Top Ten - Großunternehmen
Best Practices für ganz Europa
Heute mailt er aus Paris, morgen aus München und übermorgen aus Bukarest. Zu seinem Zuständigkeitsbereich zählen Deutschland, Irland, England und Benelux, Skandinavien, Griechenland und die Türkei sowie "der ganze Osten", wie M ichael Kollig, der für Nord-, Ost- und Zentraleuropa zuständige CIO der Danone-Gruppe, sagt.
Die Diskrepanzen zwischen dem "alten" und dem "neuen" Europa fallen ihm nicht nur auf, wenn er Champions-League-Spiele des FC Bayern in der schicken Allianz-Arena und im altehrwürdigen, manche sagen auch: baufälligen, Ghencea-Stadion des rumänischen Topclubs Steaua Bukarest besucht. Auch im Arbeitsalltag wird er mit solchen Unterschieden konfrontiert: Während die Mitarbeiter im Westen beinahe allergisch auf jede drohende Veränderung reagierten, herrsche im Osten Aufbruchstimmung.
Best Practices
Zumindest in den IT-Service-Prozessen wollte Kollig die Unterschiede zwischen den Landesgesellschaften ausgleichen. Deshalb setzte er vor anderthalb Jahren das Projekt "Clio" auf: Common Language for the IT-Organization. Ziel des Unterfangens war es, die IT-Prozesse europaweit zu harmonisieren. Dabei orientierte sich Kolligs Team an der Best-Practices-Sammlung Itil. "Im ganzen Unternehmen galten Best Practices längst als Schlüssel zur Prozessoptimierung", erläutert der CIO, "nur nicht in der IT."
Die Optimierung des "Brot-und-Butter-Geschäfts" schafft laut Kollig die Voraussetzung, um "zu neuen Ufern" aufzubrechen. Clio habe sich nach weniger als einem Jahr ausgezahlt und spare dem Unternehmen künftig mindestens eine halbe Million Euro im Jahr - Geld, das sich für Anwendungen nutzen lässt, die das Unternehmensgeschäft spürbar voranbringen.
Solchen Innovationen gilt Kolligs eigentliches Interesse. Es sei wichtig, die Mitarbeiter ab und zu aus ihren gewohnten Denkstrukturen zu reißen, sie neugierig zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, das "Anderssein" auszuprobieren, erklärt er. Nicht von ungefähr nennt er als sein Vorbild den Friedensnobelpreisträger Mohamed Yunus, der mit billigen Kleinkrediten an Unterprivilegierte in Bangladesh eine "ordentliche Gewinn- und Verlustrechung" vorzuweisen habe.
Ungewöhnliche Treue
Kollig kennt sich auch ökonomisch aus. Anfangs war ihm die IT "nur zweites Standbein", wie er berichtet. Seinen Doktortitel erwarb er in Agrar- und Ernährungsökonomie. Das IT-Know-how holte er sich über ein Zusatzstudium. Seit knapp zehn Jahren stellt er es der Groupe Danone zur Verfügung. "Es ist ihnen gelungen, mir alle zweieinhalb Jahre einen neuen, aufregenden Job anzubieten", begründet Kollig seine Treue zum Unternehmen. Der Konzern täte wohl gut daran, schon heute die nächste Herausforderung für den Top-CIO zu suchen.
Michael Kollig (45), Groupe Danone
Position: CIO Northern Central and Eastern Europe Zone.
Branche: Konsumgüter, FCMG (zirka 88 000 Mitarbeiter).
Ein CIO muss ... die IT an der von ihm mitgestalteten Unternehmensstrategie ausrichten und ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg darstellen.
Er liest gerade ...Eckart von Hischhausen: "Die Leber wächst mit ihren Aufgaben".
Lieblingsfächer ... in der Schule: Sport und Biologie.
Wichtigstes Projekt: "Clio".
Beschreibung: Harmonisierung und Standardisierung der IT-Prozesse.
Projektbereiche: IT-Service-Management.
Kernprodukte: Best Practices nach Itil.
Herausforderungen: Mitarbeiter aus insgesamt 17 Nationen mit ihren unterschiedlichen Kulturen mussten zu einem Team geformt werden.
Zeitrahmen: Abschluss innerhalb von sieben Monaten (gegen Ende 2007).
Projektmitarbeiter: zirka 20 (IT-Mitarbeiter gesamt: etwa 200).
IT-Umgebung: hauptsächlich SAP-Welt.