KPMG Automotive Survey
Autoblech wird nicht mehr genug Geld bringen
- Insgesamt 76 Prozent der Automotive-Manager erklären, ein einziges "Connected Car" generiere mehr Umsatz als zehn nicht-vernetzte
- KPMG unterscheidet "Upstream-Daten" (die sich auf den Wagen beziehen) von "Downstream-Daten" (die der Fahrer mit seinem Verhalten generiert)
- Autohersteller agieren künftig als "Metalsmith", der als Partner einer ICT-Firma nur Wagen baut, oder als "Grid Master", der herstellt, verkauft, und den direkten Draht zum Kunden hält
Die Richtung, die die Automobilbranche einschlagen wird, ist derzeit unklar. Das zeigt der "Global Automotive Executive Survey 2017" von KPMG. Sicher ist nur eines: der Weg führt "von Offline zu Online". An der Studie haben sich knapp 1.000 Entscheider aus Automotive und Informationstechnologie (ICT) beteiligt. Ergänzend befragte KPMG mehr als 2.400 Endverbraucher weltweit.
Autobesitz für Kunden nicht mehr so wichtig
Die befragten Automotive-Entscheider glauben nicht mehr an Althergebrachtes. Beispiel Autobesitz: Rund Sechs von zehn (59 Prozent) erklären, dass wahrscheinlich nur noch jeder zweite heutige Autobesitzer im Jahr 2025 einen eigenen Wagen haben möchte. Unter den Konsumenten, die KPMG befragt hat, stellt sich das nicht so deutlich dar. Lediglich 35 Prozent stimmen der These zu. Aber: Unter den jungen Verbrauchern zwischen 18 und 30 Jahren sind es mit 42 Prozent überdurchschnittlich viele. Für KPMG ein klarer Trend.
Zurück zu den Automotive-Managern: Sieben von zehn (71 Prozent) halten bisherige Kriterien wie Marktanteil nach Absatz-pro-Stück nicht mehr für zeitgemäß. Knapp acht von zehn (76 Prozent) erklären, ein einziges "Connected CarConnected Car" generiere mehr Umsatz als zehn nicht-vernetzte. Alles zu Connected Car auf CIO.de
Unterschiede bei direktem Kontakt zum Kunden
Konnektivität wird in jedem Fall eine zentrale Rolle für Autobauer spielen. Laut KPMG ist die wichtigste Frage die, wer eine direkte Beziehung zum Kunden aufbaut. Die Berater haben diese Frage an die Studienteilnehmer weitergegeben, und zwar an die Manager ebenso wie an die Verbraucher.
Zunächst die Antworten der Manager: 41 Prozent sagen, die Autobauer selbst werden den direkten Draht zum Kunden haben. Hier zeigt sich offenbar ein wachsendes Bewusstsein, denn in der Vorjahresstudie waren es mit 33 Prozent deutlich weniger. 16 Prozent nennen ICT-Firmen (wie GoogleGoogle) - diese erreichten 2016 noch 22 Prozent. Nur knapp einer von zehn (neun Prozent) sieht den direkten Draht beim Händler, erheblich weniger als beim Zulieferer wie etwa BoschBosch, ContinentalContinental oder Delphi (22 Prozent). Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-500-Firmenprofil für Continental Alles zu Google auf CIO.de
Die Verbraucher wiederum sehen das anders. Wichtigster Ansprechpartner für sie ist der Händler. Er kommt jetzt auf 28 Prozent der Nennungen, ein erheblicher Bedeutungszuwachs gegenüber 14 Prozent in der 2016er-Befragung. Den Autobauer selbst nennen 26 Prozent (2016: 27 Prozent). Der ICT-Anbieter steht für 19 Prozent auf Platz eins. Player wie Google könnten sich also zwischen Hersteller, Händler und Kunden schieben. Einer der befragten Manager sagte gegenüber KPMG, es komme nun darauf an, wer sich dem Verbraucher gegenüber als vertrauenswürdig positionieren kann.
ICT-Firmen zwischen Konkurrenten und Partner
82 Prozent der Automotive-Manager rechnen damit, dass binnen vier Jahren mindestens ein Silicon Valley-Player mit einem eigenen Wagen auf den Markt kommt. Auf die Frage, ob ICT-Firmen Konkurrenten oder Kooperationspartner seien, gehen die Meinungen auseinander: 55 Prozent aus Automotive sehen sie als neue Wettbewerber, 45 Prozent als Partner.
Automotive muss seine neue Rolle finden, fordert KPMG. BMWBMW, DaimlerDaimler, AudiAudi und Co könnten künftig als "Metalsmith" (Schmied) fungieren: Sie stellen die Fahrzeuge für einen ICT-Player her. Die Beziehung zum Endverbraucher hat ICT. Oder Automotive agiert als "Grid Master", der Autos herstellt, selbst verkauft, digitale Services rund um das Fahrzeug anbietet und über die technologische Plattform dafür verfügt. Irgendwo zwischen diesen beiden Bildern muss jeder Hersteller Position beziehen. Top-500-Firmenprofil für Audi Top-500-Firmenprofil für BMW Top-500-Firmenprofil für Daimler
Fahrspaß heißt noch immer schnelles Fahren
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Kaufkriterium Nummer Eins mit Blick auf das vernetzte Auto ist der DatenschutzDatenschutz. 52 Prozent der Automotive-Entscheider sagen das, und 48 Prozent der Verbraucher bestätigen es. Danach aber schätzen Manager die Dinge anders ein als ihre potenziellen Kunden: 45 Prozent der Manager sehen Fahrassistenz-Systeme auf Rang zwei. 45 Prozent der Kunden jedoch geht es ums Geld, sie wollen Aufklärung über die Total cost of ownership. Für das drittwichtigste Kriterium halten die befragten Manager Schadstoffverbrauch und Elektromobilität. Anders die Kunden: 42 Prozent wollen Fahrspaß. Das beinhaltet nach wie vor Fahren bei hoher Geschwindigkeit. Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Stichwort Datenschutz: Jeder zweite Verbraucher (49 Prozent) betrachtet sich selbst als den Eigner der Daten, die in seinem Fahrzeug generiert werden. Das sehen allerdings nur 19 Prozent der Automotive-Manager so. Diese glauben, die Kunden hielten den Autobauer für den vertrauenswürdigsten Adressaten der Daten (34 Prozent). Weitere 16 Prozent der Manager nennen auch den ICT-Anbieter, 14 Prozent die Zulieferer.
Inder und Asiaten zeigen das stärkste Daten-Bewusstsein
Die künftige Relevanz von Daten in der Automobilbranche wird nicht überall auf der Welt erkannt. So erklären 53 Prozent der Befragten aus dem Raum Indien/Asien den Umgang mit Daten zur höchsten Priorität. In den USA sind es 47 Prozent, in Westeuropa dagegen nur 25 Prozent und in Osteuropa 20.
KPMG unterscheidet bei den Daten rund ums Auto zwei Kategorien. Das eine sind "Upstream-Daten": Informationen, die das Fahrzeug betreffen. "Downstream-Daten" generiert der Fahrer mit seinem Verhalten. Diese Unterscheidung sei angesichts der Forderung nach Datenschutz wichtig.