Playdoyer für Right Speed
Bimodale IT ist das Problem von Morgen
Bimodale IT also als wichtiger Schritt in die richtige Richtung? Bei weitem nicht, denn es gibt durchaus auch kritische Stimmen über diesen Ansatz. Bimodale IT, wie der Name schon sagt, impliziert zwei getrennte Welten, die mehr oder weniger unabhängig voneinander agieren können. Genau dabei entsteht das Problem.
Wer bezahlt es?
Mit hoher Geschwindigkeit entwickelte Lösungen erfordern perspektivisch auch einen stabilen und zuverlässigen Systembetrieb. Die Frage bleibt oft unbeantwortet, wer diesen liefern und bezahlen soll. Denn Unternehmen haben plötzlich zwei IT-Kostentreiber in der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung). Wie wird damit umgegangen? Spätestens wenn sich die Kunden beim Vorstand oder Geschäftsführer bezüglich der IT-Lösung beschweren, stellt sich die Frage nach Verantwortung: Chief Digital Officer, Chief Information Officer oder Chief Innovation Officer? Wer ist denn nun zuständig?
Es gibt viele gute Beispiele von Unternehmen, deren IT sowohl Stabilität und Zuverlässigkeit als auch Agilität und Geschwindigkeit abliefert - ohne in einen bimodalen IT-Ansatz verstrickt zu sein oder zu werden. So bewirkt die Diskussion über bimodale IT sicher, dass die Themen IT und Geschwindigkeit (endlich) auf der Management-Etage ankommen.
Sicherlich geschieht das auch auf der Grundlage, dass die IT bislang meist als antiquierter Kostenfaktor in Unternehmen betrachtet worden ist, der (wenn überhaupt) viel zu spät liefert und dort bislang eh nicht verstanden wurde. Es lebe der Hype um Digital Ventures! Mit dem bimodalen Ansatz ist abzusehen, dass die Lösung von heute zum Problem von morgen wird.
Plädoyer für einen "Right-Speed"-Ansatz
Was haben also die Unternehmensverantwortlichen zu tun, um sich den Herausforderungen der digitalen Transformation zu stellen? Die Antwort auf diese Frage heißt "Right-Speed IT" - eine integrierte Informationstechnik mit der "passenden" Geschwindigkeit:
Auf der einen Seite ist sie im Sinne eines Business Enablements darauf fokussiert, das Kerngeschäft bei idealem Ressourceneinsatz optimal zu unterstützen, Risiken zu minimieren und den Alltagsbetrieb zu gewährleisten.
Auf der anderen Seite öffnet sie aber auch den Blick in Richtung Business Transformation und Disruption, auf neue Technologien und Methoden: zur Steigerung der Kundenbindung, zur Erhöhung der Vertriebskraft und zur Erschließung neuer Märkte. Dieser Zweig wird durch Agilität und hoher Geschwindigkeit dominiert.
Beide Pole gehören nicht separiert sondern integriert sowie in Abhängigkeit der Kundenbedarfe ausbalanciert.
Neue Organisationsstrukturen notwendig
Der Weg zu einer IT der "passenden" Geschwindigkeit bedingt ohne Zweifel Anpassungen an der Informationstechnologie jenseits einer "IT-Kosten-Denke". Starre IT-Organisationsstrukturen sind hierfür aufzubrechen und durch liquidere Formen der Zusammenarbeit zu ersetzen. Design-Thinking-Ansätze liefern Ideen, welche mit agilen IT-Prozessen mit optimierter Balance von Disziplin und Freiraum umgesetzt werden.
Letztlich sind auch historisch gewachsene IT-Architekturen meist auf Host-Basis technologisch zu modernisieren. Auf dem Weg dahin sind neue Erfolgsrezepte in Kooperation und Interaktion gefragt. Digitale Labs, Innovation Camps oder Think Tanks in denen Experten aller Disziplinen in "Biotopen" auf Augenhöhe zusammenarbeiten, zeigen Wege in eine erfolgreiche, digitale Zukunft auf.
Bimodal-Heilsversprecher liefern keine Antworten
Auch bei einer Right-Speed-Ausrichtung, muss die Frage beantwortet werden, wie IT-Projekte tatsächlich beschleunigt werden - in einem Korsett das meist durch Standards wie z.B. PMI oder Prince2 geschnürt ist und wo sich leider kein Kapitel zur Beschleunigung der Projektarbeit findet. Denn zum Thema Beschleunigung liefern die Evangelisten und Heilsversprecher der bimodalen Welt oft keine Antworten.