Ausgaben für Offshoring steigen auf 260 Milliarden US-Dollar

Banken setzen beim Offshoring auf neue Geschäftsmodelle

23.07.2004
Von Detlef Scholz

Der Einfluss von Offshoring auf das Bankwesen differiert stark mit der Größe des Geldinstituts. Die großen Banken bilden laut der Untersuchung den Motor für weitgehende Veränderungen bei Finanzdienstleistungen. Sie verschaffen sich zunehmende Wettbewerbsvorteile gegenüber kleineren Mitbewerbern. Deloitte schätzt, dass mehr als 80 Prozent der weltweit größten Bankinstitute (mit einer Kapitalisierung von über zehn Milliarden Dollar) bereits Geschäftsaktivitäten verlagert haben. Entsprechend haben weniger als 20 Prozent bisher noch keine Offshoring-Aktivitäten unternommen. Bei kleineren Bankhäusern beträgt das Verhältnis 50 zu 50. Die Differenz der Verhältnisse wird den Finanzkonzernen signifikante Kostenvorteile verschaffen, mit wachsender Tendenz.

Die Mehrheit der Banken erwartet, dass bis 2010 etwa 20 Prozent der gesamten Kostenbasis ins Ausland verlagert worden ist. Zu dem Zeitpunkt werden die weltweit 100 größten Finanzinstitute 400 Milliarden Dollar ihrer Kostenbasis in Billiglohnländer outgesourct haben. Die dadurch eingesparten Kosten geben die Marktforscher mit 37 Prozent pro ausgelagertem Prozess an. Jedes Institut spart dann jährlich knapp 1,5 Milliarden Dollar ein. Die gesamten Ausgaben für Offshoring beziffert der Marktforscher auf knapp 260 Milliarden Dollar.

Bis Ende des nächsten Jahres werden rund 210 Milliarden Dollar der Kosten transferiert sein. Die Einsparungen der 100 Konzerne liegen Deloitte zufolge bei 700 Millionen Dollar. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber der nicht Offshoring betreibenden Konkurrenz.

Die vier C's sind entscheidend für den Erfolg

Ein weiterer positiver Effekt von Offshoring ist die Erschließung neuer Märkte. Die Studie nennt als Beispiel die indische Großstadt Bombay, die geradezu "geschmückt" sei mit Werbeanzeigen von Versicherungsunternehmen, die nach dorthin Jobs verlagert hätten. Der lokale Markt gewinnt zunehmend an Bedeutung, zumal in Indien, wo die Mittelklasse bald mehr als 50 Millionen Menschen zählt.

Die Marktforscher warnen aber auch vor Risiken, die mit dem Offshoring verbunden sind. Für den Erfolg ist eine ganzheitliche Sicht der Gefahren und Nutzen unabdingbar. Am Anfang müsse eindeutig geklärt werden, welche Arbeitsplätze für eine Verlagerung sinnvollerweise in Frage kommen. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen die vier C's berücksichtigen: Kosten (costs), Komplexität (complexity), Kultur (culture) und ComplianceCompliance. Alles zu Compliance auf CIO.de

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