Business-IT als Service
Cloud Computing bleibt auch 2012 eine Baustelle
Oft haben dieselben IT-Nutzer, die privat fleißig Cloud-Angebote wie Evernote, Doodle oder GoogleDocs nutzen, immer noch Vorbehalte gegen entsprechende Alternativen auf Business-Ebene. Diese skeptische Grundhaltung wird sich 2012 langsam abbauen. Die Erkenntnis, dass Virtualisierung, breitbandige Vernetzung, Mobile Computing und immer bessere Infrastrukturlösungen zu einem Paradigmenwechsel in der Business-IT führen, greift um sich. Software wird künftig als Service bezogen, außerdem ermöglicht Cloud Computing im Zweifel jedem, sich selbst als Service-Provider aufzustellen.
Die Angebote sind da
Rechen- und Speicherressourcen aus dem Netz (Infrastructure as a Service = IaaS) gibt es zuhauf, Anbieter wie AmazonAmazon.com, MicrosoftMicrosoft oder T-Systems verzeichnen hier gute Geschäfte. Auch die Anwendungsinfrastruktur aus der Cloud (Platform as a Service = PaaS) nimmt Konturen an. Große Hersteller bieten Entwicklern weltweit nutzbare, Web-zentrische Rapid-Application-Development-(RAD-)Umgebungen. Software-as-a-Service-(SaaS)-Angebote, die eine Multitenancy-Architektur unterstützen – also in der Lage sind, aus einer Anwendung heraus viele Kunden zumindest in Teilen individuell zu bedienen –, stehen bereits vielfach zur Verfügung. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de
Anwender werden zwischen den Angeboten von Nischen-Playern und Marktgiganten wählen können. Der Zug in die Cloud rollt also, die Analysten von Gartner prophezeien, dass schon im nächsten Jahr 75 Prozent der Softwarehäuser zumindest einige Funktionen als Services bereithalten werden. Bis 2015 sollen dann alle Software-Anbieter mehr oder weniger umfangreich servicebasierende Business-Software-Funktionen anbieten. Doch die Kunden werden diese Leistungen nur allmählich annehmen. Dabei ist die Cloud für kleine und mittlere Betriebe eine interessante Alternative.
- CloudVendor Benchmark 2011
Im Folgenden liefert Experton eine Marktübersicht anhand von Kurzporträts zehn ausgewählter Anbieter. Diese basieren auf den Ergebnissen einer im Frühjahr 2011 vorgenommenen Anbieterbewertung, in der insgesamt 58 Cloud-Anbieter detailliert untersucht wurden (Studie „CloudVendor Benchmark 2011“): - Cisco
Cisco verfügt über ein breit ausgebautes Portfolio an Infrastrukturkomponenten für den Bau und Betrieb von Cloud-Rechenzentren und seit der Übernahme von WebEx über eine führende SaaS-Collaboration-Lösung. Das Joint Venture „Virtual Computing Environment Coalition (VCE)“ zusammen mit EMC und VMware bietet interessante Sourcing-Alternativen im Bereich Cloud Infrastructure. Eine Schwäche ist das fehlende IaaS-Angebot von Cisco. - Citrix
Citrix zählt mit der XenServer-Produktfamilie zu den technologisch führenden Anbietern im Cloud-Middleware-Umfeld, wenn auch auf der Marktseite die Transformation vom klassischen Virtualisierungsanbieter hin zum Cloud-Anbieter lange nicht so schnell vorangeht wie beim Konkurrenten VMware. Ein positiver Aspekt hinsichtlich der Web-Conferencing-Lösung Netviewer ist die auf deutschem Recht basierende Geschäftsbeziehung mit deutschem Gerichtsstand. - Google
Google verfolgt eine absolut klare Cloud-Strategie. So werden fast alle Produkte als Web- beziehungsweise Cloud-Service (IaaS, SaaS, PaaS) frei zugänglich angeboten und nutzungs- beziehungsweise nutzerbasiert abgerechnet. Google bietet mit seinen umgetauften„Google Apps for Business“ eine attraktive Alternative zu gängigen Collaboration- und Office-Lösungen an, die aber unter anderem aufgrund des Images von Google, des Vertriebsansatzes und des fehlenden deutschen Rechenzentrums bei (mittel-)großen Firmen noch nicht sehr erfolgreich ist. Die „App Engine“ genannte Plattform von Google richtet sich – auch aufgrund der geringen An¬passbarkeit – an einzelne Entwickler beziehungsweise kleine Unternehmen, bei denen geringe Kosten und einfache Nutzung im Vordergrund stehen. - Hewlett Packard (HP)
Als weltweiter Marktführer im Segment der x86-Industriestandard-Server behauptet HP auch im Markt für Cloud Infrastructure seine führende Rolle. Hinsichtlich HPs Utility Services, die Enterprise-Applikationen (zum Beispiel SAP) auf einer virtualisierten Plattform flexibel bereitstellen und abrechnen, hat das Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, sodass diese deutlich an Attraktivität gewonnen haben und als ausgereiftes Angebot gewertet werden können. - IBM
IBM bietet derzeit das kompletteste Cloud-Infrastrukturportfolio im Markt. Darüber hinaus steht Big Blue seit Anfang 2011 mit seiner Version einer PaaS-Plattform (IBM Smart Business Development and Test on the IBM Cloud) bereit, die aus dem Rechenzentrum in Ehningen geliefert wird. Beim Segment Großkunden ist IBM mit seinem breiten, durchgängigen Angebot aus Hardware, Middleware und Cloud-Management-Komponenten derzeit als marktführend zu betrachten, und die Cloud Services gelten als die derzeit attraktivsten Angebote am Markt. - Salesforce.com
Salesforce offeriert neben seiner ausgereiften SaaS-CRM-Lösung und der attraktiven PaaS-Plattform „Force.com“ mit „database.com“ auch ein reines IaaS-Angebot. Unter anderem arbeitet Salesforce darüber hinaus mit „Chatter“ und der Übernahme der Konferenzplattform „Dimdim“ inzwischen an der Ausweitung des Portfolios in Richtung Collaboration. Neben dem Fehlen eines deutschen/EU-Rechenzentrums ließe sich das unvollständige Portfolio kritisieren. Außerdem stellt sich die Frage, wann die vor über einem Jahr mit VMware angekündigte Enterprise Java Cloud „VMforce“ in Deutschland verfügbar sein wird. - T-Systems
Die von T-Systems „Dynamic Services“ genannten Private Cloud Services für Großunternehmen können im Umfeld des Betriebs geschäftskritischer Applikationen als eine der Pionierleistungen in diesem Umfeld gelten. Zusätzlich bietet T-Systems seinen Kunden seit Anfang 2011 auch eine IaaS-Plattform an, die in Kooperation mit dem Cloud-Management-Anbieter Zimory vorgestellt wurde. - VMware
VMware ist aufgrund seines breiten und ausgereiften Portfolios an Virtualisierungslösungen der klar dominierende Anbieter für Cloud Middleware. VMware bietet mit der „vCloudProduct Family“ nicht nur das breiteste Cloud-Management-Produktportfolio, sondern setzt hinsichtlich der Integration der einzelnen Module sowie deren technologischer Reife auch den derzeitigen Standard.
Sie neigen grundsätzlich eher zum Kaufen als zum Entwickeln von Anwendungen. Cloud Computing unterstützt diese Haltung, da nun sogar der gesamte Service fremdbezogen werden kann. Anstatt eine kostspielige Inhouse-IT zu pflegen, lassen sich Services einfach aus der Cloud beziehen – übrigens auch solche, die vorher Großkonzernen vorbehalten waren. Die Anschaffungskosten sinken, die Betriebskosten im besten Fall auch. Die Einführungszeiten werden kürzer, Support und Wartung liegen in Händen des Providers. Konzerne mit großen IT-Organisationen bleiben indes auch 2012 vorsichtig und werden sich eher in Nischen mit Software und Infrastrukturprodukten aus der Cloud beschäftigen.