IT-Stellenmarkt stark gewachsen

IT-Profis dringend gebraucht!

Bettina Dobe war Autorin für cio.de.
Firmen suchen händeringend qualifizierte ITler: Vor allem Entwickler und IT-Berater fehlen, wie der Adecco-Stellenmarktindex zeigt.

IT-Fachkräfte sind offenbar nur noch auf dem Schwarzmarkt zu haben. Diesen Eindruck bekommt jedenfalls, wer sich den Stellenmarktindex des Dienstleisters Adecco anschaut. Der macht deutlich: Der IT-Stellenmarkt ist kräftig gewachsen.

Satte zehn Prozent plus im Vergleich zum Vorjahr wies der IT-Stellenmarkt auf. "Fast jedes achte Unternehmen sucht im März nach Fachkräften in diesem Bereich", heißt es im Bericht. Am stärksten suchen Personaldienstleister nach ITlern, gefolgt von den IT-Unternehmen selbst, die immerhin 25 Prozent der Inserenten in diesem Bereich ausmachen. Auch Industrieunternehmen, Dienstleister und Handelsunternehmen haben Bedarf an diesen Experten.

Entwickler und Berater gesucht

Wo sind nur all die IT-Entwickler und Berater?
Wo sind nur all die IT-Entwickler und Berater?
Foto: Kurhan - Fotolia.com

Vor allem IT-Entwickler und Berater werden dringend gebraucht, wie ein Blick auf den Stellenmarktindex verrät. Mehr als ein Drittel der Inserate im IT-Bereich bezog sich auf Entwickler (38 Prozent). Weit dahinter folgten mit 14 Prozent die IT-Berater und mit elf Prozent die IT-Projektleiter. Administratoren machten nur knapp jedes zehnte Stellenangebot aus (neun Prozent) und Support-Mitarbeiter nur zu vier Prozent.

Die Knappheit im IT-Stellenbereich kann Axel Streich, Bereichsleiter Anwendungswentwicklung und IT-Betrieb bei Schwäbisch Hall, nur bestätigen. Auch er sucht IT-Fachkräfte, und das nicht erst seit Kurzem: "Wir haben bereits letztes Jahr Personal aufgebaut und wollen nun noch einmal 30 IT-Mitarbeiter, auch Entwickler, an Bord nehmen", erzählt er. Warum gerade diese IT-Experten? Das zumindest liegt auf der Hand: "Klassischerweise braucht man in Projekten deutlich mehr Entwickler als alle anderen Fachkräfte." Bei Schwäbisch Hall sei das genauso.

Warum ist qualifiziertes Personal so knapp? In der Finanzdienstleistungsbranche ist die Begründung eindeutig, denn sie hat spezielle Bedürfnisse. Dort gebe es seit der Finanzkrise viel mehr regulatorische Anforderungen, die einen starken Ausbau der IT mit sich brächten, erzählt Streich. Der Grundbedarf an Personal sei bei den BankenBanken an sich gestiegen. Aber auch andere Branchen - und nicht nur IT-Dienstleistungsunternehmen - suchen IT-Fachkräfte. Ein deutlicher Indikator für die Arbeitsmarktlage ist für Streich die Tatsache, dass Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Boss auf Messen um IT-Experten werben. Top-Firmen der Branche Banken

Problem Demographie

Sucht ebenfalls IT-Entwickler und Berater: Axel Streich von der Schwäbisch Hall.
Sucht ebenfalls IT-Entwickler und Berater: Axel Streich von der Schwäbisch Hall.
Foto: Schwäbisch Hall

Dass andere Firmen, nicht nur Banken, händeringend nach ITlern suchen, ergibt sich für Streich aus zwei Aspekten: "Die IT wächst generell, denn die Gebiete, in denen sie eingesetzt wird, verbreitern sich zusehends." Auch in seiner Branche seien Zuwächse spürbar. Gleichzeitig schägt der FachkräftemangelFachkräftemangel zu. "Wir merken, dass es einfach weniger Bewerber gibt", sagt Streich. Und das liegt nicht an der Attraktivität des Unternehmens. Schließlich ist Schwäbisch Hall zertifizierter Top-Arbeitgeber und hat bei Great Place to Work den vierten Platz in der ITK belegt. "Die jungen Leute, die heute von der Uni kommen, haben an jedem Finger ein Angebot", formuliert es Streich. Trotz der großen Mitarbeiterzufriedenheit müsse auch die Schwäbisch Hall am Arbeitsmarkt kämpfen. Besser wird es erst mal nicht: "Der Kampf um die Talente wird sich noch verschärfen." Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

Ganz unabhängig von den Veränderungen im Finanzbereich bereitet dem Bereichsleiter auch der demographische Wandel Sorgen: "Wir wappnen uns dafür. In fünf Jahren werden wir einen hohen Bedarf an Personal haben", sagt er voraus. "Wir versuchen schon jetzt Kollegen mit an Bord zu nehmen, die es abfedern, wenn einige in den Ruhestand gehen", erklärt Streich. Noch sei die Lage nicht so dramatisch, doch es sei absehbar, dass sich das bald ändern werde.

Immerhin scheint langsam ein Bewusstsein für die Brisanz der Lage zu entstehen: "Zwei Prozent der IT-Stellenangebote waren Ausschreibungen für einen Ausbildungsplatz", heißt es im Index. Darauf setzt auch die Schwäbisch Hall: "Wir bilden auch selbst IT-Personal aus, mit Trainee-Programmen und dualer Ausbildung", meint Streich. "Wir stellen fest, dass wir für Berufseinsteiger aufgrund des Standorts tendenziell weniger attraktiv sind", sagt Streich. Erfahrenere Fachkräfte finde er eher.

Mangelnde Qualifikation

Dass der IT-Stellenmarkt so rasant gewachsen ist, könnte neben dem gestiegenen Bedarf noch einen weiteren Grund haben: Die Unternehmen finden keine qualifizierten IT-Mitarbeiter mehr. Firmen erwarten von ihren IT-Mitarbeitern, dass sie Java und C++ beherrschen, C und JavaScript, so der Index von Adecco. Vor allem ist den Firmen wichtig, dass ihre künftigen Mitarbeiter fließend Englisch sprechen. Ob ein IT-Berater gut Englisch beherrscht oder nicht, wird zum Einstellungskriterium. 3,6 Prozent der Inserate waren gleich ganz auf Englisch gehalten, im Gesamtstellenmarkt waren es 2,6 Prozent. Mehr als die Hälfte der Stellenanzeigen beinhaltete explizite Forderung nach Englischkenntnissen, ebenfalls deutlich über dem Schnitt des gesamten Stellenmarktes.

Doch an der Qualifikation liege es bei seinen Bewerbern nicht, meint Streich. Die Sprache etwa spielt in einem hauptsächlich in Deutschland tätigen Unternehmen keine so große Rolle wie in einer internationalen Firma. Ihm bereitet etwas ganz anderes Sorgen: "Allerdings sind die Bewerber ohne Berufserfahrung inzwischen deutlich jünger, das merkt man schon." G8 und das Bachelor-System brächten immer jüngere Berufseinsteiger hervor, denen insbesondere auch Lebenserfahrung fehlt. Und das ist nicht nur in der IT-Abteilung so: "Auch in anderen Fachbereichen tun sich die Leute schwer, Mitarbeiter zu finden", sagt Streich. "Es wird insgesamt enger."

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