Jahrestagung 2008
Auf alles gefasst sein
Die wichtige Erkenntnis aus dem Fallbeispiel war: Der CIO muss diese Spielchen des Managements erkennen, durchschauen und selbst sein Spiel gestalten. Das heißt: Er muss jederzeit auf Merger-Situationen vorbereitet sein. Dafür sollte er alle relevanten Kennzahlen stets aus der Schublade ziehen können, um den Nutzen der IT und ihren Wertbeitrag für den Unternehmens-erfolg in anschaulicher und verständlicher Form nachweisen zu können. Mit der Vorbereitung und Erkenntnis lebt es sich dann auch entspannter als CIO.
CIO Rainer Janßen von der Münchener Rückversicherung warnte allerdings in seiner Keynote zur Eröffnung der Jahrestagung vor allzu großer Zahlengläubigkeit. In seiner Rede stellte er die Rolle des Kaufmanns der des Ingenieurs gegenüber. Den Ingenieur, also den Informatiker, beschrieb er als jemanden, der das beste Produkt schaffen will. Die Kosten dafür spielen für ihn eine geringe Rolle. Den Kaufmann, oder besser Betriebswirt, charakterisierte er als Homo Oeconomicus, der alles rational nach Zahlen entscheidet, um ein Produkt möglichst günstig herzustellen.
IT ist schwer zu begreifen
Doch nur auf Kosten zu schauen schadet dem Geschäft wie Beispiele aus der IndustrieIndustrie belegen. Nach rigorosen Sparprogrammen litt bei manchem Autohersteller die Qualität der Wagen. Doch auch das andere Extrem, schlägt fehl: Ingenieurs-gesteuerte Firmen bauen schon mal Autos von höchster Qualität, die sich aber nicht rechnen. Immerhin kann man im Gegensatz zur IT ein Auto noch sehen und anfassen. Bei der IT wird´s schwierig: Die Kosten der IT-Komplexität lassen sich nur schwer anschaulich darstellen. Top-Firmen der Branche Industrie
Um nun die IT gegenüber dem Management fassbar und verständlich zu erklären, greifen CIOs auf eine Reihe von Methoden zurück. Janßen arbeitete dabei den Nutzen und vor allem die Grenzen von Benchmarking, Leistungsverrechnung, RoI und Kennzahlen (KPIKPI) heraus. Sein Ergebnis: Wenn CIOs diese Methoden zu akribisch betreiben und nach Perfektion streben, wird ihnen das nichts bringen. Denn nicht alles lässt sich in Zahlen fassen, und manches wirke gar kontraproduktiv: Wenn man jeden Anruf beim User Helpdesk bepreist, wird der Homo Oeconomicus letztlich sagen: Die Mitarbeiter sollen weniger dort anrufen, dann sparen wir Geld. Allerdings werden dann auch weniger Probleme gelöst, das Business leidet, und das unproduktive Hey-Joe-Prinzip kehrt wieder zurück. Alles zu KPI auf CIO.de
Sein Fazit: Die IT allein kann nicht ihren Nutzen für das Unternehmen erzeugen, sie braucht dafür das Business. Also muss sich der IT-Chef frühzeitig bei IT-Projekten um Rückendeckung vom Management kümmern. Dafür braucht ein CIO am besten ein Alter Ego im Management, mit dem er gut kann, der die IT-Anliegen versteht und unterstützt.