Cloud Computing


CIOs und Berater befragt

Zweifel am Erfolg von Cloud-Marktplätzen

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Die Deutsche Börse hat jetzt ihren Cloud-Marktplatz eröffnet. Wir haben CIOs und Berater gefragt, wie sie die Chancen von Cloud-Marktplätzen einschätzen.
  • Cloud-Marktplätze stecken in Deutschland "noch in den Kinderschuhen", wie Andreas Miehle sagt, CIO der Constantia Flexibles Group
  • Die von CIO.de Befragten räumen solchen Angeboten zwar Chancen ein, nennen aber auch Schwierigkeiten wegen Integration, Vendor Lock-In und Sicherheit
  • Integrationsprojekte der letzten 15 Jahre werden mit Marktplätzen "ad absurdum" geführt

Noch jung ist das Segment Cloud-Marktplätze in Deutschland. Die Deutsche BörseDeutsche Börse hat angekündigt, in Kürze ihren herstellerneutralen Cloud-Marktplatz eröffnen zu wollen. Auf der Deutschen Börse Cloud Exchange sollen Infrastruktur-Ressourcen wie Rechenleistung, Arbeitsspeicher und Speicherkapazität gehandelt werden (Infrastructure-as-a-Service). Top-500-Firmenprofil für Deutsche Börse

Wir haben uns sowohl unter CIOs wie auch unter Beratern umgehört, wie sie die Chancen solcher Marktplätze sehen. Dabei zeigte sich die Komplexität dieses Themas - nicht nur die technologische. Mancher IT-Chef wollte sich nicht äußern. Die Diskussion um Cloud-Lösungen rufe den Betriebsrat auf den Plan, so die Begründung. Andere sagten, ihr Unternehmen habe in puncto Cloud noch keine endgültige Entscheidung getroffen.

Einer, der Cloud-Marktplätze bereits nutzt, ist Andreas MiehleAndreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group aus Wien. Er erwartet, dass sie sich durchsetzen. "In anderer Definition gibt es ja bereits etablierte Lösungen in geschlosseneren Formen", sagt er. Miehle sieht hier "keine grundsätzliche Neuerung, sondern viel mehr eine Prozessverbesserung dank neuer Technologien". Profil von Andreas Miehle im CIO-Netzwerk

"Verschlossenheit und mangelnde Vision"

Möglichen Integrationsaufwand lässt der CIO nur sehr bedingt gelten. Schließlich "schleppt man in seiner Applikationslandschaft immer Altsysteme mit sich herum, die für neue Technologien ungeeignet sind". Ob die Wechselkosten mögliche Vorteile rechtfertigen, sei im Einzelfall zu prüfen. Die Hindernisse für Cloud-Marktplätze sieht Miehle ganz woanders - nämlich in "der Verschlossenheit und mangelnder Vision potentieller Marktteilnehmer".

Die Rolls Royce Power SystemsRolls Royce Power Systems nutzt laut CIO Dietmar von Zwehl derzeit private Clouds, hält aber - konservativ - nach Public Clouds Ausschau. Von Zwehl erklärt ebenfalls, dass sich Cloud-Marktplätze durchsetzen werden. Der zentrale Faktor dabei ist für ihn die SecuritySecurity. Top-500-Firmenprofil für Rolls-Royce Power Systems AG Alles zu Security auf CIO.de

Kompatibilität der Angebote fehlt

Die Einschätzungen der Berater zeigen zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine klare Linie. Laut Karsten Leclerque, Principal Consultant Outsoucing & Cloud bei PAC (Pierre Audoin Consultants) in München, sind die verschiedenen Marktplätze kaum vergleichbar, weil sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Was sie eint, ist das Kundenversprechen der einfachen Nutzung von Lösungen ohne Vorabinvestition. Leclerque vermisst jedoch Integration.

"Oft werden Insel-Lösungen nebeneinander angeboten, ohne dass Kompatibilität der Angebote untereinander gewährleistet ist", sagt er. "Ebenso unterscheiden sich die Vertragsmodalitäten, etwa bezogen auf die Abrechnung der SaaS- und IaaS-Bestandteile, oder bezüglich der End-to-End-Verantwortung gegenüber dem Kunden."

Die derzeitigen Erfolgsmeldungen der Marktplatzbetreiber beziehen sich laut Leclerque vor allem auf die Anzahl Partner und erhältlicher Lösungen, und weniger auf die Anzahl Endkunden.

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