
Dieser Sieg ist das Tüpfelchen auf dem I für den Audi-Triumph bei der "Auto Connect Trophy 2015": Der in diesem Jahr in zweiter Generation erschienene SUV Q7 ist das Connected Car des Jahres - zumindest meinen das 41 Prozent der Leser. Audis LTE-fähige Wuchtbrumme verweist damit die Mercedes S-Klasse und den BMW i3 auf die Ränge zwei und drei.
Ist das Ziel dabei auch, Bedingungen für eine Rückkehr von UberPop zu schaffen?
Freese: Ich glaube nicht, dass wir UberPop in Europa zurückbringen würden, daran arbeite ich nicht. Wir werben jetzt eher dafür, punktuell Gesetze zu reformieren, zum Beispiel die Rückkehrpflicht, bei der ein Mietwagen nach einem Auftrag komplett zum Standort der Firma zurückfahren muss, bevor er den nächsten Fahrgast aufnehmen kann - auch wenn dieser um die Ecke steht. Auch die komplexe Ortskenntnis-Prüfung ergibt in Zeiten von Navigationssystemen keinen Sinn.
Flexible Mitfahrdienste
Wie soll es für Uber in Deutschland weitergehen?
Freese: Wo wir eigentlich hinmöchten, ist der Service UberPool. Als Basis dient das UberX-Angebot. Innerhalb von 2-3 Sekunden findet unsere Technologie-Plattform jemanden, der in die gleiche Richtung möchte. Die Passagiere können sich dann die Fahrtkosten teilen. Der Markt muss dafür natürlich eine gewisse Reife haben. In vielen Städten wie London und San Francisco ist das bereits der Fall.
Sind Sie mit dem eingeschränkten Angebot in Deutschland aber nicht weit von der nötigen Größe entfernt?
Freese: Jeder Markt beginnt ähnlich. Es ist nicht so, dass sie einen Schalter umlegen, und auf einmal gibt es zehntausende Fahrer, sondern in allen Städten begann es immer klein und wuchs schrittweise an. Wir sind in Deutschland mit UberX im Juni gestartet und sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir in Deutschland ausschließlich mit professionellen Fahrdienstleistern und Fahrern mit Personenbeförderungsschein zusammenarbeiten.
Wann könnte UberPool in Deutschland starten?
Freese: Ich kann noch keinen Termin nennen. Aber es wäre schön, wenn es nächstes Jahr soweit wäre.
Aber wie wollen Sie das Geschäft in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf, wo Uber den Betrieb auf Eis gelegt hat, wieder in Gang bekommen?
Freese: Wir schauen uns in Berlin und München gerade sehr genau an, was funktioniert und was nicht. Ich hoffe schon, dass wir mit diesem Wissen nächstes Jahr in einige dieser Städte wieder zurückkehren werden. Wir sind für alle Regeln, die aus Verbrauchersicht Sinn ergeben - also solche, die Sicherheit und Qualität einer Fahrt erhöhen, nicht aber für Regeln, die einen Markt gegen Wettbewerb schützen - zu Ungunsten des Verbrauchers. Wir sind der Ansicht, dass die aktuellen Diskussionen oft über die Köpfe der Verbraucher hinweg geführt werden.
Zur Person: Christian Freese
Christian Freese wurde erst im September zum ersten Deutschlandchef von Uber ernannt. Zuvor leitete der 35-Jährige das Geschäft in Berlin. Bis Ende 2014 war er Experte für das europäische Mobilitätsgeschäft bei der Unternehmensberatung Roland Berger. (dpa, Andrej Sokolow und Renate Grimming /sh)