Schwieriges Projektmanagement
Generation Y fragt immer nach dem Sinn
Leise geht es wohl nicht auf dem Markt der Projektmanager. Ronald Hanisch, nach eigenen Angaben Experte und Autor, hat ein Buch mit dem Titel "Das Ende des Projekt-Managements" geschrieben. Die Deutsche Gesellschaft für Projekt-Management (GPM) kommentiert in ihrem Blog, hinter dem "reißerischen" Titel verberge sich nichts Neues. Denn das Projekt-Management verändere sich ohnehin ständig. Mit Hanisch sprach cio.de über dessen These, wonach die so genannte Generation YGeneration Y (ab Geburtsjahr 1980) das Arbeiten in Projekten radikal verändert. Hanisch selbst schreibt denn auch im Epilog seines Buches versöhnlich, es gehe ja nur um das Ende des bekannten Projektmanagements. Alles zu Generation Y auf CIO.de
cio.de: Herr Hanisch, was ist denn das Neue an den Ansprüchen der Digital Natives? Die ganzen Vorstellungen von der mobilen, vernetzten, egalitären Generation - ist das nicht nur ein Hype?
Ronald Hanisch: Nein, das ist nicht nur ein Hype. Die Ansprüche der Generation Y sind tatsächlich anders. Sie wollen Work-Life-Balance umsetzen. Sie erwarten Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort und wissen, dass die modernen Technologien das erlauben. Wobei man dazusagen muss: ein Change ist ein Generationenwechsel immer.
cio.de: Sie sagen, langfristige Zeitpläne seien mit dieser Generation nicht zu machen. Wie steht es dann um die allerorten geforderte Nachhaltigkeit? Gerade das Fehlen langfristiger Planungen und die Orientierung an kurzfristigen Quartalszahlen wurden doch während der globalen Wirtschaftskrise moralisch verurteilt. Ist das nicht ein Widerspruch?
Ronald Hanisch: Nicht unbedingt. Es stimmt, dass diese Diskussion in der Wirtschaftskrise angestoßen wurde, und das gerade von den jungen Leuten. Das "Y" steht auch für "why", die neuen High Potentials stellen die Frage nach dem Sinn: Warum mache ich das, was ich mache? Kann der Arbeitgeber das für das Unternehmen sinnvoll beantworten, bleiben sie. Entdecken sie aber in einem anderen Unternehmen spannendere ProjekteProjekte, wechseln sie. Sie wissen, dass sie gefragt sind, und machen keine langfristigen Pläne. Alles zu Projekte auf CIO.de
cio.de: Wie sollen Projektmanager darauf reagieren?
Ronald Hanisch: Indem sie Transparenz herstellen. Sie müssen stärker als bisher erklären, welche Ziele sie verfolgen und vor allem warum. Unternehmen müssen einerseits in die Zukunft blicken und fünf bis zehn Jahre voraus planen. Andererseits können sich Märkte binnen zwei bis drei Jahren massiv verändern.
cio.de: Sie schreiben, die Digital Natives wollen, dass alle Teammitglieder in Entscheidungen einbezogen werden. Kollidiert das nicht mit dem Ruf nach schnellen Entscheidungen?
Ronald Hanisch: Es geht auch hier wieder um Transparenz. Digital Natives wollen verstehen, warum diese und jene Entscheidung so gefallen ist. Auch, wenn sie selbst nicht bei jeder Entscheidung mitreden.
- Diskussion um Projekt-Management
Eine neue Disziplin ist Projekt-Management wahrlich nicht: bereits 1697 schrieb Daniel Defoe einen "Essay upon projects". Darin entwickelt der "Robinson Crusoe"-Autor laut Wikipedia viele Vorschläge zur allgemeinen Hebung und Verbesserung des „wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Nation“. - "Das Ende des Projekt-Managements"
Eine Nummer kleiner hält es Ronald Hanisch. Der österreichische Autor will mit seinem Buch über das Ende des Projekt-Managements eine Diskussion über die Generation der Digital Natives anstoßen. - Hanisch über Change und Bekanntes
Hanisch will darauf hinaus, dass die sogenannte Generation Y mit ihren Ansprüchen an Vernetztheit, Schnelligkeit und Diskussionskultur die Zusammenarbeit in Projekten verändern wird. Im Epilog seines Buches geht es denn auch nur noch um das Ende des BEKANNTEN Projekt-Managements. - Einspruch von der GPM
Reinhard Wagner von der GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement) findet den Titel des Hanisch-Buches reißerisch und den Inhalt nicht neu. Seine These: "Mit der neuen Generation entfaltet sich das Projektmanagement zu neuer Stärke." - IPMA Young Crew
Wagner stützt sich dabei unter anderem auf die Initiative "Young Crew" der GPM. Er schreibt: "Die jungen Leute bringen viel Schwung in die Verbände und helfen mit, das Projektmanagement an die Anforderungen der neuen Zeit anzupassen."
cio.de: Sie sagen, die Digital Natives wollen flexibel und vernetzt arbeiten und kommunizieren. Stärkt das die Rolle der IT? Schließlich kann sie die entsprechenden Tools bereitstellen.
Ronald Hanisch: So ist es. Die jungen Mitarbeiter wissen Apps und ToolsTools zu nutzen. Ältere Entscheider und Mitarbeiter müssen verstehen, dass das wirklich keine Spielerei ist, sondern eine neue Art, schneller und effektiver zu arbeiten. Hier steigert die IT Produktivität und Mitarbeiterbindung. Alles zu Tools auf CIO.de
cio.de: Ist Ihnen bewusst, dass ausufernde Vernetzerei aus Sicht der IT immer auch ein Sicherheitsrisiko darstellt? Wie sollen Unternehmen damit umgehen? Die Forderung nach mehr Geld für mehr Security dürfte ungern gehört werden.
Ronald Hanisch: Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Möglichkeiten, den Umgang mit Daten sicher zu gestalten, gibt es. Natürlich wollen sich High Potentials durch Sicherheitsvorgaben nicht in ihrer Arbeit behindert fühlen. Andererseits muss das Unternehmen seine Vorgaben festlegen und klar kommunizieren.
IT sollte in die strategische Projekt-Planung einbezogen werden
cio.de: Stichwort mehr Geld: wenn die IT mehr Anwendungen für die Collaboration innerhalb der Projektteams bereitstellen muss - wer soll dann die Kosten dafür übernehmen? Wer hat die Entscheidungshoheit darüber, welche Anwendungen genutzt werden?
Ronald Hanisch: Ich beobachte oft, dass die IT nicht von Anfang an mit ins Boot geholt wird. Ich halte das für falsch. Die IT sollte in die strategische Projektplanung einbezogen werden, dann können auch Budgetfragen gleich geklärt werden. Stattdessen wird der IT irgendwann mitgeteilt, dass man dieses oder jenes braucht.
cio.de: Was nicht nur am Business liegen dürfte.
Ronald Hanisch: Ich sehe IT-Entscheider selbst gefordert. Sie positionieren sich zu wenig. Letztlich geht es auch hier wieder um Transparenz: CIOs müssen deutlich machen, was sie leisten und wofür sie stehen. Warten, bis man gefragt wird, ist zu wenig.