Öffentliche Verwaltungen
Public-CIOs virtualisieren fleißig
IT-Chefs in öffentlichen Einrichtungen sehen die EU-Dienstleistungsrichtlinie als eine der größten Herausforderungen. Das hat eine Umfrage des CIO-Magazins vom April ergeben, an der sich 286 IT-Entscheider aus dem Public Sektor beteiligt haben. Demnach sieht es jeder dritte IT-Entscheider immer noch als Herkulesaufgabe für seine Institution, die Vorgabe aus Brüssel umzusetzen, obwohl diese lange bekannt ist. Bis Ende des Jahres muss sie umgesetzt sein. Manfred Langguth, CIO der Stadt Dortmund, meint dazu: "Jeder kluge CIO nutzt den Druck der Dienstleistungsrichtlinie, um Arbeitsabläufe zu modernisieren."
Die EU-Richtlinie wird in unserer Umfrage nur noch von der Antwortmöglichkeit "Modernisierung und Optimierung von Verwaltungsabläufen" übertroffen. Diesen umfassend formulierten Punkt kreuzten zwei Drittel der Teilnehmer an. An dritter Stelle rangieren bei den nicht reinrassigen IT-Aufgaben der Auftritt der Verwaltungen im Netz sowie mit gleich vielen Nennungen die Umstellung von Kameralistik auf Doppelte Buchführung.
"Jeder kluge CIO nutzt den Druck"
Unter den speziell die IT betreffenden Themen steht in den öffentlichen Dienststellen zurzeit die Virtualisierung an erster Stelle. Mehr als die Hälfte der IT-Leiter, die dieses Thema aktuell als große Herausforderung sehen, befinden sich hier schon im laufenden Betrieb bzw. in der Umsetzung. Ein weiteres Drittel plant ein solches Vorhaben gerade, die übrigen zehn Prozent befinden sich noch in der Evaluierungsphase. Als zweit- und drittgrößte Herausforderung hinter der Virtualisierung reihen sich Hardware- und Server-Konsolidierung sowie Sicherheitsthemen ein. In Dortmund sieht die Lage anders aus. "Bei uns ist das erste Thema die konsequente SOA-Implementierung", berichtet Langguth. Vor zwei Jahren sei das Konzept auf Basis von IBM-Produkten eingeführt worden. Derzeit würden alle Anwendungen auf SOA umgestellt.
Von ihrem Rollenverständnis her sehen sich die Umfrageteilnehmer nicht gerade als Motoren des Fortschritts: 61 Prozent betrachten ihr Tun vor allem unter dem Aspekt, Effektivität und Effizienz zu verbessern. Jeder fünfte sieht in seinen IT-Services vor allem eine "Gebrauchs- und Produktionsfunktion". Die Antwortmöglichkeit "strategisches Mittel zur Umgestaltung" landete mit 19 Prozent der Nennungen auf dem letzten Platz. Bei Manfred Langguth allerdings steht sie an erster Stelle: "In Dortmund hat die IT-Organisation organisatorische Leitkompetenz", betont er. Beim Umbau der Verwaltung sei sie ein strategisches Mittel. Das sei typisch für viele Großstädte. Dort gebe es meist keine getrennt handelnden Dienstleister, die von der Verwaltung beauftragt werden, sondern die IT sei Teil der Verwaltung und werde strategisch mit eingebunden.